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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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genaue Summe des Wechselgeldes kund, wenn sie herausgaben. Der Raum war mit putzigen Tischchen mit Deckchen und Plastikblumen zugestellt. Die dreibeinigen Tische gerieten bei jeder Berührung ins Wanken. Obwohl es noch hell war, stellte ein Mädchen, das den alten Damen trotz des Altersunterschieds irgendwie glich, ein schwimmendes Teelicht auf jeden Tisch. Zinos hatte ein Stück Marzipantorte gegessen, und er konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder Hunger zu bekommen. Kathinka, die während des Spaziergangs einen Joint geraucht hatte, schlang schon das zweite Stück Blaubeerkäsetorte runter. Dann aß sie eine Rumkugel. Zinos schlug der Filterkaffee auf den Magen, während Kathinka schwärmte:
    »Nichts trinke ich lieber als Filterkaffee. Meine bescheuerten Eltern trinken ja nur noch Tee, seit sie nicht mehr rauchen. Ich finde nicht, dass irgendein Tee wach macht, nur Filterkaffee knallt.«
    Sie bestellte sich noch eine Rumkugel und eine Portion Sahne.
    »Du kommst doch wieder mit zu mir, oder?«, fragte sie mit vollem Mund.
    »Kathinka, ich weiß nicht, ich muss zu Hause ein paar Sachen regeln.«
    »Was denn für Sachen? Heute steht die Welt still – überall auf der Welt«, sagte sie.
    »Ja, aber morgen dreht sie sich weiter, und ich hab seit gestern keinen Job mehr.
    »Ach, und da willst du heute noch schnell ’ne Bewerbungsmappe fertig machen? Warum denn eigentlich seit gestern?«
    »Ich hatte Silvester Schicht in ’ner Kneipe und bin einfach abgehauen, um dich zu treffen.«
    »Na, da hast du ja was aufgegeben für mich, ein Job ist natürlich ein größeres Opfer als Jigger Jackson! Bereust du es jetzt? Du bereust es, ich seh das, deine Pupillen sind größer geworden.«
    »Na, damit kennst du dich ja aus.«
    »Du bereust es, stimmt’s?«
    »Nein, ich hing nicht an dem Kneipenjob. Ich muss mir ein paar Gedanken machen, wie es weitergehen soll, ich hab gar keinen Plan, ich hab meine Ausbildung zum Koch verhauen, aber ich kann nur das, und das nicht mal gut.«
    »Mein Onkel hat ein Hotel am Hauptbahnhof, ist nicht so toll, aber groß, da brauchen sie immer mal jemanden in der Küche!«
    »Kannst ja fragen, ich muss auf jeden Fall schnell Geld verdienen.«
    »Ich frag aber nur, wenn du heute wieder mit zu mir kommst.«
    »Du bist ganz schön aufdringlich.«
    »Immerhin hast du deinen Job für mich aufgegeben, da kann ich mir doch was drauf einbilden.«
    »Ich hing nicht an dem Job.«
    »Danke für die Blumen.«
    Kathinka nahm eine Plastikblume aus der Plastikvase und steckte sie sich ins Haar.
    Zinos fragte:
    »Was ist eigentlich mit dir, willst du dein Leben lang vom Geld deiner Eltern leben, oder willst du auch was werden?«
    »Du bist ja hart, ich bin doch schon was. Ich bin ich.«
    »Vielleicht müsstest du nicht so viel feiern, wenn du auch mal was anderes zu tun hättest als du sein.«
    »Kann sein.«
    »Gibt es nicht irgendwas, was dich interessiert?«
    »Wer bist du, ein Berufsberater, oder was? Ich wusste, die setzen irgendwann einen auf mich an.«
    »Ich interessiere mich eben für dich.«
    »Dann schlaf mit mir.«
    »Wozu?«
    »Damit du mich besser kennenlernst«, zwinkerte sie ihn an.
    »Das hat doch damit nichts zu tun. Und übrigens traue ich Frauen nicht, die mir zuzwinkern«, sagte Zinos.
    »Hast du noch nie mit einer Frau geschlafen, und danach war alles anders?«
    »Doch, aber ich habe auch schon öfter mit Frauen geschlafen, und danach war nichts.«
    »Was kann ich tun, damit du mir traust?«, fragte sie plötzlich ernst.
    »Erzähl mir, was du aus deinem Leben machen willst.«
    »Ich wäre gern Ernährungsberaterin.«
    »Du?«
    »Wieso nicht?«
    »Also, wie du mit deinem Körper umgehst ...«
    »Wenn du wüsstest!«
    »Was?«
    »Schon mal was von der Nahrungspyramide gehört?«
    »Ja, hab ich schon mal gesehen.«
    »Ich esse jeden Tag eine davon.«
    »Was?«
    »Ich zeig’s dir, ich habe diesen wirklich großen Mixer, der kriegt alles klein, sogar altes Vollkornbrot.«
    »Aber warum sollte man altes Brot in einen Mixer tun?«
    »Du musst nur wieder mit zu mir kommen, dann zeig ich dir, was da noch so alles reingeht.«
    »Nicht heute. Fragst du deinen Onkel trotzdem wegen des Jobs?«
    »Mach ich.«
    Sie spießte die Rumkugel mit dem Mittelfinger auf und hielt sie hoch. Mit glasigen Augen sah sie Zinos an und steckte sich die ganze Kugel in den Mund.
    »Du bist verrückt«, sagte er. »Ich hab noch nie erlebt, dass jemand sich so viel reinziehen kann und am nächsten Morgen nüchtern ein

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