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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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aufstehen. Aber denk dran, so sehr Cara und Robbie dir auch helfen wollen, sie können nicht verstehen, was du durchmachst. In dieser Gruppe gibt es Leute, die das können.«
    »Ja, aber vielleicht habe ich gar keine Lust, auf ’nem Sitzsack zu hocken, Kräutertee zu trinken und in Gratistaschentücher zu heulen. Davon kommt Meggie schließlich auch nicht zurück, oder?« Meine Stimme klingt schärfer als beabsichtigt.
    Mum steht auf. »Da hast du vollkommen recht, Alice. Sie ist nicht mehr da und wir alle müssen unseren eigenen Weg finden, damit zurechtzukommen. Ich hätte dich nicht drängen dürfen. Du hast Anspruch auf deinen Freiraum. Tut mir wirklich leid.«
    Ich warte, bis ich sie die Treppe hinuntergehen höre. Dann schalte ich den Laptop ein und rufe Soul Beach auf.
    Die Seite wurde nicht gefunden.
    Als ich versuche, über meine Browser-Chronik auf die Seite zu gelangen, ist dort keinerlei Spur von Internetaktivität nach sieben Uhr gestern Abend zu sehen. Es ist, als wäre ich nie am Soul Beach gewesen.
    Kann ich das alles denn geträumt haben, bis hin zum Sand zwischen meinen Zehen und dem Sarkasmus in der Stimme meiner Schwester? Hat der Kummer mich in den Wahnsinn getrieben, wie Ophelia in Hamlet ?
    Aber bevor ich nach Mum schreie und sie anflehe, mich so schnell wie möglich für eine Dosis Olavotherapie anzumelden, erinnere ich mich an die E-Mails. Da sind sie, die leere vom Tag der Beerdigung und die zwei mit dem Absender Soul Beach.
    Fühle ich mich jetzt weniger verrückt?
    Ja.
    Und fühle ich mich besser?
    Nein, kein bisschen.

Erinnerungen sind wie eine treulose Partnerin.
    Sie sind nichts weiter als eine überzeugende Geschichte, die man sich so oft vorgebetet hat, dass sie sich im Gedächtnis verankert und schließlich echt erscheint. Dieselbe Begebenheit, von verschiedenen Leuten erzählt, kann so anders wirken, dass man sie gar nicht wiedererkennt.
    Wie würde Meggie sich wohl an unsere erste Begegnung erinnern?
    Meine Version sieht folgendermaßen aus: ein Gesicht in der Menge. Nein, mehr als nur ein Gesicht. Ein ganzes Schicksal, das sich mit einem einzigen Blick enthüllte. Obwohl ich mir niemals vorgestellt hatte, dass es ausgerechnet der Tod sein würde, der unsere Leben für immer miteinander verflechten sollte.
    Viel später habe ich sie nach diesem ersten Mal gefragt, aber sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, mich an jenem Abend gesehen zu haben, und dann versuchte sie, über meine Gekränktheit hinwegzulachen. Eine große Denkerin war Meggie nie. Wäre sie das gewesen, dann wäre vielleicht alles anders gekommen. Vielleicht wäre ich dann auch anders gewesen. Sanfter, nicht so aufbrausend? Am Ende habe ich Verständnis in diesen hellen, perfekten Augen aufschimmern sehen, aber da blieb ihr keine Zeit mehr, eine Geschichte zu erfinden, die mich zufriedengestellt hätte. Außerdem lag das Kissen auf ihrer Nase und ihrem Mund, und loszulassen wäre viel zu riskant gewesen. Die berühmte Stimme, die mir hätte zuflüstern können, was ich hören wollte, hätte genauso gut um Hilfe schreien können. Sie beherrschte die lauten und die leisen Töne gleichermaßen.
    Ach, es hat keinen Sinn, die Vergangenheit ändern zu wollen. Was passiert ist, ist passiert. Letztendlich zählt nur, was ich glaube, und ich glaube, dass sie mich geliebt hat, egal, was gewesen ist.

13
    Sieben Tage in der Hölle. Noch nie ist mir eine Woche so lang vorgekommen, nicht vor Weihnachten, nicht vor meinem Geburtstag, nie.
    Ich bin total fahrig und hektisch und mies gelaunt. Mum dachte erst, ich wäre krank, aber als das Digitalthermometer nichts Außergewöhnliches anzeigte, verlor sie die Geduld mit mir. Sie ist immer noch sauer, weil ich nicht bei Olavs Teenietragik-Quatsch mitmachen will, und dass Dad denkt, ich würde mich aus Solidarität mit ihm weigern, ist auch nicht gerade hilfreich, also redet sie im Moment mit so ziemlich niemandem.
    Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin die einzige Erwachsene in diesem Haus.
    Nur dass ich mich diese Woche selbst nicht sonderlich erwachsen verhalten habe. Ich schleiche durchs Haus und checke meine Mails noch öfter als sonst, aber von der Soul-Beach-Geschäftsleitung kommt nichts. Falls es sie überhaupt gibt. Zwischen meinen ständigen Klicks auf Aktualisieren vergehen die Tage vollgestopft wie immer – Schule, Cafeteria, Hausaufgaben, noch mehr Hausaufgaben, anzügliche Geschichten seitens Cara über irgendwelche Männer, anstrengende Fragen seitens

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