Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
aufgestöhnt hatte, beugte er sich kurz in den Wagen und zwinkerte mir amüsiert zu. „Was denn, kannst du etwa nicht gleichzeitig gehen und reden?“ Grinsend schlug er mir die Tür vor der Nase zu. Mir blieb keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
Als ich ausgestiegen war, ging die Parkplatzbeleuchtung an, die das gesamte Gelände samt angeschlossenem Spielplatz und Bootssteg in ein sanftes gelbes Licht tauchte. Ich umrundete den Wagen und ergriff Nashs ausgestreckte Hand. „In Ordnung, ich laufe, siehst du? Fang schon mal …“
Nash zog mich an sich, legte die Hand auf meine linke Hüfte und küsste mich. Ich vergaß, was ich hatte sagen wollen. Als er sich zurückzog, atmete ich schwer und sehnte mich nach mehr, nach etwas, das ich nicht einmal in Worte fassen konnte. Er sah mir in die Augen, das Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Die Iris seiner Augen schien sich im gelben Schein der Laternen immer noch zu drehen … vielleicht auch schon wieder.
Plötzlich kam es mir nicht mehr komisch vor. Genauso wenig wie meine Faszination dafür. „Sag mal … deine Augen?“, flüsterte ich, als ich wieder zu Atem gekommen war, und rührtemich nicht von der Stelle. „Ist das bei allen männlichen Banshees so?“
„Meine Augen?“, fragte Nash und blinzelte. „Die Farben wirbeln durcheinander, stimmt’s?“
„Ja.“ Ich beugte mich vor, um es genauer zu betrachten. Und als ich ihm so nah war, küsste ich ihn zurück. Sanft sog ich an Nashs Unterlippe und drang mit der Zunge in seinen Mund. Freudige Erregung durchfuhr mich, als er aufstöhnte und mich an den Hüften packte. Ich spürte, wie seine Hände langsam tiefer glitten, und wich erschrocken einen Schritt zurück, als mir bewusst wurde, was ich wollte: dass er weitermachte.
„Äh …“ Ich räusperte mich, stopfte die Hände in die Hosentaschen und hob schließlich wieder den Blick. Nash musterte mich. „Deine Augen sind wunderschön“, sagte ich in dem Versuch, auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen. „Aber verraten sie es den Leuten nicht? Dass du … kein Mensch bist?“
„Nein.“ Nash strich sich eine Strähne seines dunklen Haars aus der Stirn und lächelte breit. „Das passiert nur, wenn ich etwas … äh … sehr intensiv erlebe.“ Ich spürte, dass ich rot wurde, doch Nash fuhr fort, als wäre es ihm nicht aufgefallen. „Die Augen eines Banshee sind wie ein Stimmungsring, den man nicht abnehmen kann. Ich kann es selbst nicht sehen, und Menschen können es überhaupt nicht. Nur andere Banshees.“ Sein intensiver Blick hielt mich gefangen. „Bei dir ist es genauso. Deine Augen haben mehr Blautöne als das Meer. Sie wirbeln wie ein karibischer Whirlpool.“
Na wunderbar. Ich errötete noch stärker und spürte, dass mir die Wangen brannten. Er konnte in meinen Augen erkennen, was ich dachte – und wonach ich mich sehnte. Aber ich konnte auch sehen, was Nash wollte …
„Erzähl mir alles.“ Ich drehte mich um und schlenderte zum Park, die Hände immer noch in den Hosentaschen. Ich wollte alles wissen, und vor allem wollte ich das Thema wechseln.
Nash schloss mit zwei großen Schritten zu mir auf. „In der menschlichen Überlieferung heißt es, eine Banshee klagt, um dieToten zu betrauern oder diejenigen, die bald sterben werden. Aber das ist noch nicht alles.“ Er musterte mich von der Seite. „Ich habe zweimal miterlebt, wie du den Schrei zurückgehalten hast. Kannst du dich noch daran erinnern, wie es war, als du es nicht hast stoppen können?“
Allein bei dem Gedanken daran zuckte ich zusammen. Ich erinnerte mich nur höchst ungern an das Ereignis, das meine Einlieferung ins Krankenhaus zur Folge gehabt hatte. „Es war schrecklich. Nachdem ich es einmal zugelassen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Und ich konnte an nichts anderes denken. Da war eine so starke Verzweiflung, und dieser schreckliche Schrei, der aus meinem Hals drang.“ Ich trat über eine niedrige Holzbarriere, und meine Füße sanken in die weichen Holzspäne, mit denen der Spielplatz ausgestreut war. Nash folgte mir. „Der Schrei hat mich kontrolliert, nicht umgekehrt. Die Leute haben mich angestarrt und die Einkaufstüten fallen gelassen, um sich die Ohren zuzuhalten. Ein kleines Mädchen hat sich an seine Mutter geklammert und angefangen zu weinen, aber ich konnte nicht aufhören. Das war der schlimmste Tag meines Lebens. Ernsthaft!“
„Meine Mom hat gesagt, dass das erste Mal immer schlimm ist. Aber normalerweise blockiert
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