Soul Screamers: Sophie (German Edition)
sie jedes Mal gebrabbelt hatte, wenn sich ihr Blick im Nichts verloren hatte, war ich nicht bereit, blind auf ihre Worte zu vertrauen.
Zuhören . Ha! Wem oder was denn? Dem leisen Ticken meiner Lebenszeit, die in diesem Albtraum von Welt, in die ich nicht gehörte, langsam ablief? Dieses Geräusch konnte ich laut und deutlich hören, aber es half mir kein Stück weiter.
Aber ich hatte den Ranken zugehört, als sie auf meinen Blutstropfen zugekrochen waren, und das hatte mich auf eine Idee gebracht, die mich aus meinem Gefängnis befreit hatte. Also hatte Zuhören tatsächlich geholfen. Doch was gab es sonst noch zu hören?
Gleichermaßen frustriert und verängstigt stand ich auf und blickte über den Spielplatz der Grundschule, wobei ich versuchte, all das zu ignorieren, was nicht hätte hier sein sollen. Die seltsamen Pflanzen. Das Rascheln, das aus den Büschen mit den violetten Blättern drang, die nichts ähnelten, was ich jemals zuvor gesehen hatte.
Die Eastlake High war einen Block weit weg. Zumindest in meiner Welt. Doch hier konnte man nicht ahnen, was an Gefahren auf der kurzen Strecke lauerte, die mich von Luca trennte. Einfach den Gehweg zu nehmen, wo mich jedes dahergelaufene haarige Monster sehen konnte, schien mir ein außerordentlich schlechter Plan zu sein. Aber da mir nichts Besseres einfiel, blieb mir keine Wahl.
Der Himmel wurde mit jedem Schritt, den ich machte, dunkler. Als er farblich einem Bluterguss ähnelte, hörte ich auf, nach oben zu sehen, weil es mir unvernünftig erschien, mir selbst Angst einzujagen, wo es da draußen doch so viele Dinge gab, die mir diese Arbeit abnehmen konnten. Als ich ein Viertel des Wegs hinter mich gebracht hatte, bemerkte ich, dass mir jemand – oder etwas – folgte. Die Schritte klangen weich und wurden von einem leichten Kratzen begleitet, wie Hundepfoten auf Parkettboden. Ich drehte mich nicht um, weil ich nicht sehen wollte, was da war. Wenn es groß oder schnell genug war, um mich zu fressen, würde es mir auch nicht helfen, wenn ich den Angreifer vorher sah. Und loszurennen hätte nur allgemeine Panik ausgelöst. Solange die Schritte nicht schneller wurden oder näher kamen, würde ich den Status quo beibehalten.
Es gab noch weitere Geräusche, die ich nicht zuordnen konnte, und andere beunruhigende Gestalten, die ich nur im Augenwinkel bemerkte, aber mich nicht traute anzusehen. Ich hielt einfach meinen Kurs bei und versuchte, mich abzulenken, damit ich mich nicht mit Dingen befasste, über die ich lieber nicht nachdenken wollte.
Addison hatte mich als Idiotin bezeichnet und behauptet, dass ich nicht zuhörte. Ha! Ich hatte mich aus dem Käfig befreit, oder nicht? Wie idiotisch konnte man sein, wenn man das schaffte? Und ich hatte zugehört, als sie die Ranken als gierig und blutrünstig bezeichnet hatte. Tatsächlich hatte sie mich damit auf die Idee gebracht zu …
Oh . Sie hatte mir einen Hinweis gegeben. Ob in dem Nonsens, den sie gebrabbelt hatte, noch weitere wertvolle Informationen versteckt gewesen waren?
Addison hatte gemeint, dass ich in meine Welt zurückkehren könnte. Natürlich hatte sie auch gesagt, dass ich tot sei. Aber wenn mich der Zusammenstoß mit der Klassenzimmertür nicht umgebracht hatte und ich hier in der wirklichen Hölle gelandet war, war ich nicht bereit, zu derselben Schlussfolgerung zu gelangen. Doch ihr Hinweis hatte mir aus dem Käfig geholfen, also war wenigstens ein Teil dessen, was sie gesagt hatte, von Bedeutung.
Ich versuchte, mir alle Einzelheiten meiner seltsamen Begegnung mit dem toten Popstar in Erinnerung zu rufen. Sie hatte gesagt, dass ich nach Hause zurückkehren, sie mich aber nicht dorthin bringen könnte. Außerdem, dass ich einfach wieder den Weg nehmen müsste, auf dem ich gekommen war. Schließlich hatte sie noch gemeint, dass ich Luca nicht bräuchte, und auch sonst niemanden, und dass ich nicht wüsste, was ich bin und was ich hätte.
Immerhin hatte sie recht, was den letzten Teil betraf. Mittlerweile fing ich an zu glauben, dass ich keine Ahnung von gar nichts hatte.
Etwa auf halber Strecke zur Schule kam mir der Gedanke, dass es vielleicht der Geruch meines Bluts war, der den Verfolger anzog, zu dem ich mich noch immer nicht umgedreht hatte. Also blieb ich gerade lange genug stehen, um mich an den Straßenrand zu kauern und meine blutige Handfläche an dem seltsam gefärbten Gruselgras abzuwischen. Damit hatte ich mich zwar größtenteils von dem Blut gesäubert, aber die Wunde riss
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