Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
ihnen!“
„Keine von ihnen ?“ Mein Vater sah stirnrunzelnd zur Küchentür; offenbar hatte Onkel Brendon ihm nicht alle Details meiner Entdeckung offenbart. „Über wen sprechen wir hier noch?“
„Es gibt noch drei weitere Opfer“, fügte Nash hinzu. „Eines pro Tag, und das drei Tage hintereinander.“ Er strich mir mit dem Daumen über die Hand, ließ sie jedoch los, als mein Vater ihm einen bösen Blick zuwarf. „Und heute, als wir Emma gerettet haben, hat sich der Reaper noch ein Opfer geholt.“
Irritiert – und zugleich amüsiert – griff ich nach Nashs Hand und hielt sie diesmal fest. Ein Vater, der nie da war, hatte kein Recht, mir den Freund zu verbieten. „Alle vier – fünf, wenn man Emma mitzählt – sind einfach tot umgefallen, ohne Vorwarnung. Aber ihre Zeit war noch nicht gekommen.“
„Woher willst du das wissen?“
Ich kuschelte mich an Nash und lächelte meinen Vater unschuldig an. „Nashs Freund Todd ist ein Reaper!“
Mein Vater zog überrascht die Augenbrauen nach oben und vergaß für eine Sekunde sogar, Nash böse anzufunkeln. „Dein Freund ist ein Reaper?“
Nash zuckte die Schultern. „Ich kannte ihn schon, bevor er … gestorben ist.“
Dad beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und musterte Nash kritisch. „Und dieser Reaper hat dir gesagt, dass die Mädchen nicht auf seiner Liste standen?“
„Sie standen auf gar keiner Liste“, sagte ich, und jetzt war ich diejenige, die seinen prüfenden Blick zu spüren bekam. „Todds Chef ist der Meinung, dass da draußen ein Reaper herumläuft, der Seelen stiehlt und an die Unterwelt verkauft. Oder so ähnlich.“
In diesem Moment trat Onkel Brendon an die Tür, er hielt zwei dampfende Becher in Händen. Kaffeeduft zog durchsWohnzimmer. „Jemand verkauft Seelen in die Unterwelt?“ Er warf meinem Vater einen entsetzten Blick zu, bevor er sich wieder an Nash und mich wandte. „Was wisst ihr darüber?“
„Eigentlich nur, dass es eine Unterwelt gibt und dass ein paar ihrer Bewohner scharf auf menschliche Seelen sind.“ In dem Versuch, beide zu beruhigen, zuckte ich die Schultern. „Aber das spielt keine Rolle mehr für uns, oder? Todds Boss hat versprochen, dass er sich darum kümmert.“
Auf dem Gesicht meines Onkels spiegelte sich Erleichterung wider, wohingegen Nash immer noch angespannt wirkte. „Gut. Sollen sich die Reaper um ihre eigenen Probleme kümmern. Schließlich geht es uns Banshees wirklich nichts an!“
Ich runzelte die Stirn. „Außer dass dieser Psychopath von Reaper versucht hat, die beste Freundin einer Banshee zu töten. Das macht es sehr wohl zu meiner Angelegenheit!“
Onkel Brendon machte ein finsteres Gesicht und wollte offensichtlich gerade widersprechen, als mein Dad fragte: „Hat jemand gesehen, wie ihr Emma zurückgeholt habt?“ Er legte die Hände um den Becher und wärmte sie.
Nash setzte sich auf, er schien bereit zu sein, mich zu verteidigen. „Niemand weiß, was wirklich passiert ist. Kurz nachdem Em zusammengebrochen war, haben alle gedacht, dass Kaylee deswegen ausgeflippt ist. Und als Emma wieder wach geworden ist, glaubten alle, es wäre nur eine Ohnmacht gewesen.“
Das entsprach weitgehend der Wahrheit, auch wenn bereits Gerüchte kursierten, denen zufolge Emmas Herzschlag tatsächlich eine Minute lang ausgesetzt hatte. Wahrscheinlich hatte die Dame, die ihr den Puls gefühlt hatte, die Gerüchte gestreut. Ich konnte es ihr wirklich nicht verübeln. Die arme Frau musste jetzt wahrscheinlich in Therapie.
Andererseits konnte mir das genauso gut passieren. Und Emma auch.
Mein Vater zuckte die Schultern und musterte seinen Bruder streng. „Klingt, als wäre niemand zu Schaden gekommen.“
„Außer Julie“, murmelte ich und bereute sofort, dass ichnicht den Mund gehalten hatte.
Mein Vater wollte gerade den Becher zum Mund führen, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. „Ist sie die Tauschseele?“
„Ja.“ Obwohl ich tief in mir wusste, dass wir keine Schuld an Julies Tod trugen, wurde mir das Herz schwer. Ich fühlte mich schrecklich schuldig.
Onkel Brendon ließ sich in den anderen Sessel sinken und schüttelte bedauernd den Kopf. „Genau aus dem Grund müsst ihr euch aus der Sache heraushalten. Das arme Mädchen würde noch leben, hättet ihr euch nicht eingemischt!“
„Ja, aber Emma nicht!“ Ich klammerte mich mit einer Hand an die Armlehne der Couch. „Und wir konnten nicht mit Sicherheit wissen, dass sie sich ein anderes Opfer holen
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