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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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kann man nachfüllen. Es kann so entweder Hauptgericht oder Zwischenmahlzeit sein. Für mehrere Gänge ist ja zumindest mittags meist keine Zeit. Auf eine Sättigungbeilage sollte man verzichten, wenn man noch was vorhat. Das Eiweiß aus Fleisch und Linsen, zusammen mit den Vitaminen aus Zitrone und Petersilie, dazu die Schärfe schmieren den Organismus und die Laune. Trinken sollte man dazu Mineralwasser, Champagner oder, wie Toto, Sekt mit Ascorbinsäure.

Die Konsistenzen von Kathinka
    »Wenn du mich liebst, machst du die Krümel aus dem Bett. «
    Zinos stand im Shop der Tankstelle und blätterte in einer Bravo. Zu Hause hatte er ein bisschen gekifft und die Flasche Barolo getrunken, die Udo ihm zu Weihnachten geschickt hatte. Trotzdem fühlte er sich nüchtern. Kathinka war nirgends zu sehen. Zinos verließ die Tankstelle und sah sich um; der Blick reichte nicht weit, Menschen brüllten durcheinander, öffneten Flaschen oder schmetterten leere auf den Boden. Es war eine Minute vor zwölf, die Masse begann zu zählen. Zinos hatte nichts zum Anstoßen. Die letzten Sekunden brachen an.
    Jemand hielt ihm die Augen zu und flüsterte: »Welche Augenfarbe hab ich?«
    Er drehte sich um.
    Kathinkas Pupillen waren so groß, dass man ihre Augenfarbe nicht mehr erkennen konnte. Böller knallten in der Luft, auf dem Boden, Zinos wurde von allen Seiten umarmt, Kathinka drückte ihm eine Flasche Wodka in die Hand und strahlte. Sie trug eine kurze Pelzjacke, darunter ein enges glitzerndes Kleid. Ihre Stiefeletten machten sie einen Kopf größer. Sie kaute einen roten Kaugummi, der süßlich roch. Zinos nahm einen großen Schluck Wodka.
    »Ein erfolgreiches nächstes Jahrtausend wünsch ich dir!«
    Sie lachte und steckte ihm die Zunge in den Mund. Ihr Lipgloss klebte. Sie zog ihn hinter sich her. Trotz ihrer hohen Schuhe rannte sie beinahe.
    »Was ist mit dir?«, fragte Zinos.
    »Nichts, ich hab bloß Spaß«, sagte sie etwas zu laut.
    »Wohin gehen wir?«, fragte er.
    »In den Bunker , Feldstraße, da ist Hip-Hop!«
    »Klingt gut«, sagte Zinos.
    »Du bist solo?«, fragte sie.
    »Sonst wäre ich nicht gekommen. Und du?«
    »Seit gestern nicht mehr, ich hab Schluss gemacht, ich wollte dich treffen! Und ich hoffe, ich bereue es nicht. Aber ich kann ihn jederzeit zurückhaben. Jigger Jackson ist verrückt nach mir und total irre. Er macht Hip-Hop, er ist auf der Party. Letztes Jahr war schon mal Schluss, da hat er zwei Songs für mich geschrieben, Muschihölle und Freakfotze. Süß, oder? Ich war gerührt, deshalb sind wir wieder zusammengekommen, er hat mir Obsession von Calvin Klein zu Weihnachten geschenkt. Der Typ kifft und träumt zu viel.«
    »Was hast du denn alles genommen?«
    »Nichts! Wie kommst du darauf, dass man Silvester l999 Drogen nehmen könnte!?«
    Sie lachte mit sich alleine, stakste neben Zinos her und rauchte Kette.
    »Und meinst du nicht, dieser Jigger könnte vielleicht – ein Problem mit mir haben?«
    »Ach was, das geht den gar nichts an, mit wem ich unterwegs bin. Wir gehen da jetzt einfach hin.«
    »Du siehst gut aus«, sagte Zinos.
    »Danke, du auch. Schöne Lederjacke, steht dir, du siehst darin aus wie Al Pacino – geil, ich feier Silvester mit Pacino!«
    Bis zum Bunker an der Feldstraße hatten sie die Flasche Wodka ausgetrunken. Es knallte und leuchtete noch immer überall, Zinos störte es nicht mehr. Kathinka zog ihn an der langen Schlange vorbei und begrüßte die Türsteher mit Küsschen. Oben auf der Party verschwand sie sofort auf die Toilette. Zinos holte sich ein Bier und lehnte sich gegen die Wand. Ein großer, dicker Typ stand plötzlich vor ihm:
    »Hey!, Typ, die Frau, mit der du da bist – hast du was mit der?«
    »Bist du Jigger?«
    »Ja, Digger –Jigger Jackson, was geht! Hat sie von mir gesprochen?«
    »Das müsst ihr zwischen euch ausmachen, ich hab damit nichts zu tun«, sagte Zinos, und als Jigger nicht antwortete, sondern ihn anstarrte, ohne dass Zinos den Gesichtsausdruck deuten konnte, sagte Zinos:
    »Ey!, ich mag deine Musik! Korrekt, Digger!«
    Jigger grinste selig. Sie stießen an und kifften zusammen. Zinos tanzte, traf Leute von früher aus Altona, Kiezfreunde von Illias und schloss Partyfreundschaft mit ein paar lässigen Jungs aus Eimsbüttel. Jigger Jackson machte mit zwei Eppendorferinnen rum, als Kathinka erst um kurz vor fünf wieder auftauchte. Sie hatte Nasenbluten und wollte sofort los.
    Mit dem Taxi fuhren sie zum Haus ihrer Eltern, die gerade in Thailand

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