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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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du eigentlich?«
    »Zinos.«
    »Ich bin Esperanza, ich hab lange in der Nähe des Hotels gearbeitet, wo du wohnst, da hab ich Deutsch gelernt. Ich war ’ne Nutte, bis ich fünfundzwanzig war. Einer von den besonders Hässlichen wollte mich heiraten, mit dem hab ich ein Jahr in Deutschland gelebt, dann hab ich’s nicht mehr ausgehalten und lieber einen Hässlichen von hier genommen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Zinos.
    »Vielleicht können wir dich im Bus mitfahren lassen«, sagte sie.
    »Ist das hier so ’ne Art Persönlichkeitstest?«
    »So schnell hat das noch nie jemand kapiert, schlaues Kerlchen. Sei morgen früh um sechs da vorn an der Straße an der scharfen Kurve.«
    »Das ist aber ein ungewöhnlicher Busbahnhof.«
    »Ist ja auch eine ungewöhnliche Busfahrt.«
    »Wer fährt denn noch mit?«
    »Das wird man sehen, der Fahrer ist mein Mann. Er ist ganz okay, aber aus dem Mund riecht er wie eine alte Languste mit verkohltem Knoblauch, zum Glück hat er wegen seiner Zahnschmerzen keine Lust mehr zu bumsen. Candido!«, brüllte sie.
    Candido war jünger, als Zinos gedacht hätte, vielleicht Anfang dreißig, so wie Zinos. Candido hatte unten im Mund nur noch zwei gelbe Stummel, oben strahlte eine Reihe porzellanweißer Zähne, etwas zu kleine Zähne für seinen Mund. Esperanza zuckte mit den Schultern:
    »Für mehr Zähne hatten wir kein Geld.«
    Sie sagte etwas zu Candido, das sich so ähnlich anhörte wie Französisch. Er lachte glucksend und gab Zinos einen Klaps auf den Hintern.
    » Ey!, don’t do this! « , sagte Zinos.
    »Er nimmt dich mit. Typen, die ihm aufs Maul hauen, wenn er sie begrapscht, können ihr Ticket in eines von den schönen Sachen hier eintauschen. Er hofft, dass ihm mal jemand seine stinkenden Zähne ausschlägt, den würde er auch mitnehmen. Du hast bestanden. Sei um sechs hier und pack was zu essen und vor allem zu trinken ein. Du wirst schwitzen, egal, was für Temperaturen wir morgen kriegen. Außerdem weiß man nicht, wie lange die Fahrt dauert und ob ihr ein paar Umwege macht. Wenn dir schlecht wird, sag was, dann kannst du mal frische Dschungelluft schnappen.«
    »In der Touristeninformation haben sie gesagt, der Bus wäre manchmal klimatisiert. Und dass ich nirgends aussteigen sollte. Und dass der Bus nicht in Santa Santa hält.«
    »Ach was, da arbeiten nur Hühner ohne Federn, die quadratische Eier legen. Das Einzige, was die wissen, ist, wie man sich die Nägel ordentlich lackiert«, sagte Esperanza mit ernster Miene und fügte mit der Stimme eines kleinen Mädchens hinzu: »Vielleicht gibt es morgen eine Klimaanlage, vielleicht lockt ein schöner Waldgeist dich in seinen Wasserfall im Nebel. Und wenn du willst, kannst du für immer verschwinden.«
    Aus Esperanzas Nase lief plötzlich Blut, und auch in ihrem Auge war ein Gefäß geplatzt. Sie sprach heiser etwas in fremder Sprache, sah Zinos nicht mehr an und verschwand unterm Tresen, wo es eine Luke gab. Man hörte kurz laute Musik, ein Trommeln, dann ein Saxofon. Candido grinste.
    Es war mittlerweile dunkel geworden. Zinos lief zu dem Platz vor der Kathedrale, um Fifi zu fragen, ob sie es für zu gefährlich hielt, den Bus zu nehmen, aber sie war fort, früher als sonst hatte sie ihren Stand abgebaut, nur eine grüne Papageienfeder lag dort auf dem Boden. Zinos hob sie auf und legte sie zwischen sein Zeug, als er packte.
    Am Morgen erwachte Zinos schon lange, bevor er hätte aufstehen müssen; es war so heiß, dass sein Schweiß sofort wieder trocknete. Als der Wecker klingelte, war die Luft feuchter als sonst und die Temperaturen so hoch, wie an keinem anderen Tag bisher. Als er die Hotelanlage verließ, tauchte ein Schwarm großer roter Moskitos vor ihm auf, sie stürzten sich auf ihn und stachen zu. Zinos taumelte zur Bushaltestelle. Candido versorgte seine Stiche mit einem Spray; er sagte immer wieder ein Wort, das sich so ähnlich anhörte wie Cortison. Esperanza verteilte an jeden Fahrgast kleine Kartons mit Schweineschwartenchips. Zinos aß seine Ration auf, noch bevor die Türen des Busses von Candido mit einem Brecheisen geöffnet wurden.
    Der Bus war zur Hälfte gefüllt, vor allem Frauen machten sich auf den Weg in den Westen der Insel; außer Zinos schienen nur Adiossen an Bord. Auch zwei Kinder waren dabei, ein Junge und ein Mädchen, sie hatten Körbe mit Früchten auf ihrem Schoß und waren allein unterwegs. Es war so heiß, dass niemand sprach, die Hitze flimmerte sogar im Inneren des Busses. Zinos rann der

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