Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
platzierte. „Was ist das?“, verlangte sie dann zu wissen.
„Das ist ein sogenanntes Ouija-Brett“, klärte sie Cynthia milde lächelnd auf. „Laien, die Spiritismus als Hobby betreiben oder einen billigen Nervenkitzel suchen, nutzen es, um mit Geistern zu kommunizieren.“ Sie warf Elizabeth einen fast mitleidigen Blick zu. „Ehrlich gesagt bin ich ein wenig enttäuscht. Ich dachte, Sie würden sich mit dem Ganzen ernsthaft befassen und nichts auf solchen Mumpitz geben.“
„Es wird sie vielleicht überraschen, Cynthia“, erwiderte Elizabeth kühl, „aber ich wurde in der Vergangenheit Zeuge, wie ein Geist erfolgreich mit Hilfe eine Ouija-Brettes kommuniziert hat.“
„War anstrengend genug“, kommentierte Daniel nur für ihre Ohren.
„Hm.“ Cynthia zog eine perfekt gezupfte Augenbraue in die Höhe, ließ sich wieder in ihren Sessel sinken und lehnte sich zurück.
„Wie funktioniert das denn überhaupt?“, fragte Abby. Ungeduld hatte sich zu der Skepsis in ihrer Stimme gesellt.
Elizabeth nahm das Holzschiffchen in die Hand und hob es hoch. „Derjenige, der Kontakt zu einem Geist aufnehmen möchte, legt einen Finger auf das Schiffchen und stellt eine Frage. Der Geist antwortet, indem er das Schiffchen auf Ja oder Nein bewegt.“ Elizabeth zeigte auf die beiden entsprechenden Felder auf dem Brett. „Oder er formuliert eine Botschaft mit Hilfe dieser Buchstaben und Ziffern hier.“ Sie strich mit den Fingerspitzen über die verschnörkelten, im Halbkreis angeordneten Lettern.
Cynthia tat das mit einem verächtlichen Schnauben und einem Kopfschütteln ab, während Abby stirnrunzelnd auf das Ouija-Brett blickte. „Also ich weiß nicht… Sie glauben tatsächlich, dass das funktioniert, Elizabeth?“
„Ja, das tue ich.“
„Setzt dich, Tante Abby“, drängte Chris. „Du musst diejenige sein, die mit Tante Beatrice spricht.“
„Jetzt sofort? Aber ich habe doch gar keine Ahnung, was ich tun soll!“, protestierte Abby.
„Es ist ganz einfach“, sagte Daniel ruhig, legte eine Hand auf die Schulter der alten Dame und drückte sie sanft in den Sessel. „Legen Sie Ihren Zeigefinger ganz sachte auf das Schiffchen und konzentrieren Sie sich auf Ihre Schwester. Es sind keine Zaubersprüche oder dergleichen nötig. Stellen Sie sich nur intensiv vor, nach ihr zu rufen.“
Abby blickte hilfesuchten zu Cynthia die daraufhin sagte: „“Mach dir keine Sorgen. Das ist völlig harmloser Unsinn.“
„Ach, quatsch nicht“, murmelte Justin, der nun hinter Abby stand und auf seinen Einsatz wartete.
Während die alte Dame sich in ihr Schicksal fügte und seufzend den rechten Zeigefinger auf das Holzschiffchen legte, ließen sich Elizabeth, Daniel und Chris in den Sesseln um den Tisch herum nieder. Abby schloss die Augen und schien sich ehrlich zu konzentrieren. Chris machte einen erregten Eindruck, Cynthia einen eher gelangweilten.
„Beatrice?“, sagte Abby schließlich. Ihre Stimme klang zaghaft, beinahe angstvoll. „Kannst du mich hören, Liebes?“
„Beatrice nicht, aber ich schon“, meinte Justin und legte der alten Dame beide Hände auf die Schultern.
Sofort zuckte Abby zusammen und zog den Finger vom Ouija-Brett zurück. „Was war das?“, rief sie und blickte erschrocken in die Runde.
„Hast du etwas gespürt, Tante Abby?“, fragte Chris aufgeregt.
„Ich… ich weiß nicht. Da war etwas… Unangenehmes… Etwas Kaltes.“
Elizabeth wusste genau, was Abby gespürt hatte. In der Vergangenheit hatte Justin auch sie angefasst, und seine über die Monate aufgestauten Gefühle der Einsamkeit und Frustration hatten dafür gesorgt, dass die kribbelnde, kühle Berührung von einem nicht fassbaren Unbehagen begleitet wurde.
„Das war bestimmt nur ein Luftzug, Abby“, meinte derweil Cynthia. „Ich kann keine Präsenz spüren.“
Abby blinzelte die blonde Frau irritiert an. Dann streckte sie ihre Hand wieder nach dem Brett aus. „Beatrice?“, fragte sie erneut.
Daniel kratzte sich wie beiläufig an der Wange und bedeutete Justin damit, Abbys Gesicht zu berühren
„Da!“, rief Abby. Es war eine Mischung aus Keuchen und Kreischen. Ihre Hand flog hinauf zu ihrer Wange und strich über die Stelle, auf der eben noch Justins Hand gelegen hatte. „Da war etwas. Ganz sicher!“
„Das kann nicht sein!“, erklärte Cynthia mit Bestimmtheit, doch da berührte Justin auch ihre Schultern, und Cynthia zog zischend die Luft ein. „Was zum…“
„Ich spüre sie auch“, verkündete
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