SOULMATE (German Edition)
ausgesprochen zärtlich, sehr behutsam und diesmal viel ausdauernder, schaffte es mühelos, die bleierne Schläfrigkeit aus meinen Gliedern zu … vertreiben, und mich so sehr in Erregung zu versetzen, dass ich noch vor ihm laut aufstöhnte. Erst dann nahm er sich alles, um selber zum Höhepunkt zu kommen.
Bevor er sich entspannt neben mich fallen ließ, knabberte er ganz sanft an meinem Ohrläppchen und sagte leise zweimal meinen Namen, als würde er ihn singen.
Mit den Fingern tastete ich sein Gesicht ab und konnte ganz deutlich ein Lächeln erfühlen.
Ich hatte zwei der neu gekauften Kerzen angezündet, die jetzt vom Fenstersims aus ihr trübes, flackerndes Licht spendeten und die Magie des Augenblicks, den Zauber, diese durchdringende Befriedigung, die ich neben Finn empfand, noch verstärkten.
Wir saßen im zerwühlten Bett dicht nebeneinander, Kopfkissen und Wand im Rücken, in Sicherheit vor der unbarmherzigen Kälte der Welt da draußen, rauchten gemeinsam voller Genuss die ‚Zigarette danach‘ und flüsterten und kicherten über die Tatsache, dass wir, statt zu schlafen - es war schon 04.30 Uhr - Sex gehabt hatten, bis Finn von allein, ohne ein Wort der Aufforderung meinerseits, zum unerwarteten Ablauf des Abends Stellung nahm.
»Ich bin noch ein klein wenig blau«, begann er. »Aber, ich kann wieder einigermaßen klar denken, und ich weiß, ich schulde dir eine Erklärung, Valerie.«
Ich schüttelte abwehrend den Kopf. »Finn, du brauchst mir keine Erklärung abgeben. Es ist schon in Ordnung. Du wirst gute Grün…«
Sofort unterbrach er mich mit unerbittlich zusammengezogenen Augenbrauen. »Nein! Sei bitte nicht so … so genügsam, Valerie. Du hast ein Recht darauf, zu erfahren, warum ich einen Abend zuvor groß getönt habe und dann zu unserer Verabredung nicht erschienen bin, jedenfalls nicht so, wie es geplant war. Stattdessen komm ich sternhager … sternhalgel … wie heißt das denn noch mal?«
»Sternhagelvoll.«
»Ja … sternhagelvoll komm ich bei dir an, eine Hand fast zertrümmert, und du denkst sicher schon, dass ich ein Penner bin … oder so.«
Ich sah ihn entsetzt an. »Tu ich nicht.«
»Ich weiß, tut mir leid. Ich will nicht so klingen wie gerade eben, tut mir sehr leid.«
Er gab mir einen Kuss auf die Wange, um mich zu beruhigen.
»Ich hab mich nur gefragt, warum du nicht anrufst. Ich konnte auch von Lenny und Patrick nichts erfahren. Die hatten keine Ahnung, wo du stecken könntest.«
Er senkte den Blick: »Ich weiß. Ich hoffe, du glaubst mir, wenn ich sage, ich wollte dich anrufen, aber … ich … ich hab‘s nicht hingekriegt … hab die Kurve nicht gekriegt.«
Er nahm einen letzten, tiefen Lungenzug und betrachtete den bis zum Filter herunter gerauchten Zigarettenstummel. Ich hielt ihm den Aschenbecher hin.
»Als ich heute … nein, gestern, also, als ich gestern Morgen aufwachte, dachte ich, ich erledige mal paar wichtige Dinge, hauptsächlich Telefonate mit meinen New Yorker Redakteuren und meiner obernervigen Agentin und besorge mir endlich die ganzen Geräte, die mir fehlen, damit ich in die Gänge komme und mit den Artikeln, die ich schreiben will, anfangen kann, jetzt, wo ich weiß, dass ich doch länger in Berlin bleibe. Doch da … da fing Lenny wieder mit dem Südamerika Trip an, und wir quatschten uns am Frühstückstisch fest. Lenny kannte mal wieder kein Punkt und kein Komma, oder wie man das sagt. Zuerst ging es um den Begriff ‚Freiheit‘ im Allgemeinen und das Recht, selber entscheiden zu können, was man wann, wo und wie machen will. Doch dann kamen wir über tausend Ecken zu der Idee, an die ich fest glaube, nämlich, dass es Freiheit in dem Sinne eigentlich nicht gibt, nicht mal den freien Willen. Und da waren wir bei dem Thema ‚Willensfreiheit‘ angelangt, was man, äh, von ganz vielen verschiedenen Perspektiven aus betrachten kann. Und Lenny, der geht da ganz naiv heran. Dem brauchst du weder mit philosophischen, psychologischen oder sonstigen wissenschaftlichen Sichtweisen oder Definitionen zu kommen. Er hält es für eine Verkompliziert…zierung, wenn man so analytisch an die Sache herangeht. Wenn du also Lenny fragst, ist Willensfreiheit einfach nur die reine Wahlmöglichkeit zwischen mehreren Optionen, oder anders ausgedrückt, die schlichte Frage, tu ich dies, oder tu ich das, oder lass ich es sein, verstehst du? Aber, tja, ganz so einfach ist es nicht, nicht, wenn du mich fragst.«
Er hatte die Hände unter die Achseln
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