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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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Mädchen in Bikinis saßen um Lagerfeuer, Typen in geblümten Badehosen. Er kam an der Bar Libre vorbei, es war eine Holzhütte, darum standen ein paar Leute, man hörte ruhige Musik, nichts, was Zinos kannte. Das Palco war fast leer, im Hintergrund lief von Whitney Houston I Have Nothing, es saßen zwei Frauen alleine an den Tischen, eine davon war Gudrun. Sie trug ein schlichtes Kleid, ihre Haare waren offen. Sie stand auf und rückte einen der Korbstühle für Zinos vom Tisch ab.
    »Danke, aber setzen kann ich mich schon selber.«
    Sie stellte den Stuhl wieder ran.
    »Gut, kleiner Macho.«
    »Ich bin kein Macho und auch kein Kleiner.«
    Sie sagte nichts mehr und trank einen Schluck aus ihrem Cocktailglas.
    »Gibt es eine Karte?«
    »Ich hab schon für uns bestellt.«
    »Sie ... du wusstest doch überhaupt nicht, ob ich komme.«
    »Es hätte sich schon jemand gefunden.«
    Eine schwarze Frau kam und stellte Zinos den gleichen Cocktail hin.
    »Thank you, Florinda«, sagte Gudrun und fuhr ihr mit den spitzen Nägeln über die Hand. Florinda nickte und sah auch Zinos höflich an.
    Das Getränk war Kokossaft mit Alkohol; schon nach wenigen Schlucken merkte Zinos, dass er betrunken wurde.
    »Dieser Drink ist gut zu scharfem Essen«, sagte Gudrun.
    »Wir Griechen essen nicht scharf.«
    Sie sah sich um, als ein paar Surfer mit ihren Brettern vorbeikamen, einer, der voller Sommersprossen war, grüßte Gudrun mit einem Lächeln.
    »Das ist Bastien aus Kanada. Dein Alter«
    »Surfst du auch?«
    Sie lachte auf:
    »Nein, ich mache mich doch nicht lächerlich.«
    Ein anderer Surfer kam zu ihnen hoch und flüsterte Gudrun was ins Ohr. Sie nickte, und er verschwand wieder, ohne Zinos zu begrüßen.
    »Das war Onni aus Finnland. Sie verbringen Monate hier, die Bedingungen sind ideal, es gibt viele Buchten, viele verschiedene Spots.«
    »Wie finanzieren sich die Typen denn den Aufenthalt?«
    »Interessiert mich das?«, sagte sie unfreundlich. Das Essen wurde gebracht. Florinda und ein Mann, der ihr sehr ähnelte, brachten zwei Schalen, und ein Junge stellte zwei größere Gläser mit dem Kokosgetränk dazu. Zinos leere sein erstes, er fühlte den Alkohol in seinem Kopf. Eine Weile schwiegen sie, sie hatte noch nie so lange nichts gesagt.
    »Was machst du denn beruflich?«, fragte Zinos.
    »Och, hab doch gesagt, ich rede im Urlaub nicht über meine Arbeit.«
    »Entschuldigung, aber mir fiel nichts anderes ein, ich wollte aber nicht nichts sagen und ...«
    Sie unterbrach ihn:
    »Ich habe Medizin studiert, arbeite aber nicht mehr als Ärztin, ich wollte an Orten wie Adios arbeiten, helfen. Als ich jung war, hatte ich diese albernen Ideale. Helfen. Ich dachte, das könnte mich glücklich machen. Aber ich wusste nicht, wie man glücklich ist, da half auch das ganze Unglück der anderen nicht. Das ist es doch, was dahintersteckt. Alle, die helfen wollen, die vermeintlich für andere leben, sich aufopfern, das sind alles Heuchler. Altruismus ist eine Illusion, es ist bloß getarnter Egoismus. Warum opfert man sich auf? Um sich gut zu fühlen, erhaben. Gegenüber denjenigen, die sich nicht selber helfen können. Es gibt nichts, was man für andere tut, man tut alles nur für sich. Nur dass die einen es zugeben und die anderen nicht.« Sie hob ihr Glas und prostete dem Himmel zu.
    »Du glaubst, dass man anderen nur helfen darf, wenn man sich dadurch schlecht fühlt?«, fragte Zinos.
    Sie lachte:
    »Eigentlich schon, aber das ist nichts für mich. Und irgendeiner leidet doch immer, egal, wie vielen man hilft. Ich bin Perfektionistin, schon deshalb ist die Wohltäterei nichts für mich.«
    »Ich finde, du machst es dir zu leicht«, sagte Zinos.
    »Pah! Ich? Ich hatte es niemals leicht, ich gewiss niemals«, sagte sie beinahe empört.
    »Magst du, was du jetzt arbeitest?«, fragte er.
    »Guten Appetit, Zinos!«
    Das Schmorgericht war köstlich. Gudrun sagte, es sei eine Spezialität von Adios. Es war alles drin, Schweinefilet, Rindfleisch, Huhn, Garnelen, die Schärfe tat gut, als räume sie den Körper auf. Es schmeckte sogar fruchtig und ein bisschen nach Alkohol. Es gab nichts dazu, nicht einmal Reis, nur eine Schüssel mit scharfer Soße und einen großen Teller Ananascarpaccio. Nach dem Essen gab es einen vierzigprozentigen Thymianlikör. Zinos wankte auf die Toilette. Als er zurückkam, hatte Gudrun sich eine Zigarre bringen lassen, auch für Zinos lag eine auf dem Tisch.
    »Nein, ich will nicht, danke, aber ich hätte gerne eine richtige

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