Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
ich.
„Äh … nein.“ Todd runzelte die Stirn. Seine blonden Locken glänzten in dem grellen Licht. „Er war ja auf meiner Liste. Wie auch immer, als ich mit der Stichverletzung fertig gewesen bin, bin ich runter in die Lobby gegangen, um einen Kaffee zu trinken, und da habe ich euch reden gehört.“ Todd sah mir in die Augen und ignorierte Nash völlig. „Also bin ich dir in das Zimmer deiner Freundin gefolgt. Sie ist echt scharf!“
„Halt dich von … ihr fern“, entgegnete ich einfallslos. Im letzten Moment war mir eingefallen, dass es nicht besonders schlau war, einem Agenten des Todes die Namen meiner Freunde zu verraten. Auch wenn Todd es mit Leichtigkeit selbst herausfinden konnte und Emmas Name an diesem Nachmittag sowieso schon auf der Todesliste aufgetaucht war.
Todd verdrehte die Augen. „Für was für einen Reaper hältst du mich? Außerdem, was hätte ich davon, sie umzubringen?“
„Lass sie in Ruhe“, erwiderte Nash scharf. „Lass uns gehen.“ Er drehte sich um und stieß die Tür so ungestüm auf, dass wir mit Sicherheit erwischt worden wären, wenn in dem Moment jemand einen Blick aus dem Schwesternzimmer geworfen hätte. Ich lief ihm überrascht nach und hörte kaum, wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Wir hatten schon fast die Schwingtür erreicht, da hörte ich Todds Stimme.
„Willst du gar nichts über den Telefonanruf wissen?“ Obwohl Todd flüsterte, hörte ich ihn so deutlich, als stünde er nur wenige Zentimeter von mir entfernt.
Ich blieb stehen und hielt Nash am Ärmel fest. Er warf mir einen verständnislosen Blick zu, der in der nächsten Sekunde in Ärger umschlug. Ich stellte entsetzt fest, dass er Todd wieder nicht gehört hatte – und dass es mir eigentlich auch unmöglich sein müsste. Der Reaper stand nämlich immer noch vor der Tür des Lagerraums, mindestens sechs Meter von uns entfernt.
„Du meinst den Anruf deines Chefs?“, flüsterte ich versuchsweise zurück. Ich wollte einfach wissen, ob Todd mich auch hören konnte.
Der Reaper nickte selbstgefällig.
„Was hat er gesagt?“, fragte Nash, und in seiner Stimme schwang unverhohlener Zorn mit.
„Komm mit!“ Nach einem kurzen Blick in Richtung Schwesternzimmer zerrte ich Nash hinter mir her und schob ihn wieder zu Todd ins Zimmer. „Warum sollten wir uns für ein Gespräch mit deinem Boss interessieren?“, fragte ich laut, um Nash in unsere Diskussion mit einzubeziehen.
„Weil er eine Theorie über die Toten hat, die nicht auf der Liste stehen.“ Todds Grinsen wurde noch breiter, als er sich an das Regal lehnte. An seiner rechten Wange sah ich ein kleines Grübchen, das vom harten Licht in der Kammer noch betont wurde. Warum war es mir vorher nie aufgefallen?
„Welche Theorie?“, fragte Nash. Offensichtlich konnte er Todd wieder hören.
„Alles hat seinen Preis. Das solltet ihr inzwischen wissen.“
„Na schön.“ Ich seufzte genervt und ignorierte Nashs Händedruck. „Erzähl uns, was du weißt, dann erzählen wir dir, was wir wissen!“
Todd lachte, zog eine Bettpfanne aus Plastik aus dem Regal und schaute hinein, als erwartete er, dass ein Kaninchen wie aus dem Zauberhut daraus hervorspränge. „Ihr blufft doch. Ihr wisst gar nichts über diese ganze Sache!“
„Wir haben den Reaper gesehen, als Emma gestorben ist“, sagte ich kühl. Todds Lächeln erstarb, und er stellte die Bettpfanne zurück. Jetzt war ich mir seiner Aufmerksamkeit sicher. „Schieß los!“
„Wehe, du lügst mich an.“ Todds Blick schweifte zwischen Nash und mir hin und her.
„Ich hab dir doch gesagt, dass Kaylee nicht lügt“, warf Nash ein, und mir entging nicht, dass er dabei nur über mich sprach.
Todd überlegte kurz, bevor er nickte. „Mein Boss ist einziemlich alter Reaper namens Levi. Er ist schon ewig dabei, hundertfünfzig Jahre oder so.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich bequem an die Regale an der Rückwand. „Levi hat mir erzählt, dass so etwas schon mal passiert ist, als er ganz frisch angefangen hat. Damals ist alles viel schlechter organisiert gewesen, und bis sie überhaupt gemerkt haben, dass jemand Leute holte, die nicht auf der Liste standen, hatten sie schon sechs Seelen aus seinem Bezirk verloren. Damals haben sie noch alles mit der Hand geschrieben, könnt ihr euch das vorstellen?“
„Meinst du das ernst?“ Nash legte einen Arm um meine Taille und zog mich an sich. „Oder denkst du dir das alles nur aus, um Kaylee zu beeindrucken?“
Todd
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