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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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Schweiß über die Brauen. Er fand seine Wasserflasche nicht. Candido zündete einen Docht an, der aus einem Steingefäß ragte, er brannte ein wenig runter, Eukalyptusduft strömte durch den Bus, die Temperatur schien zu sinken. Zinos fand seine Flasche, sie rollte in einer Kurve unter den Sitzen hervor. Er trank das ganze Wasser aus. Das kleine Mädchen starrte ihn eine Weile an. Zinos lächelte ihr zu, das Mädchen reagierte nicht, dann schlief es ein. Bei ihrem Anblick schlief auch Zinos bald ein. Als er wieder aufwachte, war außer ihm und Candido niemand mehr in dem Bus. Laute Musik hatte Zinos geweckt, es lief Jimmy Cliffs Many Rivers To Cross. Zinos hatte Kopfschmerzen, beinahe Migräne.
    Candido fuhr schneller als zu Beginn; es ging buchstäblich über Stock und Stein, immerhin lenkte das Geruckel Zinos von seinen Kopfschmerzen ab. Er suchte sein Handy, um zu sehen, wie lange sie schon unterwegs waren, es war von selber ausgegangen. Er bekam es nicht wieder an. Many Rivers To Cross begann erneut, beim dritten Mal tippte Zinos seinem Fahrer auf die Schulter:
    » Sorry, but can we hear another song, I’m going crazy! «
    Candido grinste, er gab Zinos ein paar von seinen Schweinesachwartenchips und einen kleinen Zettel, auf dem stand:
    Er ist abergläubisch, er hört jedes Lied drei Mal, noch eine gute Reise. Esperanza.
    Nachdem Jimmy Cliffs Synthetic World drei Mal gelaufen war, lief von Fehlfarben Ein Jahr (Es geht voran). Candido drehte sich um, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen, er reckte den Daumen, nickte begeistert und rief:
    » Alleman! Buono! «
    Zinos nickte und wippte mit, Candido juchzte, haute im Takt mit beiden Händen auf das Lenkrad und ließ dann den Bus mitwippen.
    Zinos aß seine Chips und sah aus dem Fenster; der Himmel hatte eine schwarzgrüne Farbe, vielleicht lag es an der Fensterscheibe. Plötzlich machte Candido die Kassette aus und hielt mitten in der Landschaft.
    Zinos entdeckte einen kleinen Mann, der neben einer noch kleineren hölzernen Marienfigur stand, er nahm einen riesigen Lederkoffer und schleppte ihn in den Bus. Die Fahn ging ohne Musik weiter. Candido bog plötzlich in wildes Gestrüpp ab. Es ruckelte, wackelte und schwankte nun so sehr, dass Zinos sicher war, der Bus würde umfallen. Äste schlugen an die Fenster, man konnte nichts mehr sehen. Der neue Fahrgast hatte lange blauschwarz glänzende Haare, die zur Hälfte sein Gesicht verdeckten. Er trug ein weißes Gewand, wie ein Scheich. Zur Begrüßung nickte er Zinos freundlich zu.
    Dann begann der Mann, sich mit Candido zu unterhalten. Die Sprache hatte Zinos bisher noch gar nicht gehört, es klang ein bisschen wie Holländisch und Spanisch, und sie sprachen in einem seltsamen Rhythmus, es klang, als würden sie rappen. Als der Bus hielt, bat Candido Zinos auszusteigen. Zinos protestierte:
    » No, no, I want to go to the Main city on the westside of the island! «
    Candido lachte: » Si, si, okay! «
    Sie schlugen sich durch die Büsche und kamen in ein Dorf, sie wurden erwartet, der Mitfahrer strich seine Haare aus dem Gesicht, er hatte zwei Nasen. Dorfbewohner kamen ihnen entgegen, eine bildschöne Frau mit zwei Schmollmündern zog Zinos zu einem Platz am Feuer. Es gab etwas zu essen, das Besteck war aus Blech. Sie waren in Santa Santa. Es gab Reis, schwarze Bohnen und Fleisch, das Zinos noch nie gegessen hatte; es war außen stark verkohlt, roch aber sehr gut, innen war es saftig und schmeckte mild. Candido schlug mit den Armen wie ein Vogel und deutete auf das Fleisch. Zinos wurde eine Schale mit einer gelblichen Soße gereicht, er wurde aufgefordert, sein Fleisch dort hineinzutunken. Es schmeckte im ersten Moment sauer, dann brannte ihm die Kehle, und er schwitzte wie zu Beginn der Busfahrt; man reichte ihm ein öliges Stück Frucht, es half sofort. Obwohl Zinos heute schon viel getrunken hatte, musste er nicht pinkeln, den ganzen Tag über nicht. Er hoffte, es läge am Schwitzen. Ein paar Plastikeimer machten die Runde, ein süß-scharfes Bier war darin, man trank es direkt aus dem Eimer. Dann musste Zinos pinkeln, er hielt es kaum noch aus.
    Ein Junge mit zwanzig Fingern nahm Zinos an die Hand und zog ihn in den Dschungel. Er hatte zum Essen grandios auf einem Instrument gespielt, das einer Gitarre ähnelte. Er brachte Zinos zu einem Baum, der so hoch in den schwarzgrünen Himmel ragte, dass er in den aufziehenden Wolken verschwand. Der Baum knarrte, es hörte sich beinahe an wie ein Seufzen. Zinos beeilte sich,

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