Soul Screamers: Sophie (German Edition)
meine Tasche in der Schule gelassen, deswegen habe ich nur das hier, aber es gehört dir.“ Ich zog einen zusammengefalteten Zwanzigdollarschein aus meiner Hosentasche und schob ihn ihr hin, aber Addison starrte ihn an, als wüsste sie nicht, was das sei. „Bitte hol mich hier raus.“
Sie musterte mich aus zusammengekniffenen Augen, und ich konnte ihr ansehen, wie sehr sie sich bemühte, klar zu denken. „Du bist eine Idiotin, und du hörst nicht zu. Du hörst nur deine eigene Stimme und fühlst nur deinen eigenen Schmerz. Du kannst nach Hause zurückkehren, aber ich kann dir nicht helfen. Und du kannst dir auch nicht helfen, solange du nicht anfängst zuzuhören. Bis du es willst, mehr als irgendetwas sonst.“
„Ich …“ Ich runzelte die Stirn. „Ich kapiere nicht, was das heißen soll. Bitte hilf mir! Ich habe Angst. Ich will nicht hier sterben.“
„Nein, das willst du nicht“, sagte sie, und ein neues Band aus Angst wand sich um meine Wirbelsäule. „Der süße Typ ist in deiner Schule, in der Küche. Er wartet da auf seine Mitfahrgelegenheit. Den Rest musst du selbst hinkriegen.“
„Wie?“, fuhr ich sie an. Als Addison langsam zu verblassen begann, strömte helle Panik durch meinen Körper. „Ich weiß nicht, was ich tun muss!“
„Hör hin, Sophie“, sagte sie, und die letzte Silbe meines Namens hing noch zwischen uns in der Luft, als sie schon längst verschwunden war.
„Aber worauf soll ich hören?“, rief ich. Doch es war niemand mehr da, der mir hätte antworten können. „Aaarrghh!“ In meiner Wut und Frustration vergaß ich, dass das Klettergerüst keine eineinhalb Meter hoch war, und als ich aufsprang, knallte ich mit dem Kopf an die Gitterstäbe über mir. Der Schmerz und meine eigene Dummheit machten mich nur noch wütender, und ich ballte die Hand zur Faust, ohne mein Gehirn vorher um Erlaubnis gebeten zu haben. Mit den Knöcheln rammte ich einen der Gitterstäbe, und ein neuer, scharfer Schmerz schoss durch meine Hand und hallte noch in meinem Zeigefinger wider, als die anfängliche Welle schon längst verklungen war.
Ich sah auf meine Hand und entdeckte, dass eine dünne Blutspur meinen Finger hinablief. Ein einzelner Tropfen war auf den Boden gefallen, hinter die Strebe, auf die ich eingeschlagen hatte, und ein weiterer hing an der Strebe selbst, an einer schroffen Stelle im Metall, wo nicht sorgfältig geschweißt worden war.
Ich konnte zusehen, wie sich das Ende einer kleinen Ranke um den Metallstab zusammenzog, an dem es sich festgewickelt hatte, und sich nach meinem Blutstropfen im Gras reckte. Doch sie war nicht lang genug. Fasziniert und erstaunt beobachtete ich, wie sich die Ranke von der Strebe löste und sich auf der Suche nach einem kürzeren Weg durch das Gitternetz und in den provisorischen Käfig schlängelte.
Und die Babyranke war nicht allein. Mehrere andere – vornehmlich die kleinen, dünnen – reckten sich nach meinem Blut, und ihre anhaltenden Glitschgeräusche wurden immer schneller und dringlicher.
Scheiße! Die Pflanzen dürsteten nach Blut, und ich blutete. Würden sie sich mit ein wenig Zeit weit genug bewegen, um mich tatsächlich erreichen zu können? Laut Luca reichte ein Dornenstich, um mich umzubringen.
Ein weiterer Tropfen fiel von meinem verletzten Finger, und das glitschig-gleitende Geräusch hielt inne. Mein Puls raste, und das Herz hämmerte in meiner Brust. Der Crimson Creeper kam ins Klettergerüst, weil hier mein Blut zu finden war.
Wenn die Ranken so gierig auf ein paar Tropfen im Käfig waren, war es dann nicht auch möglich, sie mit noch mehr Blut vom Käfig weg zulocken?
Mit einem Finger hielt ich den Tropfen auf, der gerade von meiner Hand hatte rollen wollen, und verschmierte das Blut auf einer Strebe unten am Käfig, in der Nähe des Tropfens, der auf den Boden gefallen war. Tatsächlich schien das Glitschen daraufhin ein bisschen gieriger zu werden, aber das konnte womöglich auch nur reines Wunschdenken gewesen sein. Noch nie in meinem Leben hatte ich mir etwas so sehr gewünscht.
Auf der Suche nach einer Lücke, die groß genug war für meinen Plan, studierte ich das Netz aus Streben und Ranken um mich herum. Bis ich schließlich eine fand. Sie hatte sich einige Fuß weit entfernt von dem Blut aufgetan, das ich verschmierte hatte, als die Ranken versucht hatten, ihr Abendessen zu erreichen.
Okay, Sophie, du schaffst das. Es ist nur ein bisschen Blut .
Ich atmete tief durch und streckte mit gespreizten Fingern
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