Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
woran sich Elizabeth noch immer nicht so recht gewöhnt hatte.
„Danke.“ Daniel nickte dem jungen Mann mit der platinblonden Stachelfrisur zu und hob die Bierflasche, die der Barkeeper mittlerweile gebracht hatte, um mit ihm anzustoßen. „Hat Spaß gemacht.“
„Wer hätte gedacht, dass ein Inselaffe den Blues im Blut hat.“
„Inselaffe?“, fragte Elizabeth mit einem pikierten Stirnrunzeln nach.
„Nichts für ungut“, lachte der Schlagzeuger gutmütig und stieß auch mit Elizabeth an. „Ehrlich, ich dachte immer, ihr Briten seid kühl und steif und, naja, immer auch leicht blasiert. Aber dein Mann hier hat echt Soul.“
Schmunzelnd fing Elizabeth über den Rand ihres Glases hinweg Daniels Blick ein. „Zweifellos.“
„Ey, Chris. Was geht ab?“ Der schwarze Saxophonist hatte sich nun ebenfalls zu ihnen an die Bar gesellt, dicht gefolgt von der zierlichen Sängerin mit dem frechen Pagenschnitt und den dunkelrot geschminkten Lippen. Nicht nur ihre Erscheinung, auch die Stimme erinnerte Elizabeth an Lisa Stansfield, und sie fragte sich, wie so ein zartes Persönchen ein so eindrucksvolles Stimmvolumen zustande brachte.
„Mann, was war das heute für ein lahmes Publikum“, beschwerte sich die junge Frau.
„Ja, das war schlimmer als der Gig letzte Woche im Castro“, stimmte ihr der Saxophonist seufzend zu.
„Wie lange seid ihr in der Stadt?“, wollte der Schlagzeuger, Chris, an Daniel gewandt wissen.
„Keine Ahnung.“ Daniel hob leicht die Schultern. „Solange es uns gefällt. Wir haben keinen festen Terminplan, und die Stadt und die Umgebung haben viel zu bieten. Gut möglich, dass wir noch eine Weile hier sind. Warum?“
„Naja, nächsten Samstag haben wir einen Gig in einem Laden in Sausalito. Wenn du Lust hast, bist du dabei.“ Chris zwinkerte Elizabeth zu. „Und es wäre nett, wenigstens einen Groupie im Publikum zu haben.“
Sichtlich erfreut bedankte sich Daniel mit einer Runde Drinks. Eine Weile unterhielten sie sich mit ihren neuen Freunden über die Musikszene in San Francisco, dann fragte der Saxophonist plötzlich: „Ey, Chris, gibt´s eigentlich was Neues von deiner verrückten Tante? Hat sie wieder Gespenster gesehen?“
Daniel tauschte einen verhaltenen Blick mit Elizabeth, während der Schlagzeuger tief seufzte und sagte: „Frag nicht, Mann. Es wird immer schlimmer.“
„Ist sie ein Medium?“ Elizabeth versuchte sich an einem beiläufigen Ton.
Chris schüttelte den Kopf. „Nein, aber sie konsultiert eins. Regelmäßig. Weil sie glaubt, dass es in ihrem Haus spukt. Und diese Frau, dieses Medium, setzt ihr die verrücktesten Flausen in den Kopf. Es ist echt nur peinlich …“
„Wie macht sich der Geist bemerkbar?“, wollte Daniel wissen.
„Und hat deine Tante eine Ahnung, wer der Geist ist und was er von ihr will?“, ergänzte Elizabeth.
Chris maß beide mit einem skeptischen Blick, als überraschte ihn nicht nur ihr Interesse sondern vor allem die Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre Fragen stellten. Schließlich zuckte er mit den Achseln. „Tante Abby sagt, sie spüre eine… eine Präsenz im Haus und manchmal wird ihr ganz plötzlich kalt, und ihre Nackenhaare stellen sich auf. Und sie sagt, dass sich Geräte immer wieder von alleine an- und ausschalten und sie ein seltsames Flimmern oder Schatten sieht.“
Der Saxophonist prustete los und machte Spukgeräusche, während die Sängerin versuchte ihr Kichern hinter einer vorgehaltenen Hand zu verbergen.
Chris sah seine beiden Freunde ärgerlich an und trank einen Schluck Bier, bevor er fortfuhr: „Tante Abby meint, dass es der Geist ihrer Schwester Beatrice ist, die vor ein paar Monaten starb. Wisst ihr, die beiden haben ihr ganzes Leben lang zusammen in diesem alten Haus gelebt. Keine von beiden war je verheiratet…“
„Und du glaubst, deine Tante bildet sich alles nur ein, weil sie ihre Schwester vermisst“, mutmaßte Daniel.
Chris nickte. „Ja, und dieses Medium macht alles nur noch schlimmer. Sie übermittelt Tante Abby Botschaften von Beatrice. Ratschläge, wie sie ihr Leben führen und ihr Geld anlegen soll.“
„Das Medium gibt deiner Tante Anlagetipps?“, fragte Elizabeth verblüfft nach. „Das ist ja mal was ganz Neues!“
Nun wirkte Chris irritiert. „Kennst du dich denn mit so was aus?“
„Naja...“, druckste Elizabeth. Sie suchte in ihren Gehirnwindungen nach einer passenden Antwort, die nicht zu verrückt und abwegig klang. Als sie die neugierigen Augen der ganzen Gruppe
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