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Soulbound (Ghostbound) (German Edition)

Soulbound (Ghostbound) (German Edition)

Titel: Soulbound (Ghostbound) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.M. Singer
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in ihre Rolle schlüpft?“
     
    Punkt zwölf Uhr Mittag standen sie ein weiteres Mal auf der Golden Gate Bridge, dem einzig möglichen Treffpunkt mit jemanden, der beim Namen San Francisco vermutlich nichts, als das berühmte Wahrzeichen vor Augen hat.
    „Wie genau funktioniert das eigentlich mit dem Springen, Danny?“ Elizabeth hielt sich mit der rechten Hand an einem rot gestrichenen, armdicken Stahlseil fest und blickte über die Brüstung gebeugt in die Tiefe, wo gerade ein Frachtschiff die Brücke passierte. Ihre Locken hatte sie mit einer Haarklammer zu bändigen versucht, dennoch wehte ihr der Wind immer wieder lose Strähnen in die Augen. „Man stellt sich einfach einen bestimmten Ort vor und wünscht sich dort hin?“
    „Im Prinzip ja“, antwortete Daniel, der mit vor der Brust verschränkten Armen am Geländer lehnte und sich nach allen Seiten umsah. Bis eben hatte er leise California Dreaming von The Mamas and The Papas vor sich hin gesungen und damit wie gewöhnlich für die passende musikalische Untermalung gesorgt. „Ich führte mir einfach einen Ort vor Augen und stellte mir vor, dort zu sein. Dabei spielte es keine Rolle, ob ich schon mal dort war oder ihn nur von Bildern oder aus Filmen kannte.“
    „Und brauchtest du dafür viel Konzentration, beziehungsweise Energie?“
    „Überhaupt nicht. Das ging wie von selbst. Egal wie weit entfernt der Ort war.“
    Elizabeth seufzte und richtete sich wieder auf. „Dann bin ich mal gespannt, was Justins Erklärung für seine Verspätung ist.“
    „Vielleicht hat Riley unsere Nachricht nicht weitergeben können“, überlegte Daniel. „Oder er hat was mit der Zeitverschiebung durcheinander gebracht.“
    Elizabeth rechnete kurz nach. Zuhause in London war es jetzt acht Uhr abends. „Oder Justin hat einfach keine Lust“, murmelte sie.
    Noch in der Nacht hatten sie Riley O´Shea angerufen und ihn gebeten, Justin Moreland zu kontaktieren und ihm auszurichten, dass sie seine Hilfe bräuchten. Riley war darüber nicht sonderlich glücklich gewesen. Zum einen, weil er zunächst keine Idee gehabt hatte, wie er Justin überhaupt erreichen sollte, zum anderen, weil ihm die meist negativen Schwingungen des Geistes üble Kopfschmerzen verursachten.
    „Etwas mehr Geduld, Miss Parker.“ Schmunzelnd nahm Daniel Elizabeth in die Arme und zog sie an sich. „Der Kleine ist noch nicht mal drei Minuten zu spät.“ Er wickelte sich eine ihrer Locken um den Finger und ließ sie dann springen. „Genieß einfach noch ein wenig die Aussicht.“
    „Das tu ich“, flüsterte Elizabeth, die gerade wieder dabei war, sich in der unergründlichen Tiefe seiner grünen Augen zu verlieren und darüber alles um sich herum zu vergessen. Als würden sie magnetisch voneinander angezogen fanden sich ihre Lippen.
    „Also echt. Nehmt euch ein Zimmer!“
    Erschrocken fuhr Elizabeth herum und sah in Justin Morelands rundes Sommersprossengesicht. Der rothaarige Teenager in Schuluniform lehnte seitlich an der Brüstung und schenkte ihnen ein spöttisches Grinsen. „Ihr habt nach mir geschickt?“
    „Hi Justin“, sagte Daniel. „Schön, dass du gekommen bist.“
    Der Junge hob gleichgültig eine Schulter. „Ich hab ja sonst nichts zu tun. Also, was ist los? Ich nehme nicht an, dass ihr einfach nur Sehnsucht nach mir hattet.“
    „Wie stehen die Dinge daheim?“, fragte Daniel, ohne auf Justins Frage oder seine Stichelei zu reagieren.
    „Scheiß Wetter“ lautete die knappe Antwort.
    Elizabeth seufzte innerlich. So sehr sie den Jungen und die Situation, in der er steckte, auch bedauerte, aber seine negative und zuweilen regelrecht bissige Art raubte ihr noch jedes Mal den letzten Nerv.
    Daniel zeigte sich da deutlich geduldiger. Immerhin verfügte er auch über jahrelange Erfahrung in der Polizei- und Jugendarbeit, die seine Nerven gestählt hatte. „Und sonst? Hast du Fortschritte bei deinem Bruder gemacht?“
    „Ich versuch nicht mehr Marty zu erreichen.“
    „Wie kommt´s?“, wollte Daniel überrascht wissen.
    Justin seufzte. „Marty hat jetzt eine Freundin. Jede freie Minute hängt er mit ihr rum.“ Er wandte sich ab und ließ seinen finsteren Blick über die Bucht schweifen. „Wir hatten vor zwei Wochen unseren achtzehnten Geburtstag… Er hatte seinen achtzehnten Geburtstag, denn im Gegensatz zu ihm werde ich nie meinen Führerschein bekommen und wählen gehen. Oder meinen Schulabschluss machen und die Uni besuchen. Und ich werde auch nie eine Freundin haben, mit der

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