Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
geschickt, um dich zu beschützen. Meine Angst, dass er dich bei mir finden und dich holen könnte, war einfach zu groß. Deshalb habe ich dich fortgeschickt. Es tut mir leid, Kaylee!“
„Ich weiß.“ Ich war noch nicht bereit, seine Entschuldigung anzunehmen. Aber es half zu wissen, dass er es ehrlich meinte. Ich schüttete die Nudeln zurück in den leeren Topf und warf zwei Handvoll Käsewürfel dazu. Dann stellte ich die Platte auf mittlere Hitze und gab Salz, ein wenig Milch und einen Teelöffel von Tante Vals kalorienreduzierter Margarine hinzu.
Nachdenklich rührte ich in dem Topf. „Wie lange bleibst du hier?“
„So lange du möchtest.“ Als ich seinen Tonfall hörte, blickte ich auf. Meinte er etwa, was ich glaubte, dass er es damit sagen wollte?
„Was ist mit deinem Job?“
Er zuckte die Schultern. „Hier gibt es auch Jobs. Oder du kommst mit mir nach Irland, wenn du willst. Deine Großelternwürden sich riesig freuen, dich zu sehen!“
Ich hatte meine Großeltern schon ewig nicht mehr gesehen. Genauso lange nicht wie meinen Vater. Und im Ausland war ich auch noch nie gewesen. Aber …
Ich sah Nash prüfend an. Er nickte mir zu, doch ich ließ mich nicht täuschen. Er wollte nicht, dass ich ging, und das genügte mir.
„Ich würde gern mal nach Irland fahren, Dad, aber mein Leben ist hier.“ Ich streute Pfeffer über die Nudeln und rührte gut um. „Ich möchte hier nicht weg.“ Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, und es brach mir fast das Herz. „Aber du kannst doch hierbleiben! Wenn du möchtest.“
„Ich …“
Ich wollte gern glauben, dass er Ja gesagt hätte. Dass er daran dachte, ein Haus für uns beide zu kaufen, nicht zu weit von Nash entfernt, aber weit genug von Sophie und ihrem flauschig-rosa Melodrama entfernt. Aber ich sollte es nie erfahren, denn in dem Moment ging die Tür auf und ich hörte einen dumpfen Aufprall, gefolgt von Sophies Stöhnen.
„Wer hat diese dämlichen Taschen direkt hinter die Tür gestellt?“, fragte sie patzig.
Ich freute mich diebisch über ihren plumpen Auftritt und verrenkte mir den Hals, um über Nashs Schulter zu blicken. Meine Cousine kniete auf dem Boden und stützte sich mit einer Hand auf einem alten, zerbeulten Koffer ab. Als ich sie sah, blieb mir jedoch das Lachen im Halse stecken. Die Freude verpuffte mit einem Schlag und ließ mich kalt und leer zurück. Denn auf Sophies Gesicht lag ein Schatten, der ihre Züge so verdunkelte, dass ich sie kaum erkennen konnte, nicht einmal im hellen Licht der Deckenleuchte.
Der Reaper hatte das nächste Opfer auserkoren.
Sophie würde sterben!
20. KAPITEL
„Sophie?“ Mein Vater stand auf, um meine Cousine zu begrüßen, ohne vorher auch nur einen Blick in meine Richtung zu werfen. „Wahnsinn, du siehst genau aus wie deine Mutter, bis auf die Augen. Die hast du von Brendon – dafür lege ich die Hand ins Feuer!“ Ich war sicher, dass er sofort wissen würde, was los war, wenn er mich ansah. Doch das tat er nicht.
Sogar Nash hatte nur Augen für meine Cousine.
Eine Woge aus Angst und Adrenalin schoss durch meine Adern, und ich musste mich am Tresen festhalten. „Sophie …“, flüsterte ich so laut ich konnte. Ich wollte sie unbedingt warnen, bevor die Panik mich übermannte, doch niemand hörte mich!
Sophie stand so graziös auf, wie ich es nie hinbekommen hätte, und strich sich das schmal geschnittene schwarze Kleid glatt, das sie schon während der Trauerfeier getragen hatte. „Onkel Aiden!“ Sie setzte ein zittriges Lächeln auf, das zu ihren rot geränderten Augen passte, höflich wie immer. Und das trotz ihrer Trauer. „Und Nash! Zwei meiner Lieblingsmänner im selben Raum!“
Ausnahmsweise verspürte ich keinerlei Eifersucht bei der Bemerkung, denn mein Hals brannte bereits wie Feuer. Natürlich gab es Momente, in denen ich sie am liebsten zum Schweigen gebracht hätte, aber doch nicht für immer!
„Dad!“ Meine Stimme glich nur einem heiseren Kratzen, und wieder bemerkte mich niemand.
Außer Sophie.
„Was ist denn mit der los?“ Meine Cousine stöckelte auf ihren Pumps in die Küche, die Hände in die schmalen, spitzen Hüften gestützt. „Kaylee, du siehst aus, als ob du dich gleich in den Topf übergeben müsstest. Was ist das?“ Misstrauisch beäugte sie das übrig gebliebene Stück Käse. „Makkaroni mit Käsesoße?“
Bei ihren Worten wirbelte Nash so schnell herum, dass erfast das Gleichgewicht verlor. „Kaylee?“ Ich konnte seinen
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