Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
nächsten Morgen mieteten sich Daniel und Elizabeth ein Auto und fuhren ins Nappa Valley. Daniel lenkte mit seiner Linken den schwarzen Chrysler souverän durch die kurvigen Straßen, während seine Rechte mit Elizabeths Hand auf der Mittellarmlehne verschränkt war.
Die hügelige und dicht bewaldete Landschaft war wunderschön und bildete das perfekte Kontrastprogramm zum rauen Pazifik am Vortag. Nur konnte Elizabeth beim besten Willen nicht verstehen, warum alle Welt Nappa Valley mit der Toskana verglich. Immerhin kamen sie gerade aus Italien, und sie hatte den direkten Vergleich.
Wenn Elizabeth nicht gerade in höchsten Tönen von Abbys hübschem Haus schwärmte, redeten sie viel über die Ereignisse am Vorabend. Zwar wurden sie aus dem, was sie gehört und vor allem auch gespürt hatten, nicht wirklich schlau, doch nach und nach arrangierten sie sich mit der Idee, dass es in äußerst seltenen Fällen möglich war, von der anderen Seite für kurze Besuche zurückzukehren.
„Ich könnte mir vorstellen“, sagte Daniel, „dass es eine Rolle spielt, wie friedvoll der Tod ist. Wenn das Sterben kein Schock ist, dann … dann …“ Ihm schienen die richtigen Worte zu fehlen, also vollendete Elizabeth seinen Satz.
„Dann ist die Seele … weniger traumatisiert?“ Sie dachte daran, was Daniel ihr einmal über die ersten Tage nach seiner Ermordung erzählt hatte. Über die Verwirrung. Die Finsternis und das Chaos … Darüber, wie schwer es war, zu akzeptieren, dass das Leben ohne einen weitergeht.
„Genau!“, nickte Daniel. „Und dadurch ist sie freier.“
„Ok.“ Für Elizabeth klang das einigermaßen nachvollziehbar. Bis auf eine Sache: „Aber warum können wir Beatrice weder sehen noch hören?“
Daniel hob die Schultern. „Vielleicht haben Seelen, die uns von der anderen Seite besuchen kommen, eine andere energetische Schwingung als erdgebundene Geister. Und auf die reagieren wir nicht.“ Er dachte einen Moment nach. „Riley vermutlich ebenso wenig. Und weil er noch nie mit einem solchen Geist Kontakt hatte, geht er automatisch davon aus, dass es keinen Weg zurück gibt.“
„Ich bin ja mal gespannt, was Beatrice morgen Abend so Wichtiges zu erzählen hat, dass sie uns als objektive Zeugen dabei haben möchte.“
Sie legten einige Stopps ein, um zu Essen und durch Vintage- und Weinläden zu stöbern, allerdings mit dem festen Vorsatz nichts zu kaufen, denn nach Elizabeths diversen Einkaufstouren in Italien und Daniels ausgedehntem Bummel durch die Plattenläden und Retroshops in der Castro Street war ihr Gepäck schon fast auf das Doppelte angewachsen. Dennoch erstand Daniel drei Flaschen Rotwein von einem lokalen Winzer, und Elizabeth kam nicht an einer nostalgische Teedose vorbei, von der sie schon genau wusste, wo in ihrer Küche sie ihren Platz finden würde. Außerdem kaufte sie eine Auswahl an Postkarten, manche davon ziemlich kitschig, von denen sie einige verschicken und den Rest in ihr Reisetagebuch legen wollte.
Den Vormittag des folgenden Tages verbrachten sie getrennt, denn Elizabeth wollte sich in einem chinesischen Massagesalon einem ausgedehnten Wellnessprogramm hingeben. Daniel nutzte derweil die Zeit, um weitere Musikläden abzuklappern. Zum Mittagessen trafen sie sich dann in Chinatown und setzten anschließend ihr Sightseeing fort. Allerdings war Elizabeth nach dem Entspannungsprogramm am Vormittag gar nicht nach körperlicher Betätigung zu Mute, und so war ihre Laune nach kaum zwei Stunden Hügelauf und Hügelab im tiefsten Keller angekommen. Sie hob sich erst wieder ein wenig bei einer heißen Schokolade und einem Cupcake in einem charmanten kleinen Café. Doch ihre Stimmung erreichte einen neuen Tiefpunkt, als Daniel sie dazu überredete oder vielmehr nötigte , zu Fuß den Telegraph Hill zu ersteigen, um das Panorama San Franciscos vom Coit Tower aus zu genießen. Der Blick war ohne Zweifel grandios, aber bei den Sturzbächen, die ihr über den Rücken flossen, fiel es ihr schwer, ihn wirklich zu würdigen.
Als Daniel dann auch noch vorschlug, den Weg zurück zum Hotel zu Fuß zurückzulegen, streikte sie endgültig. „Wenn du nicht willst, dass ich nachher bei Abby erst um ein heißes Fußbad bitte, nur um dann völlig entkräftet vom Stuhl zu kippen, rate ich dir dringend, dass wir zurück ins Hotel fahren !“
Eine Sekunde später stand die Welt auf dem Kopf und alle Atemluft wurde aus ihren Lungen gepresst. Daniel hatte sie mit Schwung hochgehoben und sich über
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