SOULMATE (German Edition)
Nächte mit Jared Padalecki …«
»Mit wem, bitte?«
»Guckst du nicht mehr ‚Supernatural‘?«
»Nein, ich hab irgendwie die Kanäle alle durcheinander, und ich weiß nie, wo was kommt, außerdem versuche ich, mich möglichst wenig in meiner Wohnung aufzuhalten. Also, weshalb ich anrufe, ich …«
»Valerie, wenn ich nicht so dick wäre, glaubst du, ich hätte dann Chancen?«
»Wie? Meinst du bei diesem Pad… Padalki?«
»Ja, wir haben die Serie schon mal zusammen geguckt, diese Brüder, die Geister und andere böse Wesen jagen.«
»Ja, ja, klar, jetzt weiß ich wieder. Und welchen von denen meinst du nun?«
»Na rat mal!« Sie stöhnte theatralisch auf. Ich wusste, ich musste jetzt da durch, um sie - hoffentlich bald - als Zuhörerin zu gewinnen.
»Okay, wart mal, … du stehst auf die großen, starken Kerle, die gleichzeitig was Jungenhaftes an sich haben! Dann meinst du Sam, oder?« Ich rollte ungeduldig mit den Augen, hörte Alice glücklich seufzen.
»Genau! Valerie, ich will ihn haben! Ich will … ich will … ich will … Also sag jetzt, ganz ehrlich, hätte ich eine Chance, wenn ich schlank wäre, so rank und schlank?«
Die Frage war gemein, da weder ‚Ja‘ noch ‚Nein‘ eine besonders erfreuliche Antwort sein würde, also würde ich die Sache mühevoll umschiffen müssen.
»Alice, das ist … wie soll ich sagen, egal wie du aussiehst, das ist total unrealistisch. Die heißen nicht umsonst ‚Stars‘, die sind für unsereins nicht zu haben, zu weit weg, verstehst du, wie die Sterne am Himmel, es hat, wie gesagt, mit deinem Aussehen absolut nichts zu tun, selbst wenn du ganz toll aussehen würdest, bliebe so einer, so ein Filmstar, mit aller großer Wahrscheinlichkeit unerreichbar.«
»Da siehst du‘s! ‚Selbst wenn du ganz toll aussehen würdest‘.« Sie äffte meine Stimme nach. »Das heißt dann wohl, dass ich zu unattraktiv bin, um mir auch nur die klitzekleinste Chance ausrechnen zu dürfen!«
Ich setzte mich in den Schneidersitz und atmete tief durch.
Auf einmal war mir wieder bewusst, wie anstrengend es mit Alice sein konnte, wenn sie Frust schob, und weshalb ich aus unserer WG ausgezogen war.
»Alice, jetzt hör aber auf, niemand hält dich für unattraktiv, das ist deine Einbildung, du hast total viel … Potenzial, ja ganz viel Potenzial, und dennoch, ich fürchte, Pad … Pad … also, dieser Bursche muss ein Traum bleiben, oder … Ach was, Alice, alles Quatsch! Weißt du was? Du versuchst dein Glück und reist zu diesen Supernatural Conventions, die immer wieder stattfinden, und knöpfst dir diesen Sam einfach vor, warum nicht? Du machst dich schick, und wenn du dann vor ihm stehst, lächelst du mysteriös und düster wie eine Königin der Unterwelt und fragst ihn um ein Date.«
»Valerie, haha! Ich weiß selber, dass ich Stuss rede, für wie bescheuert hältst du mich? Ich mein, ich weiß, meine pubertäre Schwärmerei für irgendwelche Stars drückt nur meine Scheißangst vor dem echten Leben aus ...«
Jetzt war ich aber beeindruckt, dass sie offensichtlich durchaus zu einer tiefgründigen Selbstreflexion imstande war. Ich überlegte, wie ich die Kurve kriegen könnte, um doch noch über Finn reden zu können, ohne sie vor den Kopf zu stoßen.
Alice seufzte. »Valerie, jetzt denkst du sicher, dass ich immer noch so mies drauf bin, aber mir geht‘s eigentlich ganz gut, wirklich! `Tschuldige, ja, aber du hast mich mitten in meiner Ich-will-Jared-Padalecki-haben-auch-wenn-ich-weiß-dass-es-unmöglich-ist Stimmung erwischt. Ich bin jetzt wieder runter davon, ehrlich, also, du wolltest doch was erzählen, dann erzähl mal, wie geht‘s dir denn so? Hab dich auf der Silvesterparty mal vorbeihuschen sehen, war dann aber selber kurz nach Mitternacht schon weg.«
Ich räusperte mich und dachte, na Gott sei Dank, sie will sich unterhalten , war aber weiterhin unsicher, ob mein Thema ihren latenten Frust nicht verstärken könnte.
»Ja, ich hab dich auch gesehen. Du hast dich sehr angeregt mit einem älteren, nein, ich meine … reiferen Typen unterhalten.«
»Hm, ja, das wurde leider so eine peinliche Bumsgeschichte, Valerie, frag lieber nicht!«, ließ sie verlauten. »Ich habe mit dem alten Sackgesicht geschlafen, stell dir vor!«
»Was? Ist das … wirklich … he?« Beinah wäre mir das Handy aus der Hand gefallen.
»Hör bloß auf, ja. Also, wir sind kurz nach Mitternacht, nachdem wir der ganzen Knallerei zugesehen hatten, zu mir nach Hause gefahren und haben
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