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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Rachel
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Verwirrung. Ich hatte damit gerechnet, etwas Gruseliges zu hören. Gruselig war quasi mein zweiter Vorname. Aber mir fiel zu „kein Mensch“ nichts ein.
    „Entweder deine Tante und dein Onkel wissen es nicht, oder sie wollen aus irgendeinem Grund nicht, dass du es erfährst. Deshalb habe ich dir gestern beim Frühstück nichts erzählt. Aber du machst mich verrückt mit dem Hirntumor-Gerede!“ Er musterte mich eindringlich, wahrscheinlich um einzuschätzen, wie kurz ich vor dem Ausflippen war.
    Um ehrlich zu sein: Hätte ich auch nur die leiseste Ahnung gehabt, wovon er sprach, wäre ich sicher ganz nah dran gewesen.
    „Wenn sie wüssten, dass du Angst hast zu sterben, hätten sie es dir bestimmt erzählt“, fuhr er fort. „Es sieht so aus, als würden sie es dir sowieso sagen. Aber ich wollte dich nicht auch noch belügen.“ Ein Lächeln zauberte seine Grübchen hervor. „Oder dich in dem Glauben lassen, dass du Krebs hast.“
    Ich starrte ihn ungläubig an. Seine Worte ergaben überhaupt keinen Sinn. Und einen Moment lang fragte ich mich ernsthaft, ob er vielleicht derjenige war, der in eine Zwangsjacke gehörte.
    Aber Nash hatte mir bei Heidi geglaubt, so verrückt das Ganze auch geklungen hatte. Und er hatte mir bei zwei meiner Ahnungen beigestanden. Das Mindeste, was ich tun konnte, war ihm zuzuhören.
    „Was bin ich?“ Allein die Tatsache, dass ich diese Frage stellte, machte mich nervös. Mein Herz pochte so heftig, dass ich glaubte, der Wagen würde sich drehen, und ich bekam eine Gänsehaut.
    Das Licht der untergehenden Sonne warf dunkle Schatten aufNashs Gesicht. Er blinzelte, während die Sonne wie ein schwerer, blutroter Ball am Horizont hing. Dabei ließ er mich nicht aus den Augen. „Du bist eine Banshee, Kaylee. Die Todesahnungen sind normal. Sie gehören zu dir.“
    Das folgende Schweigen kostete ich so lange wie möglich aus. Das Ganze wurde wirklich immer verrückter. Dann klappte ich endlich den Mund zu und stellte die unausweichliche Frage. „Entschuldige. Bitte – was?“
    Nash rieb sich grinsend die Wange. „Ich weiß schon, spätestens jetzt glaubst du, dass ich hier der Verrückte bin.“
    In der Tat …
    „Ich schwöre dir, es ist die Wahrheit. Du bist eine Banshee, genauso wie deine Eltern. Oder zumindest einer von ihnen.“
    Ich schüttelte den Kopf und strich mir das Haar aus dem Gesicht, um einen klaren Kopf zu bekommen. „Du meinst Banshee? Wie in der Mythologie?“ Wir hatten letztes Jahr im Englischunterricht Mythologie durchgenommen, aber der Schwerpunkt hatte auf griechischen und römischen Mythen gelegen: Götter, Göttinnen, Halbgötter und Monster.
    „Ja, nur mit dem Unterschied, dass es echt ist.“ Er trank einen Schluck von seinem Softdrink und stellte die Dose zurück in die Halterung. „Es gibt eine Menge, was einem in der Schule nicht beigebracht wird. Dinge, die die Lehrer selbst nicht verstehen, weil sie das Ganze nur für einen Haufen alter Geschichten halten.“
    „Und du behauptest, es sind keine Geschichten?“ Ich rutschte instinktiv dichter an die Tür, bis ich den Griff schmerzhaft am Rücken spürte. Ich hatte das Bedürfnis, Abstand zwischen mich und den einzigen Jungen auf der Welt zu bringen, in Vergleich zu dem ich wie ein normaler Mensch klang.
    „Ja. Kaylee, du bist eine von ihnen!“ Er musterte mich erwartungsvoll, und obwohl ich nur zu gern alles geleugnet hätte, konnte ich es nicht. Selbst wenn Nash nicht ganz richtig tickte, er hatte eine wahnsinnige Anziehungskraft. Etwas Unwiderstehliches, das über seine definierte Armmuskulatur, die wunderschönenAugen und die süßen Grübchen hinausging. Bei ihm fühlte ich mich … zufrieden, entspannt, so als würde alles wieder gut werden, auf welchem Weg auch immer. Was eine beachtliche Leistung war, nachdem er gerade behauptet hatte, ich sei kein Mensch.
    „Denk doch mal nach“, sagte er eindringlich. „Was weißt du über Banshees?“
    Ich zuckte die Schultern. „Das sind Frauen in langen, wehenden Gewändern, die sich auf Beerdigungen herumtreiben und die Toten beklagen. Manchmal beklagen sie auch einen Sterbenden und kündigen damit das nahende Ende an.“ Ich trank einen Schluck von der inzwischen ziemlich abgestandenen Cola und wedelte mit dem Becher herum. „Aber Nash! Banshees sind Märchenfiguren! Das sind alte europäische Legenden.“
    Er nickte. „Das meiste, ja. Das geht schon bei der Schreibweise los. Banshee. Korrekt heißt es im Gälischen B-E-A-N S-I-D-H-E, in zwei

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