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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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Dutzend silberner Ringe an ihren winzigen Fingern wirkt fast wie ein Schlagring.
    »Woher wusstest du, wer ich bin? Und wieso kann ich dich sehen? Ich dachte, ich darf hier überhaupt niemanden sehen.«
    Sie grinst und um ihre Augen bilden sich Lachfältchen. »Mich kann jeder sehen, auch die Besucher. Nur die Gäste kannst du noch nicht sehen.«
    Sie hat einen Liverpooler Akzent, wie Mr Bryant. Ich frage mich, ob ich mich verhört habe. »Wen?«
    »Die Gäste. So nennen wir die Leute hier. Die Toten.«
    Ich zucke zusammen. »Ich dachte, wir dürften nicht über den Tod reden«, flüstere ich. »Was ist, wenn die Geschäftsleitung dich hört?«
    Sie lacht, aber es wirkt nicht so, als lachte sie mich aus. Dann zieht sie eine Schachtel Zigaretten aus der Schürzentasche und zündet sich eine an. »Alice, ich bin die Geschäftsleitung.«
    Ich starre sie an. »Du?«
    »Na ja, nicht ich alleine und ich bin auch keins von den ganz hohen Tieren, aber ja, ich arbeite hier. Man könnte sagen, ich bin teils Barfrau, teils Mutter Oberin und teils Schulter zum Ausweinen. Hier braucht früher oder später jeder mal ’ne große Schwester.«
    Sofort denke ich an meine eigene große Schwester. »Wo ist Meggie? Ihr ist doch nichts passiert, wegen dem, was ich gesagt habe, oder?«
    »Nein, nein. Sie ist immer noch da. Die haben dich hierher zu mir geschickt, um dir die Gelegenheit zu geben, in Ruhe ein paar Fragen zu stellen. Ganz privat, ohne dass uns jemand zuhört.«
    »Fragen? Was denn für welche?«
    »Was immer du wissen willst, Schätzchen. Ich kann nicht behaupten, ich wüsste alles, aber ich werde mein Bestes geben.«
    Ich kann nicht klar denken. Ich habe so viele Fragen.
    »Ach, Alice, ich wünschte, ich könnte dir ’nen Drink einschenken.« Sie wirft einen Blick auf die Bar, die noch besser bestückt ist als die in dem schicken Club in Greenwich, in den mich Meggie am letzten Valentinstag geschmuggelt hat.
    »Schon okay, ich hab hier Wasser.« Es ist eine regelrecht körperliche Anstrengung, meine Aufmerksamkeit vom Bildschirm zurück in die wirkliche Welt zu lenken, sodass ich einen Schluck trinken kann. Warum wirkt Soul Beach im Vergleich so viel lebendiger?
    »Setzen wir uns«, fordert Sam mich auf und schüttet den Großteil des Inhalts einer Flasche Rotwein in ihr Glas, bevor sie mich zu einem Tisch führt.
    Die Bar hat ein Dach aus Palmblättern, ist aber nach allen Seiten offen, und als ich mich setze, kann ich das Meer und den Horizont darüber sehen. Heute Abend leuchtet das Wasser saphirblau und die Sonne ist noch nicht untergegangen, deswegen weiß ich nicht, in welcher Zeitzone wir uns befinden.
    »Also, was willst du wissen?«
    Ich versuche, mich zu konzentrieren. »Okay. Warum ist Meggie hier?«
    »Sie wurde doch ermordet, stimmt’s?«
    Ich zucke zusammen. Es klingt immer noch so grauenhaft. »Ja. Weißt du, von wem?«
    »Nein. Absolut nicht. Wir erfahren hier nur das Allergrundlegendste, aber um ehrlich zu sein, ist das auch gut so, weil ich nämlich ein echt beschissenes Gedächtnis habe. Und – nimm’s mir nicht übel, ich mag deine Schwester, sie ist echt witzig – es sind einfach so viele, und jeder hat ’ne interessante Story, also wird’s nach ’ner Weile ganz schön schwierig, sich zu erinnern, wer wer ist, ganz zu schweigen davon, wie sie hergekommen sind.«
    »Was, echt?«
    Sie nickt. »Ich weiß, jetzt denkst du, was für ’ne miese, abgebrühte Kuh. Aber im Ernst, wenn man den Leuten hier wirklich bei der Eingewöhnung helfen will, muss man in erster Linie dafür sorgen, dass sie vergessen, warum sie hier sind, und sich auf … na ja, auf das Leben nach dem Tod konzentrieren.«
    »Das heißt, wir sind wirklich im Himmel?«
    Sam schüttelt den Kopf. »Nicht ganz. Also, pass auf, das meiste, was wir erzählt bekommen, ist mehr oder weniger topsecret. Aber hast du schon mal den Begriff Limbus gehört?«
    »Dieser Heiligenschein, den Leute auf so alten Bildern immer um den Kopf haben?«
    Sam lächelt. »Nein, nicht Nimbus. Limbus. Es gibt da diese Vorstellung, dass es eine Art … Wartezimmer zwischen dem Leben auf der Erde und dem Jenseits gibt. Oder einen Läuterungsprozess. Je nach Religion.«
    »Läuterung? Wie im Fegefeuer? Also hat Meggie irgendwas Falsches getan?«
    Wieder schüttelt sie den Kopf; ihre mit Perlen verzierten Dreadlocks schwingen fröhlich hin und her, was angesichts des Themas nicht gerade angemessen scheint. »Nein. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Mit diesem ganzen

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