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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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Märchenstunde wäre.
    Auf der einen Seite die üblichen Kolonnen von Versen unter einem einzelnen verschnörkelten und von Hand kolorierten Buchstaben.
    Auf der anderen Seite ein Foto der nackten Persephone.
    Dies ist meine Tochter, Grace Chastity. Die ich, wie Sie wissen, von Kindesbeinen an großgezogen habe. Deren Windeln ich gewechselt habe. Die ich abends zu Bett gebracht habe. Die ich nachts, wenn sie schrie, getröstet habe.
    Er blättert die Seite um. Weitere Fotos von Grace Chastity. Nackt.
    Kleine Mädchen werden groß. Das ist der Lauf der Dinge. Auch meinen erging es nicht anders. Allen dreien. Besonders Grace.
    Er blättert um. Auf jedem Foto lächelt Grace oder posiert mit Schmollmund. Auf den meisten Bildern sind die typischen Reflexionen eines Handyfotoblitzes zu erkennen. Auf jedem stellt sie sich unbekleidet zur Schau. Und auf manchen gewagter als auf anderen.
    Meine Grace hat einen Freund gefunden, wie so üblich bei jungen Mädchen. Irgendwann brechen sie alle das Herz ihres Vaters. Aber ich habe Grace dabei erwischt, wie sie ihrem Freund diese Fotos geschickt hat. Schande über sich brachte. Über ihn. Über mich. Über Gott.
    Erneut blättert er um. Ein selbst gemachtes Pornomagazin, dessen Star seine Tochter ist. Auf dem nächsten Bild liegt sie auf dem Bett, die Beine weit gespreizt. Ihre Finger ertasten sich den Weg in ihre Scham.
    Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, Mr. Spademan, war ich sehr erzürnt, als ich dies entdeckte. Wirklich sehr erzürnt.
    Blättern. Nächste Seite. Aufnahme von hinten. Sie stellt eine geradezu gymnastische Gelenkigkeit zur Schau. Unter anderem.
    Sie haben keine Tochter, oder?
    Nein.
    Aber Sie werden vielleicht nachvollziehen können, was so etwas in Ihnen auslösen würde.
    Klar. Aber sie ist achtzehn. Sie hat das Recht, ihr eigenes Leben zu führen. Sollte sie zumindest haben.
    Nun, sie war nicht achtzehn, als sie diese Aufnahmen machte, Mr. Spademan. Sie war erst sechzehn. Und sie hat mir versprochen, sie würde damit aufhören. Erst vor Kurzem hat sie dieses Versprechen gebrochen. Wiederholt.
    Blättern. Die junge Grace Chastity probiert Sexspielzeuge aus. Lässt sie an bestimmten Orten verschwinden.
    Wissen Sie, wie ich auf diese Aufnahmen gestoßen bin? Durch ein Gemeindemitglied. Durch jemanden aus meiner eigenen Kirchengemeinde. Er kam zu mir und erzählte mir, dass sein Sohn sie ihm gezeigt hat. Die Fotos hatten die Runde gemacht. An seiner Schule.
    Er schließt das Buch. Gnädigerweise.
    Also habe ich ihr verboten, ihren Freund zu treffen. Habe ihr das Handy verboten. Ich habe ihr so ziemlich alles verboten, was man sich vorstellen kann. Und natürlich ist sie daraufhin wie alle jungen Mädchen, die unter dem Einfluss des Teufels stehen, ausgerissen.
    Er legt das Buch zurück auf den Altar.
    Sie werden mir die dramatische Ausgestaltung meiner Ausführungen verzeihen. Ich wollte nur sicherstellen, dass Sie verstehen, warum ich sie wieder bei mir haben möchte. Obwohl sie alles getan hat, um mein Herz zu brechen – gegen meine Regeln verstoßen hat, mich in der Öffentlichkeit gedemütigt hat, meine Gemeinde beschmutzt und wider Gottes Gebote gehandelt hat –, weiß ich, sie wird hier in meiner Obhut sicherer sein als in den Gossen von New York, wo sie umherirrt und von der Hand in den Mund lebt. Deshalb will ich meine Tochter zurück. Und Sie haben bereits erlebt, was ich Ihnen als Gegenleistung anbieten kann.
    Sie wissen, dass sie schwanger ist.
    Ja. Ein Souvenir ihres Freundes. Ein Taugenichts.
    Da hat sie mir aber was ganz anderes erzählt.
    Was wollen Sie damit andeuten, Mr. Spademan?
    Dass der Vater sich hier in dieser Kirche befindet.
    Wirklich? Also eine unbefleckte Empfängnis?
    Nicht wirklich.
    Harrow umklammert die Seiten der Kanzel. Er schaltet in den vollen Predigermodus. Vom Tonfall her klingt er jetzt fast ein wenig wie Mark Ray, nur ohne Seele. Nicht mehr der freundliche Hirte, sondern der gestrenge Vater, der Feuer und Schwefel herabbeschwört anstatt himmlischen Trosts.
    Er geht sofort in die Vollen.
    Denn siehe, die Gottlosen spannen den Bogen und legen ihre Pfeile auf die Sehne, damit heimlich zu schießen die Frommen. Aber fragen Sie sich doch einmal selbst, Mr. Spademan, wie schwanger ist meine Tochter? Und wann genau ist sie davongelaufen? Erst vor Kurzem, richtig? Vor ein paar Wochen vielleicht. Warum haben wir Sie dann erst letzte Woche kontaktiert?
    Er hat recht.
    Und er fährt fort.
    In Ihrer Version der Geschichte

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