Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
in der Nähe des Colosseums geparkt. Dann waren sie zu Fuß losgezogen, um erste Eindrücke der Ewigen Stadt zu sammeln. Nachdem sie sich drei Stunden lang durch die verwinkelten Gassen hatten treiben lassen, saßen sie nun in einem Straßencafé auf der Piazza Navona und genossen bei einem Cappuccino und Feigengebäck das dolce far niente .
„Wusstest du, dass dieser Platz früher eine Arena war?“, fragte Daniel, der müßig im Reiseführer blätterte. „In der Antike gab es hier sogar Wagenrennen.“ Er schob seine Sonnenbrille ins Haar und blickte sich auf der Piazza um. „Und der Brunnen und der Obelisk dort drüben kommen in Illuminati vor.“
„Buch oder Film?“, fragte Elizabeth grinsend und knüpfte damit an ihre andauernde Diskussion zum Thema Können Romanverfilmungen jemals an die Buchvorlage heranreichen an.
Daniel tat das mit einem angedeuteten Augenrollen ab und trank seinen Kaffee aus. Anschließend gab er dem Kellner mit einer Geste zu verstehen, dass er zahlen wollte. „Sollen wir uns dann mal auf die Suche nach einem Hotel machen? Der Reiseführer nennt eine romantische kleine Pension in der Nähe der Spanischen Treppe als Geheimtipp.“
„Wenn es nur halb so romantisch ist wie unser Hotel in Florenz, bin ich dabei.“
Daniel sah auf. Seine grünen Augen blitzten. Verführerisch lächelnd lehnte er sich ihr entgegen und raunte: „Das hat dir gefallen, was?“
„Es war ein Traum“, hauchte Elizabeth und schloss die kleine Lücke zwischen ihnen. Während des Kusses dachte sie zurück an die zwei Tage und zwei Nächte, die sie zwar in Florenz verbracht, von der Stadt aber nicht das Geringste gesehen hatten. Nichts, außer ihrem bezaubernden Zimmer mit dem Engelsfresko an der Decke und den Dächern der Altstadt, die sich vor ihrem Fenster erstreckten. Erst am dritten Tag nach ihrer Ankunft hatten sie ihr Liebesnest verlassen und sich in den Trubel der toskanischen Stadt gestürzt.
Äußerst unsanft wurden sie vom Räuspern des Kellners unterbrochen, der ihnen die Rechnung auf den Tisch legte.
„ Grazi e“, sagte Daniel leicht mürrisch und platzierte einen Geldschein auf der Rechnung. Er erhob sich und reichte Elizabeth die Hand.
Bevor sie ihre Hand in seine legte, kostete sie noch einen kurzen Moment lang den spektakulären Anblick aus, den er bot. Er trug ein schwarzes T-Shirt, das die schlanken, sehnigen Muskeln seines Oberkörpers perfekt zur Geltung brachte. Die langen Beine steckten in einer ausgewaschenen Jeans, die ihm locker auf der Hüfte saß. Seine honigblonden Haare waren wie immer einen Tick zu lang und zu unordentlich, doch Elizabeth gefiel es. Sie mochte auch den Dreitagebart, der sein hübsches, jungenhaftes Gesicht etwas älter und rauer erscheinen ließ – auch wenn er beim Küssen kratzte und das süße Grübchen am Kinn verdeckte.
Mein Verlobter, dachte sie staunend.
Gemächlich schlenderten sie Richtung Piazza di Spagna. Daniel naschte sich dabei einmal mehr von Gelateria zu Pasticceria zu Panetteria. Er schwelgte geradezu in all den italienischen Leckereien und ließ Elizabeth jede einzelne probieren. Auch wenn sie offensichtlich nicht über Daniels Stoffwechsel verfügte, so ließ sie sich doch bereitwillig verführen und von seiner Begeisterung anstecken. Seine Lebensfreude war einfach unbändig, und Elizabeth fragte sich nicht zum ersten Mal, wie viel davon der Tatsache zu verdanken war, dass Daniel nur zu gut wusste, was es hieß, sein Leben zu verlieren.
„Dort drüben ist es“, sagte er, als sie von der Piazza di Spagna in eine enge Seitengasse abbogen. Er deutete auf ein Gebäude mit bröckelnder, gelblicher Fassade, das großflächig mit herbstlich verfärbtem Efeu überwuchert war. „Casa Vincenzo e Rosa.“
„Oh.“ Elizabeth blinzelte, während sie nach den richtigen Worten suchte. Die ersten Adjektive, die ihr in den Sinn kamen, waren: Heruntergekommen, winzig und renovierungsbedürftig. „Charmant“, brachte sie schließlich mit einem etwas gequälten Lächeln hervor. „Und das wurde im Reiseführer tatsächlich als Geheimtipp aufgeführt?“
Daniel sah sie amüsiert an. „Jetzt sag mir nicht, dass du die Dinge nach ihrem Äußeren beurteilst, Liz. Gerade du solltest wissen, dass es die inneren Werte sind, die zählen.“
Elizabeth erwiderte seinen Blick aus schmalen Augen. „Menschen und Häuser sind nicht unbedingt vergleichbar, weißt du.“
„Na los, geben wir ihm eine Chance.“ Daniel legte einen Arm um ihre Schultern und
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