SOULMATE (German Edition)
geschoben, wodurch sein Bizeps anschwoll und meinen Blick auf sich zog. Immer fielen wir Frauen auf diesen Trick herein!
»Wie ist es denn für dich?«, fragte ich, nachdem ich mich wieder auf das Thema konzentrieren konnte.
»Kann ich nicht sagen. Schwierig. Was meinst du? Gibt es Willensfreiheit oder ist sie nur reine Illusion?«
Ach je …!
»Lass mich überlegen, hm?« Ich umfasste mit Zeigefinger und Daumen mein Kinn und neigte den Kopf in einer bewusst nachdenklichen Pose zur Seite, um ihm mein intensives Grübeln zu demonstrieren. Ich hatte mir über dieses Thema zugegeben bisher noch keine großen Gedanken gemacht.
»Also, ich denke schon, dass es mein eigener Wille ist, der entscheidet, wenn ich eine Entscheidung fälle.«
Er sah mich kritisch an. »Und was ist mit Beeinflussung?«
»Dennoch bleibt es mein Wille«, sagte ich selbstsicher. »Auch wenn er beeinflusst ist, schließlich habe ich den Einfluss ja bewusst oder unbewusst zugelassen.«
»Hm.«
»Und sogar, wenn meine Hormone mich beeinflussen, oder ein von außen zugeführter Stoff wie Alkohol, so entscheide ich mich unter dem gegebenen Einfluss dennoch auf meine ganz individuelle Weise.«
Ich war sehr zufrieden mit den Gedanken, die mir spontan eingefallen waren, und grinste ihn zuversichtlich an.
»Kein schlechter Standpunkt! Aber, ich wollte dir ja eigentlich erzählen, was danach passiert ist, ich meine, nachdem meine Unterhaltung mit Lenny vorbei war und er zu Patrick gefahren ist.«
Ich war zuerst verwundert, dass er das Thema ‚Willensfreiheit‘ offensichtlich nicht weiter verfolgen wollte, sah ihn aber gespannt an und wartete darauf, dass er mit seiner Erzählung fortfuhr.
»Ich … Wie soll ich das beschreiben? Ich hatte auf einmal das Gefühl, ich falle … in einen tiefen Brunnen oder so ähnlich. Ich wusste nicht mehr, was ich an diesem Tag so vorgehabt hatte und warum, wurde irgendwie unsicher, ich meine, unsicher darüber, welchen Sinn irgendein Vorhaben überhaupt hat. Und ich … ich zweifelte, dass du … also, dass du ein ehrlich echtes Interesse am Zusammensein mit mir hast und dachte, dass ich dich bloß nerven würde mit meiner Anwesenheit und dieser blöden Idee mit dem Drei-Gänge-Menü und überhaupt.«
Ich starrte ihn entgeistert an, konnte kaum glauben, was ich da hörte. »Aber, warum kommst du nur auf solche Gedanken? Ich dachte, dass zwischen uns alles schon irgendwie klar ist.«
Er drehte den Kopf weg und blickte zum Fenster.
»Das fand ich nicht unbedingt …«, sagte er in einem merkwürdig harten Ton, der mich fast aus der Bahn warf.
Das Fragezeichen über meinem Kopf musste riesengroß sein.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, als müsste ich eine Gegenwehr aufbauen.
Er sah mir wieder direkt in die Augen. »Ich versuche mal zu erklären, wie ich es meine, ja?«
Ich nickte verunsichert. »Als wir, du und ich, im Restaurant waren, da hat sich dieser Freund - oder Bekannter - von dir, dieser Tom, dir gegenüber so benommen, als hätte er was für dich übrig … fand ich ... musste dich unbedingt seiner Mutter vorstellen und so, was du nicht abgelehnt hast, und das verstehe ich auch, du wolltest nicht unhöflich sein. Aber der Punkt ist, dass kein Mann sich so benimmt, wenn er nicht einen gewissen, wie soll ich sagen … so was wie einen Bonus hat, verstehst du? Er muss sich da schon ziemlich sicher gewesen sein.«
Seine Sätze bohrten sich wie Spieße in meinen verwirrten Verstand. Was war bloß los auf einmal? Wovon redete er?
»Finn, ich verstehe überhaupt nicht, was du meinst«, sagte ich frei heraus, bemerkte erschrocken, dass ich verzweifelt klang, und dass außerdem eine deutlich spürbare Anspannung zwischen uns getreten war. Seine grünblauen Augen, die mich bisher so vertrauensvoll angesehen hatten, schienen auf einmal von Skepsis erfüllt und musterten mich eigenartig.
»Ich meine, dass da ziemlich viel Vertrautheit schon war, mehr als es bei einer flüchtigen Bekanntschaft eigentlich üblich ist«, sagte er mit fester Stimme, aber ohne anklagend zu klingen und griff erneut nach der Zigarettenschachtel, die zwischen uns auf der Bettdecke lag.
Langsam aber sicher verknotete sich mein Magen, denn ich hatte keine Vorstellung, worauf er um Himmels willen hinaus wollte. Mir schwante nichts Gutes, dabei wusste er noch nicht einmal einen Bruchteil aller Fakten im Zusammenhang mit Tom. Er konnte doch unmöglich irgendeinen Verdacht hegen, dafür gab es keinen Anlass. Er musste
Weitere Kostenlose Bücher