Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
spiritueller Aktivität.“
„Ja, wir Briten sind stolz auf unsere Geister“, zwinkerte Daniel.
„Und das zu Recht. Darf ich fragen, wie es kommt, dass Sie beide sich für Spiritismus interessieren? Besitzen Sie vielleicht auch eine Gabe?“
„O nein“, sagte Elizabeth schnell. „Ich kam berufsbedingt mit der Materie in Kontakt. Ich arbeite als Journalistin und habe mich seit Kurzem praktisch auf dieses Gebiet spezialisiert. Hauptsächlich gehe ich Berichten über Geistererscheinungen nach.“
„Sozusagen, um die Streu vom Weizen zu trennen“, ergänzte Daniel. Elizabeth beobachtete genau die Reaktion der blonden Frau auf seine Worte.
Cynthia schenkte ihnen zwar weiterhin ein freundliches Lächeln, doch Elizabeth war sich sicher, dass ihre Augen ein klein wenig schmaler und kühler geworden waren. „Sie meinen, Sie entlarven die Scharlatane unter den Spiritisten und Medien“, sagte Cynthia. „Das ist sehr löblich, denn davon gibt es ja leider reichlich und die bringen uns wahre Berufene in Misskredit.“ Sie wandte sich an Daniel. „Und was ist mit Ihnen?“
„Nun, ich hatte vor ein paar Monaten eine sehr einschneidende persönliche Erfahrung, die mich diesem Thema näher brachte.“
Cynthia nickte verstehend. Ihre Hand wanderte zu dem goldenen Skarabäus auf ihrer Brust, als sich zu Abby umdrehte, die gerade mit einer weiteren Porzellantasse aus der Küche kam. „Abby, meine Liebe, ich glaube Beatrice hat mich heute wegen deinem Besuch hergeschickt. Sie war sehr vage und bat mich nur, bei dir vorbeizuschauen. Jetzt denke ich, sie wollte, dass die zwei mich kennen lernen, damit sie sich ein Bild von mir machen können.“
„Beatrice wusste, dass die beiden kommen würden?“, fragte Abby aufgeregt. Ihre Hände schossen dabei hinauf zu ihrem Gesicht.
Plötzlich hatte Elizabeth das Gefühl, als würde um sie herum die Luft erzittern. Begleitet von einem Schauder, stellten sich ihre Nacken- und Armhärchen auf und sie merkte, wie sich ihr Herzschlag und ihre Atmung beschleunigten. Auch die Temperatur schien innerhalb von Sekunden um mehrere Grad gefallen zu sein. Daniel spürte es ebenfalls. Er legte eine Hand auf ihren linken Unterarm, und Elizabeth umschloss mit ihrer rechten Hand die seine. Beide sahen sich aufmerksam um, doch konnten sie weder Beatrice noch einen anderen Geist entdecken.
„Sie ist hier, oder?“, flüsterte Chris. Fröstelnd schlang er die Arme um den Körper. Seine weit aufgerissenen Augen suchten den Wintergarten ab.
„Ja, sie ist hier“, bestätigte Cynthia. Mit geschlossenen Augen sank sie auf den Stuhl, in dem zuvor Abby gesessen hatte, und zog tief die Luft durch die Nase ein. Beide Hände lagen flach auf dem Tisch. „Sie freut sich über Elizabeths und Davids Anwesenheit, doch leider hat sie heute nur sehr wenig Zeit. Aber sie will, dass sie… übermorgen… ja, übermorgen Abend wieder kommen. Sie hat Abby etwas Wichtiges mitzuteilen und sie will, dass die beiden als Zeugen dabei sind und Abby ihre objektive Meinung sagen.“
„Warum erst übermorgen“, wollte Chris mit zittriger Stimme wissen. „Warum kann sie es nicht jetzt sagen?“
„Sei nicht so ungeduldig!“, tadelte ihn seine Tante. „Da wo Beatrice jetzt ist, gehen die Uhren eben anders.“
„Sie geht jetzt wieder“, sagte Cynthia. Sie atmete tief ein und fasste sich an die Brust. „Aber sie freut sich schon auf das nächste Gespräch.“
„Bis bald, Liebes“, flüsterte Abby.
Und mit einem Mal normalisierte sich alles wieder. Die angespannte Stimmung verflüchtigtes sich, und die Luft im Wintergarten wurde wieder wärmer.
„Interessant“, murmelte Daniel.
Elizabeth fand, dass „mysteriös“ das passendere Wort gewesen wäre. Sie konnte sich einfach keinen Reim auf das machen, was eben passiert war. Zwar hatte sie eindeutig etwas gespürt, eine unbestimmbare Präsenz, doch es hatte sich völlig anders angefühlt als sonst. Da war kein kühles, elektrisches Prickeln gewesen, eher ein Vibration der Luft, oder besser, eine Störung in der Atmosphäre, welche eine seltsame Beklemmung ausgelöst hatte. Normalerweise waren Geister jedoch nur zu spüren, wenn sie einen anfassten, und unangenehme Gefühle, wie Beklemmung, wurden nur ausgelöst, wenn der Geist sehr aufgebracht war. Doch sie hatte keinen Geist gesehen. Weder aufgebracht noch sonst wie. Was ging hier nur vor?
„Wahnsinn!“ Chris trank sein Bier in einem Zug halb leer. „Absoluter Wahnsinn. Das glaubt mir
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