Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Elizabeth da. „Ich habe den Eindruck, dass sie über irgendetwas sehr aufgebracht ist.“
„Tatsächlich?“ Chris war in seinem Sessel nach vorne gerutscht und saß nun auf der Kante. „Warum?“
„Abby“, sagte Daniel, nachdem er flüchtig auf die Uhr gesehen hatte. „Legen Sie Ihren Finger wieder auf das Schiffchen. Geben Sie Ihrer Schwester die Chance zu sagen, was sie so aufregt.“
„Das ist doch alles …“, murmele Cynthia, doch Abby hatte bereits die Hand ausgestreckt.
„Beatrice“, sagte sie. „Bist du böse, weil ich damit gezögert habe, die Investition zu tätigen, zu der du mir geraten hast?“
„Also dann …“ Justin beugte sich neben Abbys rechter Schulter über den Tisch und legte seinen eigenen Finger neben ihren. Mit vor Konzentration schmalen Augen schob er das Holzschiffchen in Zeitlupe Richtung Nein .
„Grundgütiger“, entfuhr es Abby. Staunend folgten ihre Augen der Bewegung. Ihr Neffe sah aus, als hielte er es kaum in seinem Sitz aus und wollte jeden Augenblick aufspringen.
Aus Cynthias Gesicht war alle Farbe gewichen. Ungläubig starrte sie auf das sich langsam, aber konstant bewegende Schiffchen. „Was zum Teufel geht hier vor?“
„Warum bist du dann böse?“, fragte Abby atemlos.
Millimeter für Millimeter schob Justin das Holschiffchen auf den Buchstaben L . Doch mit einem Mal wurde die Bewegung zügiger.
Daniel warf Elizabeth einen erleichterten Blick zu. Die Sonne stand nun am Horizont, was bedeute, dass der Geist während der nächsten Minuten mühelos die Botschaft übermitteln konnte. In Null Komma Nichts hatte Justin das Wort Lügen buchstabiert.
„Lügen?“, sagte Abby verwirrt. „Was ist eine Lüge?“
In Windeseile buchstabierte Justin Cynthia .
„Was?“, entfuhr es dem selbsternannten Medium. Hektische Flecken hatten sich auf ihrem erbleichten Gesicht gebildet. „Abby, warum tust du das?“
„Ich? Ich tu gar nichts! Das Ding bewegt sich von ganz alleine!“ Wie zur Demonstration hob Abby ihren Finger.
Justin verharrte und blickte fragend zu Daniel, der ihm stumm zu verstehen gab, weiterzumachen. Schließlich hatten sie nur wenige Minuten, in denen der Geist Substanz hatte und problemlos zu Werke gehen konnte. Also schob Justin das Schiffchen weiter von Buchstabe zu Buchstabe.
In sprachlosem Erstaunen beobachteten alle, wie sich scheinbar von allein ein neues Wort ergab.
„Erhardt?“, setzte Chris die Botschaft schließlich zusammen. „Etwa wie in Erhardt House?“
„Oder vielleicht auch wie in Cynthia Erhardt“, schlug Daniel vor.
Während Abby noch verständnislos blinzelte, fauchte Cynthia: „Das ist ein billiger Trick!“ Sie sprang auf und nahm das Holzschiffchen vom Tisch. Sie drehte und wendete es auf der Suche nach einem versteckten Mechanismus. Nachdem sie nichts fand, richtete sie einen anklagenden Finger auf Elizabeth: „Sie! Wie machen Sie das?“ Ihr Blick schoss zu Abby, die schockiert zu der wutentbrannten Frau aufblickte. „Glaub ihnen kein Wort, Abby. Das sind Betrüger! Sie wollen dich rein- ...“ Ihr Kopf schnellte zur Seite, und sie plumpste zurück in ihren Sessel. Nach Luft schnappend rieb sie ihre Wange. Elizabeth musste sich fest auf die Unterlippe beißen, um nicht lauthals loszulachen. Justin hatte doch tatsächlich ausgeholt und Cynthia mit Schwung eine Ohrfeige verpasst. Das war zwar nicht Teil ihres Plans gewesen, aber der Effekt dieser Improvisation war äußerst wirkungsvoll.
Keuchend griff Cynthia nach dem goldenen Skarabäus an ihrer Kette. „Abby“, sagte sie, sichtlich um Fassung ringend. „Bitte, du darfst das nicht glauben. Ich weiß zwar nicht, wie die zwei das anstellen, aber es ist ein Schwindel.“
Daniel sah Cynthia herausfordernd an. „An Ihrer Stelle wäre ich vorsichtig mit irgendwelchen Anschuldigungen, Ms Erhardt .“
Abbys Gesicht wirkte wie eingefroren und ließ keinerlei Rückschlüsse darauf zu, was in ihr vorging. Ihre flache Hand lag noch immer neben dem Ouija-Brett.
„Spürt ihr das auch?“, sagte Chris plötzlich. Fröstelnd zog er die Schultern hoch.
Tatsächlich, da war es wieder. Diese unbestimmte Vibration in der Luft, dieses Erzittern der Atmosphäre. Ein Schauder jagte Elizabeths Rücken hinunter und sie spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte.
„Beatrice ist nun tatsächlich hier“, sagte Cynthia mit neuem Selbstbewusstsein. „Sie will diesen Lügen ein Ende bereiten.“
„Beatrice, Liebes?“, hauchte Abby verstört. „Ich bin so schrecklich
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