Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
Augen, die Iris schien sich wieder wild zu drehen. „Du musst es mir schwören!“
„Ich schwöre“, erwiderte ich und meinte es auch so. Denn in dem Moment zeichnete die Sonne harte Schatten auf sein Gesicht, und Nash sah nicht nur angsterfüllt, sondern auch furchteinflößend aus.
Und was noch schlimmer war: Er sah aus, als wüsste er genau, wovon er sprach.
4. KAPITEL
Nash brachte mich nach Hause, und mir blieben noch zwei Stunden, bevor ich zur Arbeit musste. Als ich die Tür aufschloss, roch ich schon das blumige Parfum, das mir auf der Stelle Kopfschmerzen verursachte. Sophie war zu Hause.
Meine Cousine sprang von der Couch auf, als ich das Wohnzimmer betrat. Ich war ziemlich sicher, dass sie mich durch die Vorhänge beobachtet hatte. Sie stemmte die schmalen, gepflegten Hände über der tief sitzenden Jeans in die Hüften und funkelte mich misstrauisch an. „Wer war das?“, fragte sie, obwohl ihr Blick keinen Zweifel daran ließ, dass sie bereits eine Vermutung hatte.
Ich lächelte zuckersüß und schlenderte an ihr vorbei in den Flur. „Nur so ein Typ.“
„Und wie heißt er?“ Sophie folgte mir in mein Zimmer, wo sie sich ungefragt auf das zerwühlte Bett fallen ließ, als wäre es ihres. Oder so als wären wir Freunde. Ich kannte Sophie und wusste genau, dass sie das nur tat, weil sie etwas von mir wollte. Normalerweise handelte es sich um Geld oder eine Mitfahrgelegenheit, heute um Informationen. Sophie war auf den neuesten Tratsch aus, um die Gerüchteküche in der Schule brodeln zu lassen.
Allerdings würde ich das Feuer dafür nicht anfachen.
Ich drehte ihr den Rücken zu, leerte meine Taschen und legte deren Inhalt auf die Kommode. „Das geht dich gar nichts an.“ Im Spiegel sah ich einen grimmigen Ausdruck über ihr sonst so elfenhaftes Gesicht huschen.
So war es eben, wenn man im Leben immer alles bekam, was man wollte: Man konnte nicht mit Enttäuschungen umgehen.
Es war mir eine Freude, Sophie in den Genuss dieser Erfahrung zu bringen.
„Mom hat mir erzählt, dass er in die zwölfte Klasse geht.“ Sophie winkelte die Beine an und setzte sich im Schneidersitz aufs Bett, ohne die Schuhe auszuziehen. Als ich nichts erwiderte,funkelte sie mich wütend an. „Ich finde sowieso heraus, wer es war. Schneller, als du glaubst.“
„Dann brauchst du meine Hilfe ja nicht“, erwiderte ich trocken und band mir die Haare im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen. „Viel Spaß, du Meisterdetektivin!“
Ich zog die Bluse mit dem Logo des Ciné-Kinos aus dem Schrank und ließ den leeren Kleiderbügel an der Stange baumeln. „Ich muss jetzt los. Arbeiten, damit ich meine Autoversicherung zahlen kann.“
Sophie bekam ihren Führerschein erst in fünf Monaten. Und es machte sie rasend, dass ich schon Auto fahren durfte. Auch wenn es gebraucht war und er selbst es noch nicht zu Gesicht bekommen hatte: Mein Auto war wirklich das beste Geschenk, das mein Vater mir je gemacht hatte.
„Apropos Auto: Der Wagen deines geheimnisvollen Dates kam mir bekannt vor. Ein kleiner silberner Saab mit Ledersitzen, oder?“ Sophie stand auf und schlenderte aufreizend langsam zur Tür. Sie neigte den Kopf, als würde sie nachdenken. „Der Rücksitz ist ziemlich bequem, obwohl er auf der Beifahrerseite einen Riss hat.“
Erst als mein Kiefer zu schmerzen begann, wurde mir bewusst, dass ich mit den Zähnen knirschte.
„Grüß Nash von mir!“, säuselte Sophie und hielt sich mit einer Hand am Türrahmen fest. Ihre Miene veränderte sich von einer Sekunde auf die andere. Das aufreizende Luder verschwand, und an seine Stelle trat der gutherzige Samariter. „Ich will dich ja nicht verletzen, Kaylee, aber du solltest die Wahrheit kennen.“ In gespielter Unschuld riss Sophie die grünen Augen auf. „Er benutzt dich nur, um an mich ranzukommen!“
Das reichte! Ich knallte Sophie die Tür vor der Nase zu. Und sie schaffte es gerade noch, die Hand wegzuziehen, bevor ich ihr die Finger zerquetschen konnte. Wütend zerknüllte ich die Bluse in meiner Faust und warf sie aufs Bett, genau auf die Stelle, an der Sophies knackiger Hintern eine kleine Delle hinterlassen hatte.
Es war eine Lüge, das wusste ich. Trotzdem stellte ich mich vor den Spiegel und versuchte mich so zu sehen, wie andere mich sahen. Wie Nash mich sah. Nein, ich hatte weder Sophies zierliche Tänzerfigur noch Emmas Kurven. Aber ich war auch nicht gerade hässlich. Blöd nur, dass Nash jedes Mädchen haben konnte, nicht nur die nicht
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