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Souvenirs

Souvenirs

Titel: Souvenirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foenkinos
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was brauchst. Ich kann mich auf das Sofa legen.»
    «Nein, bitte. Lass mich.»
    Leicht ratlos nach der Wendung, die die Dinge in den vergangenen Minuten genommen hatten, verließ ich die Entbindungsstation. Wir hatten überhaupt nicht unsere Freude zum Ausdruck gebracht. Es galt, den Wunsch meiner Frau zu respektieren. Aber ich hatte in ihrem Gesicht noch etwas anderes als Müdigkeit gelesen. Auch wenn man erschöpft ist, kann man mal lächeln. Wenn nur diese Nacht schon vorüber wäre. Ich wollte nicht nach Hause. Ich ging in der Kneipe gegenüber ein Bier trinken. Ich ging das Adressbuch meines Telefons durch: Ich wollte einen Kumpel anrufen und das Ereignis verkünden. Das macht man so, wenn man gerade Vater geworden ist, oder? Aber komischerweise rief ich niemanden an. Louises Gebaren hatte meinen Elan gedämpft. Ich dachte mir, ihre gedrückte Stimmung musste etwas mit ihrer Mutter zu tun haben. Genau das dachte ich mir, um meine plötzlich aufkeimende Angst vor dem, was auf mich zukam, zu vertreiben.
     
    In den darauffolgenden Wochen glich unser Leben einer Achterbahnfahrt. Unsere Regel war die Regellosigkeit. So empfing mich Louise am nächsten Morgen mit einem breiten Lächeln. Sie erstrahlte vor neuer Schönheit. Sie sagte, nimm mal unseren Sohn. Schau, wie schön er ist, wie süß. Er sabberte mich ein bisschen voll, und ich schloss diesen Sabber in mein Herz, den süßesten Sabber dieserWelt. Ich trat ein in eine Parallelwelt, in der kein wirklich objektives Urteil über dieses kleine putzige Ding möglich war.
    «Hast du deinen Eltern gesagt, dass sie vorbeikommen sollen?»
    «Nein … ich wusste nicht, wie es dir geht. Ich dachte mir, vielleicht willst du lieber allein sein.»
    «Nein, geht schon. Sag ihnen, sie sollen kommen. Ich meine, am besten wohl einer nach dem andern. Mein Vater ist heute Morgen schon mit dem Zug losgefahren. Er wird wahrscheinlich gleich da sein.»
    Unsere Eltern gaben sich also die Klinke in die Hand, und es ging ganz freudig zu. Ein jeder packte seine Anekdoten aus, erzählte von seinen eigenen Erfahrungen. Meine Mutter beträufelte die Lippen des Neugeborenen trotz meines Protests mit einem Tropfen Champagner. «Ach, das macht ihm nichts!», versicherte sie mit leicht unerträglicher Überzeugung. Etwas später, mein Sohn versuchte gerade, wieder nüchtern zu werden, erkundigte sich mein Vater:
    «Und wie heißt mein Enkelkind?»
    «Äh …»
    «Was?»
    «Wir haben noch keinen Namen …»
    Als wir wieder allein waren, sagte Louise: «Jetzt müssen wir wirklich einen Namen finden.» Überrumpelt von der verfrühten Niederkunft, hatten wir uns noch auf gar keinen Namen verständigt. Was uns einen spaßigen ersten Tag beschert hatte. Unsere Eltern und Besucher konnten das Kind nicht beim Namen nennen. Sie sagten Kleiner oderBaby, wenn sie von ihm sprachen. Es trat anonym ins Leben. Es war wie ein Roman ohne Titel.
     
    Ich ließ mir die Vornamen von mir bewunderter Künstler durch den Kopf gehen. Fjodor wie Dostojewskij, Frank wie Zappa, François wie Truffaut, Albert wie Cohen, Woody wie Allen, Igor wie Strawinskij, Gérard wie Depardieu, John wie Lennon, Miguel wie Indurain, Wayne wie Shorter, Willem wie De Kooning, Aby wie Warburg, Alain wie Souchon, Max wie Jacob, Rüdiger wie Vogler, Milan wie Kundera, Kasimir wie Malewitsch, Zinédine wie Zidane, Witold wie Gombrowicz, Sergej wie Prokofjew, Claude wie Sautet, Arthur wie Schopenhauer, Paul wie Éluard, Wassilij wie Kandinskij, Philip wie Roth, Pierre wie Desproges, Bruno wie Schulz, Michel wie Houellebecq, Chet wie Baker … und … Louise funkte dazwischen: «Er soll Paul heißen.» Wir einigten uns auf diesen Namen (ich hatte ihn ja auf meiner Liste).
     
    Und so begann das Leben von Paul.
    ∗ Dieser Spaziergang rangiert unter den Top Ten der schönsten Momente meines Lebens.

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Wayne Shorters Erinnerungen
    Wayne Shorter ist ein außergewöhnlicher Saxofonist, war Mitglied des sagenumwobenen
Miles Davis Quintetts,
und steht, wiedas Label Blue Note, das die meisten seiner Soloalben herausbrachte, für einen sehr eleganten Jazz. In den 1970er-Jahren gründete er zusammen mit anderen Größen die Jazz-Rock-Formation
Weather Report.
Die Jahre gehen mit unzähligen Konzertreisen dahin, und im Sommer 1996 findet sich Shorter in Nizza wieder. Wo er seine Frau und seine Nichte treffen soll. Doch die beiden kamen nie in Nizza an. Sie saßen an Bord der TWA-Maschine, die auf ihrem Flug von New York nach Paris vor Long Island

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