Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
noch immer keine Dampfbäder.“
Sie schwiegen eine Weile und hingen ihren Gedanken nach. „Was hältst du von Kalifornien“, sagte Elizabeth dann. „Mit dem Auto von San Francisco aus die Küste hinunter bis nach San Diego.“
„Hmm“, machte Daniel zustimmend. „Das hört sich toll an.“ Er wickelte sich eine von Elizabeths dunklen Locken um den Finger. „Und wir könnten einen Abstecher nach Las Vegas machen.“ Sein Ton klang verdächtig unschuldig.
„Um zu spielen?“, fragte Elizabeth vorsichtig.
„Auch.“
„Was noch?“
„Na du weißt schon … Shows und so was …“
Elizabeth wandte sich um und sah ihm ins Gesicht. „Ist das alles?“
Daniel grinste sie verschmitzt an.
„Daniel Mason“, sagte sie drohend. „Komm ja nicht auf dummen Gedanken! Ich will auf jeden Fall meine Eltern und unsere Freunde dabei haben.“
Er strich mit seinen Fingern wie mit einem Kamm durch ihr Haar und hielt dann ihren Hinterkopf. Seine grünen Augen waren tief und geheimnisvoll. „Komisch“, sagte er. „Ich will eigentlich nur dich dabei haben.“
Darauf konnte Elizabeths nichts mehr erwidern. Zum einen, weil ihr das wild pochende Herz in die Kehle gerutscht war. Doch vor allem, weil seine Lippen ihren Mund verschlossen, während seine freie Hand über ihren Brustkorb hinab zu ihren Hüften wanderte. Das wird wieder eine lange Nacht werden , dachte sie. Nur gut, dass sie morgen ausschlafen konnten.
Sie erwachte zu einem fröhlichen Mambo Italiano , das aus dem Bad schallte. Offenbar hatte ihr Prinz Dean Martin für sich entdeckt. Den Schlaf aus den Augen blinzelnd spähte Elizabeth zunächst zu den geschlossenen Fensterläden, durch deren Lamellen gerade so viel Sonne fiel, um das Zimmer in angenehmes Zwielicht zu tauchen, aber nicht genug, um Aufschluss über die Uhrzeit zu geben. Gähnend setzte sie sich auf, streckte sich und sah dann auf ihre Armbanduhr, die auf dem Nachttisch lag. Es war bereits nach halb zehn. Himmel, hatte sie gut geschlafen.
Mit nassen Haaren, nichts als einem Handtuch um die schmale Hüfte und noch immer singend, kam Daniel aus dem Bad.
Ein Anblick, der einem den Morgen versüßt, dachte Elizabeth. „Wer dich hat, braucht kein Radio“, bemerkte sie, als er sich für einen kleinen Guten-Morgen-Kuss zu ihr hinab beugte. „Danny, die Jukebox.“
Da es nur bis zehn Uhr Frühstück gab und sie gestern ja nun wirklich lange und ausgiebig gebadet hatte, verzichtete Elizabeth auf eine Dusche und war in weniger als fünfzehn Minuten fertig. Allerdings war sie mit ihrer Erscheinung alles andere als zufrieden, vor allem nicht mit ihren Haaren, die verdächtig einem explodierten Heusack ähnelten. Und das ausgerechnet in einer Stadt, in der sie mit Frauen wie Carla konkurrieren musste. „Ich glaube, ich sollte heute dringend einen Abstecher zum Frisör machen“, sagte sie deshalb, als sie an Daniels Hand hinunter in den Frühstücksraum ging, in dem nur noch eine vierköpfige Familie saß, die gerade ihr Frühstück beendete. Die zierliche Dame, Rosa, war dabei, die Reste des Schinken- und Käse-Buffets zusammen zu räumen – ein weiteres Mal unter dem wachsamen Auge des grauhaarigen Mannes.
„Vincenzo scheint seiner Rosa ja nicht gerade viel zuzutrauen“, flüsterte Elizabeth Daniel zu und grüßte dann die beiden.
Rosa grüßte lächelnd zurück, während der alte Mann sie nur stirnrunzelnd maß und dann wieder wegsah. Auch diesem Sauertopf würde sie noch ein Lächeln entlocken, nahm sich Elizabeth fest vor.
Während des Frühstücks machten sie Pläne für den Tag. Zuallererst wollte Elizabeth zum Frisör, dann würden sie sich das Forum Romanum und den Palatin ansehen und anschließend das Colosseum. Der Peters Dom, die Sixtinische Kapelle und das Vatikanmuseum waren morgen dran. Erst das antike Rom, dann das kirchliche.
Rosa blieb die ganze Zeit in ihrer Nähe und versorgte sie mütterlich mit Cappuccino, frischgepresstem Orangensaft und hausgemachtem Gebäck. Vincenzo war nicht mehr zu sehen.
Erst, als Daniel und Elizabeth Arm in Arm den Frühstücksraum verließen und sich bei Rosa bedankten, stand auch Vincenzo wieder in der Tür zur Küche. Mit ihrem strahlendsten Lächeln winkte Elizabeth dem grauhaarigen Mann zu und rief: „ Grazie! Ciao!“
Doch anstatt unter ihrem Charme dahinzuschmelzen, sah Vincenzo sie mit versteinertem Gesicht und weiten Augen an und Elizabeth fragte sich irritiert, ob ihr Verhalten in diesem Land vielleicht als unhöflich galt.
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