Soucy, Gaetan
vollkommenen Idioten.
DAS PRISMA
M it einem Seufzer der Erleichterung sah Hurtubise in der Ferne die untersetzte Gestalt Louis Bapaumes sich nähern. Der Zug war bereits vor einer Viertelstunde abgefahren. Der Offizier entschied, dem Reisenden entgegenzugehen. Er fragte ihn, wie es kam, dass der junge von Croft ihn nicht wie abgemacht bis zum Bahnhof gebracht hatte. Louis erklärte, er selbst habe darauf bestanden, den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen. Er entschuldigte sich, den Oberleutnant haben warten zu lassen.
»Hier ist heißer Kaffee«, sagte Hurtubise, sobald sie sich vor dem Kaminfeuer niedergelassen hatten. »Wenn Chouinard wiederkommt, werde ich ihn bitten, das Zimmer für Sie herzurichten. Vor morgen Mittag kommt hier kein Zug mehr vorbei.«
Bapaume erwiderte, dass dies außer Frage stehe, dass er noch am selben Abend abzureisen wünsche. Er erkundigte sich nach der Entfernung zum nächsten Dorf in Richtung Süden.
»Aber das sind mindestens drei Stunden Fußmarsch, Monsieur Bapaume.«
»Es gibt dort sicher einen Ort zum Nächtigen? Oder einen Zug vielleicht? Ich bin Ihnen schon genug zur Last gefallen.«
Es kam zu Verhandlungen. Da Bapaume so sehr darauf beharrte zum nächsten Dorf zu gehen, schlug der Offizier ihm schließlich vor, von dort aus den Güterzug zu nehmen, der gegen zwei Uhr in der Frühe nach Montréal fuhr. Es würde nicht gerade komfortabel sein. Doch würde er sicher Stroh für ein Nachtlager finden. Der Oberleutnant kannte den Bahnhofsvorsteher gut, es sei immer möglich, sich mit ihm zu arrangieren. Er würde ihm eine kurze Nachricht schreiben.
»Aber ich halte das immer noch für unvernünftig. Ich denke, der heutige Tag war für Sie ohnehin schon beschwerlich genug. Sie sollten meine Einladung annehmen. Ich versichere Ihnen, dass es mir nichts ausmacht.«
Bapaume verweigerte, sich umstimmen zu lassen.
»Ganz wie Sie wollen«, erwiderte Hurtubise, leicht erschüttert angesichts einer derartigen Entschiedenheit, die er dem Reisenden nicht zugetraut hätte.
Er begab sich an seinen Tresen und verfasste einen kurzen Brief an den Bahnhofsvorsteher von Saint-G…
»Bitte sehr, ich habe Ihnen auch meine Adresse aufgeschrieben. Ich meine, die Anschrift meiner Mutter, wenn Sie so wollen. Und Ihre? Könnten Sie sie mir vielleicht hier auf das Blatt schreiben? Ich habe noch immer mein kleines Vorhaben im Kopf, unsere beiden Françoises zusammenzubringen … Wenn Sie mich jetzt einen Moment entschuldigen wollen, meine Truppe kommt gerade zurück. Ich bin in ein paar Minuten wieder da.«
Hurtubise ging hinaus, um zu hören, was seine Männer zu melden hatten. Sie waren bei der missglückten Rettung des kleinen Mädchens dabeigewesen. Ein Mitglied der Truppe hatte sie auf der Schulter getragen, umsie aus der Gletscherspalte zu bergen. Sie waren zurückgekommen, ohne an der Trauerfeier teilzunehmen. Für Hurtubise war das keine Neuigkeit. Er war bereits über all das per Telefon unterrichtet worden. Die Männer standen dicht gedrängt in einer Reihe auf der Treppe vor dem Haus, verdrossen, die Stimmung auf dem Nullpunkt. Einer raufte sich die Haare und schluchzte. Der Oberleutnant setzte sich und steckte eine Zigarette der Solidarität an, die sie gemeinsam rauchten, schweigend.
Der Oberleutnant kehrte in die Behausung zurück, während Bapaume einen Brief beendete. Er schrieb ohne Eile, ohne dass die Feder sich vom Blatt hob, so als würden ihm die Worte beständig von einem Diktat eingegeben. Wie sehr doch diese Selbstbeherrschung, diese Souveränität seinen Zaudereien vom Vortag entgegenstand. Wenngleich der Offizier einiges auf seine Menschenkenntnis hielt, musste er wohl einsehen, dass Gott, nachdem er diesen hier geschaffen, offenbar die Gussform zerschlagen hatte. Mit seinen zerfurchten Zügen, seinem massigen Gesicht, seinen feisten Fingern und Schultern, seinem ge drun genen Wildschweingang, glich er einem Maurer, der mit einer schweren Ladung Ziegel auf dem Rücken des Weges kommt. Doch in der geringsten seiner Gesten, und sei es die Hand, die über seine mauerhohe Stirn streicht, auch in seiner Art aufzuhorchen, den anderen von der Seite zu beäugen, wenn dieser abgewandt stand, und schließlich in der Weise, wie er selbst die nichtigsten Dinge mit einer Aufmerksamkeit bedachte, als lote er sie bis in die Untiefen ihrer Geheimnisse aus, in alledem lag, unter dem Anschein von Schwäche, eine berückende, leicht geheimnisvolle Feinsinnigkeit, die geprägt war
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