SOS - die Erde erkaltet
endgültige Urteil zu warten hatten.
Amol machte sich keine Sorgen. Er war glücklich. Zwar sprach er sehr wenig, aber er hatte die ganze Verhandlung hindurch einen triumphierenden Ausdruck in den Augen. Sein Lebenswerk war gerechtfertigt, und er war zufrieden. Gorr Holl und Magro waren auch unbekümmert. Der große Kapellanier frohlockte sogar jetzt noch, als sie auf die Entscheidung warteten.
»Was können sie schon machen?« erklärte er Kenniston zum zwanzigsten Male. »Das Experiment ist geglückt. Der Arnol-Prozeß hat sich als durchführbar erwiesen, und inzwischen weiß die ganze Milchstraße davon. Man kann es den sterbenden Welten der menschenähnlichen Wesen nicht mehr verweigern, es anzuwenden. Das wird man nicht wagen!«
Magro fügte hinzu: »Man wird auch Ihr Volk nicht mehr zwingen, die Erde zu verlassen, weil sie wärmer wird. Das wäre sinnlos.«
»Aber für den Rest unseres Lebens kann man uns hinter Schloß und Riegel setzen, und ich wäre nicht erfreut darüber«, sagte Kenniston.
Gorr Holl grinste breit. »Denken Sie daran, Kenniston, wir sind nur gefühlsduselige Primitive, und darauf wird man Rücksicht nehmen müssen.«
Als sie wieder in den großen Raum zurückgeführt wurden, um das Urteil zu hören, flogen Kennistons Augen nicht zu der Gruppe, die hinter dem Richtertisch saß, zu den drei Menschen und dem einen menschenähnlichen Wesen, sondern zu Varn Allan. Er wußte: In dieser Verhandlung stand ihre berufliche Zukunft auf dem Spiel. Sie sah nicht aufgeregt aus und begegnete seinem Blick mit einem ernsten, kleinen Lächeln. Lund neben ihr schien jetzt abwehrbereit und leicht beunruhigt.
Er warf Kenniston einen bösen Blick zu, aber der mußte seine Augen abwenden, da die Verlesung des Urteils eben begann.
Der alte Mann, der es vortrug, der älteste der vier Gouverneure, machte kein freundliches Gesicht. Er sprach wie ein Mensch, der widerstrebend eine unangenehme Pflicht erfüllt.
»Sie alle, die Anführer bei dem Unternehmen waren, haben sich strafbar gemacht und verdienen wegen Ihrer offenen Auflehnung gegen die Gouverneure die schwersten Strafen des Bundesgesetzes«, sagte er. »Es wäre durchaus angebracht, einen Urteilsspruch über lebenslängliches Gefängnis zu fällen.«
Er blickte kalt auf sie herab. Gorr Holl flüsterte: »Er versucht nur, uns Schrecken einzujagen …« aber seine Worte klangen nicht sehr zuversichtlich. Der alte Gouverneur fuhr fort: »Aber in diesem Fall ist es ganz unmöglich, einen Urteilsspruch auf rein gesetzlicher Grundlage zu erzielen. Wir müssen zugeben: Die vollendete Tatsache, vor die Sie uns gestellt haben, hat eine völlig neue Lage geschaffen. Der Rat der Gouverneure hat jetzt seine Zustimmung gegeben, den Arnol-Prozeß auf bestimmten anderen Planeten anzuwenden …«
Kenniston konnte es schwer – ganz schwer fassen, daß ein langer, mächtiger Kampf um das Weiterleben ganzer Welten in folgenden Phrasen endete: »… auf bestimmten anderen Planeten, und das ergibt für uns gesetzlich eine unhaltbare Lage. Sie alle jetzt für die Anwendung des Prozesses zu bestrafen, würde zumindest moralisch – wenn nicht gesetzlich – bedeuten, daß wir Sie für den Bruch eines nicht mehr gültigen Gesetzes zur Verantwortung ziehen.«
Gorr Holl stieß einen so langen und geräuschvollen Seufzer der Erleichterung aus, daß er sogleich mit einem wütenden Blick zur Ruhe gewiesen wurde.
»Wir waren daher nicht imstande, etwas anderes zu beschließen, als Sie mit dem offiziellen Tadel des Rates der Gouverneure für Ihr Verhalten zu entlassen.«
Jetzt, da der Augenblick gekommen war – jetzt, wo alles vorbei war, merkte Kenniston: Er fühlte trotz allem wenig innere Bewegung.
Die Sache, um die es in dieser Auseinandersetzung ging, war so groß und bedeutend, daß ihm sein persönliches Schicksal dagegen winzig vorkam. Er wußte, dieses Gefühl würde vorübergehen, später würde er froh und dankbar sein, aber im Augenblick …
Doch der Gouverneur war noch nicht zu Ende. Er sprach nun ausschließlich zu Varn Allan. »Neben der Hauptfrage bleibt vor allem noch das Verhalten der verantwortlichen Beamten zu beurteilen, die damit zu tun hatten. Wir sehen uns gezwungen, deswegen eine öffentliche Rüge auszusprechen; uns scheint der Administrator, der sich im Amt befand, bei einem psychologischen Problem versagt zu haben; das ist nicht zu entschuldigen, und« – hier blickte er Norden Lund an – »von Seiten des Subadministrators wurden offenkundige
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