Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
Wörtern. Wörtlich übersetzt bedeutet es so viel wie ‚Frau aus dem Feenreich‘.“
Ich riss erstaunt die Augen auf und stellte die Dose weg. „Moment mal. Du glaubst, ich bin eine Fee? So richtig mit glitzernden Flügeln und einem Zauberstab?“
Nash verdrehte die Augen. „Wir sind nicht in Disneyland, Kaylee. Fee ist ein sehr weiter Begriff, der, grob gesagt, ‚nicht menschlich‘ bedeutet. Vergiss mal die wehenden Gewänder und die Beerdigungen. All das ist schon lange nicht mehr aktuell. Aber der Rest? Frauen, die den Tod ankündigen? Klingelt da was bei dir?“
Okay, eine gewisse Parallele zu meinen düsteren Ahnungen konnte ich nicht leugnen, aber … „Es gibt keine Banshees, egal, wie du es schreibst.“
„Und wohl auch keine Vorahnungen, was?“ Im schwindenden Tageslicht funkelte ein Lachen in seinen braunen Augen. Er ließ sich von meinem Zynismus nicht aus der Ruhe zu bringen. „Lass mich mal sehen, was ich erraten kann. Dein Dad … Er sieht ziemlich jung aus, oder? Zu jung für eine sechzehnjährigeTochter. Dein Onkel auch. Die beiden sind Brüder, stimmt’s?“
Damit konnte er mich nicht beeindrucken. Ich verdrehte die Augen und zog ein Bein unter mich auf den schmalen Sitz. „Du hast meinen Onkel vor einer Stunde gesehen – du weißt also, dass er jung ist. Und was meinen Dad angeht: Ich habe ihn seit eineinhalb Jahren nicht gesehen.“ Obwohl ich als Kind immer fand, dass er jung und attraktiv aussah. Aber das war lange her …
„Ich weiß, dass dein Onkel jung aussieht, aber das hat bei einem Banshee nichts zu bedeuten. Er könnte hundert sein!“
Allein bei der Vorstellung musste ich lachen. „Ja, genau, mein Onkel ist ein alter Greis!“ Tante Val wäre durchgedreht, wenn Brendon doppelt so alt wäre wie sie und trotzdem jünger aussähe.
Nash reagierte nicht auf meine Ironie, sondern runzelte die Stirn. Seine Miene verfinsterte sich, während die letzten Lichtstrahlen des Tages langsam vom Himmel tropften. „Was ist mit dem Rest deiner Familie? Deine Vorfahren stammen aus Irland, oder?“
Ich verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich heiße Cavanaugh mit Nachnamen, das ist nicht schwer zu erraten.“ Außerdem wusste er, dass mein Vater in Irland lebte.
„Banshees stammen ursprünglich aus Irland. Deswegen entspringen all die Geschichten dem irischen Volksglauben.“
Oh. Das war wirklich ein interessanter Zufall. Aber auch nicht mehr als das. „Was noch, du Zauberkünstler?“
Nash beugte sich über die Mittelkonsole und nahm meine Hand. Diesmal zog ich sie nicht zurück. „Kaylee, als du mir erzählt hast, dass Heidi Anderson sterben würde, wusste ich sofort, was du bist. Eigentlich hätte es mir schon früher auffallen müssen, aber ich hätte nie damit gerechnet, in meiner Schule einer Banshee über den Weg zu laufen.“
„Woran hast du es denn erkannt?“
„An deiner Stimme.“
„Wieso?“ Mein Herz klopfte schneller, als ahnte es bereits etwas, das mein Verstand noch nicht greifen konnte.
„Letzten Freitag habe ich dich und Emma in der Schulkantine über das Taboo reden hören. Seitdem bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Es war so, als könnte ich nicht aufhören, dich zu hören, nachdem ich deine wahre Stimme zum ersten Mal gehört hatte. Sie übertönt alles andere. Wenn du sprichst, kann ich dich in der größten Menschenmenge finden, auch wenn ich dich nicht sehe. Am Anfang habe ich nicht gewusst, warum das so ist. Ich wusste nur, dass ich mit dir reden musste und dass du am Samstagabend im Club sein würdest.“
Mir stockte der Atem. Meine Lungen schienen für meine Brust zu groß zu sein, sodass ich sie nicht ganz füllen konnte. „Du bist mir ins Taboo gefolgt?“ Angesichts seines Geständnisses wurde mir ganz schwindelig. Ich wollte ihn so viel fragen, ihm so viel sagen, und alles gleichzeitig. Aber ich konnte nicht klar genug denken, um mich auf eins zu konzentrieren.
„Ja.“ Er sagte das so sachlich, als wäre es nichts Besonderes, dass so ein heißer und für mich völlig unerreichbarer Typ wie er an einem Samstagabend in einen Club ging, um mich zu treffen. „Ich wollte mit dir reden.“
Ich schluckte schwer und starrte auf meine Hände. Ich konnte selbst kaum fassen, dass ich ihm jetzt etwas so Persönliches sagen würde. „Wenn du mit mir sprichst, fühlt es sich so an, als ob alles gut wird, selbst wenn meine Welt gerade aus den Fugen gerät. Warum ist das so?“ Ich suchte seinen Blick,
Weitere Kostenlose Bücher