SOULMATE (German Edition)
folglich selber etwas in seinem Kopf konstruiert haben.
Der Einzige außer mir, der Bescheid wusste, war Patrick, und Patrick würde mit niemandem, absolut niemandem, auch nicht mit Lenny oder irgendeinem Gott persönlich, selbst wenn der es ihm befehlen würde, über meine Geheimnisse reden.
Natürlich war da dummerweise Tom selber, aber ich hoffte sehr, dass Tom anständig genug war, keiner Seele gegenüber auch nur ein Wort über unsere Nacht, die einzig und allein ein blöder Fehler gewesen war, zu verlieren, ganz nach dem Motto ‚ein Gentleman genießt und schweigt‘.
Natürlich wusste ich nicht, wie viel Gentleman in Tom steckte … Sein Ruf, zumindest, ließ nicht gerade viel Hoffnung aufkommen.
Ich versuchte einen Erklärungsversuch, der mehr wie eine mühevolle Rechtfertigung klang.
»Tom Nowak tut gerne so, als ob er jeden und alle Welt ihn kennt, ist so seine extrovertierte Art und hat mit den Tatsachen oft nicht viel zu tun! Frag einfach Lenny, der bestätigt es dir sofort … Auf jeden Fall, was Tom und mich angeht, ist es definitiv so, wie ich es dir schon gesagt habe und nicht anders. Wir kennen uns nicht besonders gut.«
Oh oh, die Formulierung ‚Tom und mich‘ war ungünstig gewesen, was mir sofort klar wurde, kaum dass ich es ausgesprochen hatte. Mist. Hilflos suchte ich in Finns Gesicht nach Spuren von Verständnis und Einsicht, gab mir allergrößte Mühe, bloß keine Nervosität zu zeigen, denn er könnte sie möglicherweise als ein Schuldeingeständnis interpretieren.
Hinter meinen Augenlidern spürte ich ein unruhiges Vibrieren.
»Ich verstehe nicht, was genau dich gestört hat, Finn? Bitte, erklär‘s mir doch«, bat ich ihn, immer noch in einer eindeutig zu hohen Tonlage.
Er legte die Stirn in Falten und zündete die Zigarette, die er die ganze Zeit zwischen seinen Fingern balanciert hatte, endlich an. Mit dem Hauch eines Lächelns im Mundwinkel hielt er sie mir anschließend an die Lippen.
Seine Geste beruhigte mich ungemein, auch wenn sie die Anspannung zwischen uns nicht vollständig aufheben konnte, war sie doch eine kleine Annäherung an unsere weitaus harmonischere Ausgangssituation vor ein paar Minuten.
»Valerie, ich muss mich entschuldigen«, sagte er betrübt mit ernster Miene. »Ich sehe Geister, wo keine sind.«
Jetzt horchte ich verwundert auf. Mit einer solch schnellen Wendung hatte ich nicht gerechnet.
»Du hast nichts, rein gar nichts, falsch gemacht. Tut mir leid, dass ich vorhin geklungen habe wie ein, ach, ich weiß nicht. Ich bin wohl ein wenig eifersüchtig, und außerdem unsicher, was deine Gefühle für mich betrifft. Ich spinne mir da was zusammen und zieh mich nur selber runter.
Verstehst du von dem Wirrwarr, den ich grad erzähle, irgendetwas?«
Ich holte erleichtert tief Luft und lächelte ihn so mitfühlend, wie ich nur konnte, an. Ich dachte, dass ich jetzt genauso offen zu ihm sein wollte, wie er es zu mir war. Außerdem war dies der richtige Augenblick, ihm zu sagen, was ich für ihn empfand.
Also stotterte ich drauf los: »Finn! Ich bin total überrascht, dass du so verunsichert bist, denn ich … ich bin absolut und unwiderruflich … und ganz ohne Zweifel … in dich verknallt … da … da hast du‘s! … Das musst du doch inzwischen mitgekriegt haben?«
Er schmunzelte einen Tick, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und nahm mir die Zigarette wieder ab. Ich musste auch etwas schmunzeln, spürte aber immer noch einen Rest Unbehagen in meiner Magengrube. Der Schreck von vorhin hatte ordentlich gesessen, auch wenn er nur von kurzer Dauer gewesen war.
»Heißt das, du liebst mich?«, fragte er jetzt voller Verwunderung in seiner Stimme, als könnte er mir trotz meiner deutlichen Beteuerungen immer noch nicht recht glauben. Ich fragte mich ernsthaft, ob Finn sich selbst denn so gar nicht einschätzen konnte, denn sonst dürfte er doch solche Fragen nicht stellen, oder? Wusste er denn nicht, dass er ein ziemlich attraktiver Typ war, um es mal untertrieben auszudrücken, und zudem mit dieser mysteriösen, unergründlichen Art und diesen irischen Augen eine wahnsinnig anziehende Ausstrahlung besaß?
Ich gab ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange. »Ja, und wie«, rief ich entrüstet und zugleich euphorisch lachend. »Finn, sag mir, was soll ich denn tun? Soll ich es aus dem Fenster schreien, dass ich absolut verrückt nach dir bin?« Ich sah ihm so tief wie nur möglich in die Augen.
»Ja, das wäre schön«, sagte er, diesmal mit
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