Soul Kitchen
kamen, bereitete er alles vor, damit sie Cocktails machen konnte; er räumte ab, sammelte die Gläser vom Strand auf und spülte, wischte den Tresen und machte Kaffee; wenn etwas Zeit war, zeigte sie ihm die Cocktails, die am häufigsten bestellt wurden. Die meisten Leute bestellten Eiskaffee, viele alkoholfreie Cocktails mit Limettensaft, Kokosmilch und Eis bis zum Rand. Sehr beliebt war auch Cola mit viel Eis und viel Limettensaft. Mittags war an der Bar kaum was los, die Leute waren schwimmen, schlafen, surfen oder saßen in einem der vielen kleinen Restaurants. Auch im Goliaths war es voll. Es gab keine Karte, man bekam, was Goliath auf den Tisch stellte, man bestimmte nur, ob man eine kleine, mittlere oder große Portion wollte. Goliath brachte Zinos und Grietche einen Teller mit klein geschnittenem Tintenfisch in einer scharfen Soße und Teigtaschen, die mit gehackten Schrimps und gegrilltem Knoblauch gefüllt waren.
»Du kannst dich ruhig drüben an einen Tisch setzen, hier ist ja kaum noch was los«, sagte Grietche.
»Setz du dich rüber, ich pack das hier schon allein, und wenn nicht, bist du ja nicht weit.«
»Danke, das bin ich gar nicht mehr gewohnt, eigentlich geht hier die Welt unter, wenn ich mal aufs Klo muss.«
»Wo ist denn Rocky?«, fragte Zinos.
»Ach, der hängt wahrscheinlich in der Bar Libre rum, da sind die meisten Touristinnen, da wird schon tagsüber gesoffen. Nicht meine Welt. Zum Glück ist es die einzige Bar dieser Art hier, ein Franzose macht die; Serge ist Rockys bester Freund.«
»Aber warum heißt das hier überhaupt noch Rocky’s Bar, wenn er nie hier ist, warum heißt es nicht Grietches Bar?«
»Ja, viele Leute, die herkommen, sagen, sie gehen zu Grietche. Es ist okay tagsüber, aber wenn er mich abends allein lässt, ist es die Hölle, und dann will er trotzdem die Hälfte des Trinkgeldes.«
»Was für ein Arschloch!«
»Goliath will, dass er in Zukunft bei Svenja in der Tauchschule arbeitet, aber die hat da auch keine Lust drauf.«
Grietche trottete endlich mit ihrem Teller an den letzten freien Tisch. Kein Gast war mehr an der Bar. Zinos begann Früchte zu schneiden, als er plötzlich eine Stimme sagen hörte:
»Du machst dich gut hinter der Bar.«
Gudrun Dobelmann setzte sich.
»Ich tu, was ich kann.«
»Die kleine Blonde ist auch immer ziemlich verschwitzt, Rocky ist wirklich faul, einigen Männern tut es nicht gut, schön zu sein, du scheinst trotzdem Manieren zu haben.«
»Keine Ahnung. Ich bin doch nicht schön«, sagte Zinos.
»Entschuldige, du glaubst doch nicht, dass ich dich anmachen will, du könntest mein Sohn sein. Ich habe mal einen Griechen geliebt, als ich so alt war wie du, Spiridon, ich hab ihn geliebt, bis ich fast vierzig war, geheiratet habe ich einen anderen. Ich habe mir immer einen Sohn wie dich gewünscht.«
»Haben Sie Kinder?«
»Eine Tochter.«
»Verstehen Sie sich gut mit ihr?«
»Na ja. Ich weiß nicht, wo sie wohnt. Vielleicht in Deutschland, ich lebe in den USA, der Arbeit wegen.«
»Was machen Sie denn?«
»Im Urlaub nicht über die Arbeit sprechen.«
»Entschuldigung, sind Sie schon oft hier gewesen?«
»Ich komme einmal im Jahr für ein paar Wochen.«
»Allein?«
»Ja, allein. Ich bin gern allein. Ich kann immer gehen, wenn es mir zu viel Gesellschaft wird, deshalb geh ich jetzt.«
Sie stand auf.
»Hab ich was Falsches gesagt?«
»Nein, ich bin müde, leg mich etwas hin. Wenn du heute Abend nicht arbeitest, können wir vielleicht zusammen essen. Gehen wir doch ins Palco; es ist ein ganz hervorragendes Restaurant, es gibt dort einen Schmortopf, für den allein käme ich immer wieder nach Arrope. Das Restaurant liegt in der Nähe des Strandes, wo zu Beginn der Dämmerung bis zum Morgen gefeiert wird, an jedem Tag im Jahr. Ist das nicht ganz wunderbar? Und wenn die Sonne aufgeht, treiben bald schon die Surfer auf dem Meer und warten auf Wellen, wie Fliegen, die trunken im Bier treiben«, rief sie ganz verzückt.
»Ich weiß nicht, falls Rocky heute mal kommt, geht das vielleicht. Aber ich muss hier essen, ich hab kein Geld zum Ausgeben.«
»Selbstverständlich werde ich dich einladen, ich dachte, das versteht sich. Ich werde da sein, komm einfach, wenn dir nach meiner Gesellschaft ist.«
Sie ging.
»Hey!, hey!, Frau Dobelmann, Gudrun, wo ist denn das Palco genau?«
»Geh einfach zwanzig Minuten immer geradeaus am Strand entlang, dann siehst du schon die roten Laternen; es hat eine weiß gestrichene Terrasse, als
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