Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Daniel einen Satz auf Angelo zu, entwand ihm die Waffe und versetzte ihm damit einen gut platzierten Schwinger, der den jungen Mann zur Seite kippen ließ. Während Elizabeth eilig hinter ihm in Deckung ging, entfernte Daniel mit schnellen, geübten Handgriffen das Magazin aus der Waffe und warf anschließend die beiden Teile in entgegengesetzte Richtungen.
Fluchend hastete Carla in die Küche und ging neben ihrem Bruder in die Hocke. „ Stupido !“, schimpfte sie, half ihm aber dennoch fürsorglich in eine sitzende Position. Mit vor Zorn funkelnden Augen sah sie auf. „Und was jetzt?“, fauchte sie. „Sind wir verhaftet?“.
Daniel kratzte sich am Nacken, als würde er diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht ziehen. „Wir haben unsere Vorgesetzten zwar bereits über euch beide informiert, aber wenn ihr jetzt sofort eure Sachen packt und verschwindet, wird es, denke ich, kein Nachspiel für euch geben.“
„Aber vergesst nicht, Interpol weiß über euch Bescheid und hat ein Auge auf Rosa di Stefano“, ergänzte Elizabeth. „Wenn ihr also jemals wieder in ihrer Nähe auftaucht, seid ihr dran.“
Carla flüsterte ihrem Bruder etwas ins Ohr und half ihm auf die Beine. Bevor sie die Küche verließen, drehte sie sich aber nochmal um. „Eure Tarnung war miserabel“, spuckte sie Daniel und Elizabeth gehässig entgegen. „Das verliebte, turtelnde Pärchen habe ich euch keine Sekunde lang abgekauft.“
Daniel legte einen Arm um Elizabeths Schultern. „Dann sollten wir das wohl noch weiter üben, was Partnerin?“, sagte er lächelnd.
Wegen des plötzlichen und unerklärlichen Verschwindens ihrer Nichte und ihres Neffen war Rosa am nächsten Morgen am Boden zerstört. Die beiden waren so hilfsbereit gewesen und dann ließen sie ihre alte Tante über Nacht im Stich.
Mit über den Mund gelegter Hand saß sie Daniel und Elizabeth am Frühstückstisch gegenüber. Kopfschüttelnd und von leisem Schluchzen unterbrochen, murmelte die alte Dame in ihre Hand.
„Sie fragt sich, wie es mit ihr weitergehen soll“, übersetzte Daniel leise für Elizabeth. „Wie es mit der Pension weitergehen soll.“
Vincenzo, der einem eingesperrten Tiger gleich um den Tisch herum wanderte, polterte etwas, das sich verdächtig nach einem Fluch anhörte und die Lampen im Frühstücksraum zum Flackern brachte.
„Er denkt, Carla und Angelo hätten die Diamanten gefunden und seien deshalb abgehauen“, informierte Daniel Elizabeth.
„Wird Zeit, dass wir die Katze aus dem Sack lassen“, flüsterte sie und holte aus ihrer Tasche ein verknotetes Stofftaschentuch, das sie vor sich auf den Tisch legte und zu Rosa schob.
Überrascht ließ die alte Dame ihre Hand auf die Tischplatte sinken und blinzelte das kleine Bündel vor sich an. Auch Vincenzo blieb stehen und blickte verdutzt auf das Säckchen. Dann sah er mit großen Augen auf und starrte Daniel und Elizabeth an.
„Wir haben das in unserem Zimmer gefunden“, sagte Daniel. „Es ist von Vincenzo und er will unbedingt, dass Sie es haben.“
„Vincenzo?“, hauchte Rosa verständnislos. Mit zittrigen Fingern knotete sie das Stofftaschentuch auf und faltete es auseinander. Beim Anblick der funkelnden Steine stieß sie einen spitzen Schrei aus und Elizabeth fürchtete fast, die alte Dame würde ohnmächtig vom Stuhl kippen.
Vincenzo wirkte ebenso fassungslos wie seine Witwe und sagte etwas in einem sehr flehentlichen Ton.
„Keine Sorge“, flüsterte Daniel. Lauter sagte er. „Ich habe letzte Nacht von Vincenzo geträumt, Rosa.
„Geträumt? Von Vincenzo?“ Rosa sah aus, als sei sie sich nicht sicher, ob sie eben richtig verstanden hatte.
„Er sagte mir, dass das Bett, in dem Liz und ich schlafen, früher Ihr Ehebett war.“
„Ja“, bestätigte Rosa mit tränendicker Stimme. Ihre Hand wanderte flatternd vor den Mund. „Dieses Zimmer war unser …“ Mit tippendem Zeigefinger suchte sie das richtige Wort. „Unser Schlafzimmer.“
Daniel nickte. „Vincenzo sagte, er mache sich große Sorgen um Sie und Ihre Zukunft. Deshalb zeigte er mir die Diamanten, die unter den schwarz-weißen Vögeln am Bett verborgen waren. Er nannte diese Vögel Rossinis Silberdiebe.“
„ Santi Numi !“, entfuhr es Rosa. Es war eine Mischung aus Schluchzen und Lachen. „ La gazza ladra !“
„Genau“, lächelte Daniel. „Die diebische Elster.“
„Diese … diese Oper“, sagte Rosa aufgeregt. „Wir beide haben sie geliebt. Dort haben wir uns kennengelernt. Deshalb sind die
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