Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
ich knutschend in meinem Zimmer rumhänge.“
Jetzt hatte Elizabeth doch echtes Mitleid mit dem Jungen. Das Leben seines Zwillingsbruders ging weiter, und Justin konnte dabei nur zusehen… „Tut mir leid, Justin“, sagte sie leise.
Der sommersprossige Junge zuckte mit den Achseln. „Was soll´s.“
„Vielleicht kannst du ja doch bald loslassen und weiterziehen“, sagte Daniel vorsichtig.
„Und wie soll das gehen?“
„Da fragst du leider den Falschen.“ Daniel lächelte entschuldigend. „Aber ich bin mir sicher, dass du es weißt, wenn es soweit ist.“
„Na toll. Das hilft mir weiter.“ Justin drehte sich wieder um. „Können wir jetzt darüber reden, warum Riley mich hierher gelotst hat? Er hat meiner Mum doch tatsächlich weismacht, dass er ein paar Straßen weiter wohnt und für ein Schulprojekt eine Arbeit über sein Viertel schreibt und dafür Nachbarn interviewen muss. Mum hat ihm das tatsächlich abgekauft und ihn rein gelassen.“
In diesem Moment klingelte Daniels Handy. Er ging ran und schaltete auf Lautsprecher. „Tony, Kumpel. Gutes Timing. Gerade ist die Verstärkung zu uns gestoßen.“
„Ja, ich habe schon von Riley gehört, dass er Justin zu euch schicken sollte.“ Wood sprach mit gedämpfter Stimme, und im Hintergrund waren die typischen Geräusche eines betriebsamen Großraumbüros zu hören.
„Du bist noch am Yard?“, fragte Daniel.
„Ja, ich habe heute einen neuen Fall bekommen. Die Entführung einer reichen Erbin.“ Woods Stimme wurde noch leiser. „Ziemlich großes Ding. Deshalb konnte ich mich auch nicht länger gegen einen neuen Partner wehren.“
Daniel verzog mitfühlend das Gesicht. „Und wen haben sie dir aufs Auge gedrückt?“
„Wilkens!“ Wood klang entrüstet. „Ausgerechnet! Nicht genug damit, dass er ein Schleimer und noch grün hinter den Ohren ist, er steckt seine Nase auch in alles, was ihn nichts angeht. Ich hatte heute reichlich damit zu tun, ihn mir vom Leib zu halten, während ich die Erkundigungen für euch einholte.“
„Du weißt schon, dass sein Onkel mit dem Commissionar Golf spielt, oder?“
„Und? Soll mich das jetzt beeindrucken? Mein Onkel spielt Golf mit dem Innenminister.“
Elizabeth musste lächeln. Dass Wood sich von Autorität, Status oder Macht nicht im Geringesten einschüchtern ließ, war eine Eigenschaft, die sowohl sie selbst als auch Daniel an ihrem Freund sehr zu schätzen wussten.
„Und was hast du rausgefunden, nachdem du Wilkens auf Gänsejagd geschickt hast?“, wollte Daniel grinsend wissen.
„Um ehrlich zu sein, nicht viel“, seufzte Wood. „Cynthia Henrickson, dreiundvierzig, geborene Erhardt, wohnhaft in Richmond“, las er vor. Bei der Erwähnung ihres Mädchennamens rührte sich etwas in Elizabeth, doch bevor sie es zu greifen bekam, fuhr Wood bereits fort. „Vor vier Jahren geschieden, keine Kinder. Sie besaß einen New Age Laden in Berkeley, den sie aber im letzten Jahr aufgegeben hat.“
„Kein Eintrag im Strafregister?“, vergewisserte sich Daniel. „Keine Ermittlungen gegen sie? Keine Anzeigen?“
„Nein, nichts“, sagte Wood. „Blütenreine Weste.“
Daniel war sichtlich enttäuscht. Er hatte darauf gebaut, dass die eine oder andere von Cynthias Betrügereien der Polizei bekannt waren und sie Cynthia damit vor Abby hätten bloßstellen können. Aber so hatten sie nichts gegen das falsche Medium in der Hand…
„Mir ist klar, dass euch das nicht wirklich weiterhilft“, sagte Wood. „Aber dafür hat Sue vielleicht etwas Interessantes ausgegraben. Sie hat sich an einen Artikel erinnert, den sie vor einer Weile gelesen hat. Darin ging es um eine Studie zu Spukerscheinungen in zugigen alten Herrenhäusern und Schlössern…“
Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang standen sie vor Abby Belfords Haus und warteten auf Chris, der für sie noch eine Besorgung machte. Es war ein kühler und windiger Spätnachmittag. Elizabeth hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen und wechselte ständig von einem Fuß auf den anderen, um sich etwas aufzuwärmen. Normalerweise hätte sie sich an Daniel gekuschelt und sich von ihm wärmen lassen, doch nach einem ganzen Nachmittag mit Justin empfand sie es als Wohltat, den mürrischen Teenager eine Weile lang nicht sehen und hören zu müssen.
Nach Woods Anruf waren sie zu Dritt zurück in die Stadt gegangen und hatten ihre Strategie für den heutigen Abend ausgearbeitet. Es hatte Wood zwar ein wenig überrascht, aber sowohl seine als auch Susans
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