Spademan: Thriller (German Edition)
Augen, die ein bisschen zu eng zusammenstehen. Schneidezähne, die ein bisschen zu weit auseinanderstehen. Dieses Lächeln, das wie eine Springfeder jederzeit bereit ist, in ein Lachen zu explodieren.
Mit anderen Worten – perfekt.
Nur nicht so schüchtern, Mr. Spademan. Bitte geben Sie Ihrer Frau einen Kuss. Dies hier ist ein geschützter, heiliger Ort. Und ich verspreche, dass ich nicht hinschauen werde.
Ich wende mich Harrow zu.
Schalten Sie das aus.
Haben Sie keine Angst.
Nein. Das ist nicht real.
Ich denke, Mr. Spademan, Sie werden schon bald selbst herausfinden, dass derartige Unterscheidungen irrelevant sind.
Ich drehe mich wieder zu ihr. Zitternd.
Versichere mir selbst, dass es nicht real ist.
Es ist nicht real. Es ist nicht real. Es ist nicht real.
Ich wiederhole es immer wieder, während ich ihr Gesicht in meine Hände nehme.
Ihr Gesicht fühle.
Zögere.
Sie küsse.
Wie ein Mann, der nach Jahren unter Wasser nach Luft schnappt.
Ich weiche zurück.
Ich flüstere.
Tut mir leid.
Harrow legt sanft eine Hand auf meinen Rücken.
Verstehen Sie jetzt? Was ich den Menschen anbiete?
Meine Stella lächelt. Ihre Hand streicht über mein Gesicht.
Keine Sorge, Mr. Spademan. Sie wird immer da sein. Und ich kann es so arrangieren, dass Sie sie sehen können, wann immer Sie wollen. Sie werden ganz unter sich sein. Und wenn Sie es wollen, dann können Sie diese verseuchte Welt tatsächlich hinter sich lassen und hierherziehen, wenn es Ihnen gefällt. Sie wären sicher nicht der Erste. Meine Farm gefällt Ihnen, nicht wahr? Ich kann Sie und Ihre Frau wiedervereinen, und ich garantiere Ihnen, nach einer gewissen Zeit werden Sie vergessen haben, dass Sie überhaupt je voneinander getrennt waren.
Das ist es also, was Sie mir anbieten?
Ja.
Und ich schätze, Sie verlangen dafür eine Gegenleistung.
Ich verlange nur etwas, das ohnehin mir gehört.
Das klingt fair. Nur noch eine Frage.
Natürlich.
Nicht an Sie. Sondern an sie.
Ich wende mich wieder meiner Stella zu. Sehnsucht liegt in ihrem Blick.
Ich schlucke schwer. Dann sage ich es.
Wie heiße ich?
Sie lächelt.
Spademan.
Nein, das stimmt nicht.
Sie blickt verwirrt. Wiederholt den Namen.
Spademan.
Ich wende mich Harrow zu.
Ich will hier raus.
Er winkt sie weg. Das Verkaufsgespräch ist den Bach runtergegangen.
Sie verschwindet durch die Seitentür. Ich kann es mir nicht verkneifen, ihr nachzusehen.
Die Tür schließt sich hinter ihr.
Wie damals, an diesem letzten Morgen.
Dann ist sie weg.
Ich lehne mich gegen die Kirchenbank. Versuche, die Fassung wiederzugewinnen. Erfolglos.
Blicke zu Harrow.
Beenden Sie die Sitzung.
Mr. Spademan –
Jetzt.
Ich weiß, diese Erfahrung kann sehr überwältigend sein. Es erinnert mich ein bisschen an die ersten Augenblicke nach einer Taufe. Wenn die Menschen wieder aus dem Wasser auftauchen. Nach Luft schnappen, um Gleichgewicht ringen. Aber frisch. Taufrisch. Wie Neugeborene. Die in ein neues Leben erwachen.
Aber es ist nicht wirklich.
Nein. Aber nach einer Weile spielt das keine Rolle mehr, das versichere ich Ihnen.
Ich will hier raus.
Er packt meine Schultern und richtet mich auf. Hält mich.
In Ordnung. Aber vorher möchte ich Ihnen noch sagen, was ich von Ihnen verlange.
Sein Lächeln verschwindet.
Ich will meine Tochter zurück.
Keine Ahnung, wo sie steckt.
Er lacht.
Die Lüge ist in dieser Welt keine effektive Taktik. Nicht bei mir. Und Sie sollten vorsichtig sein, wenn Sie gegen eines der heiligen zehn Gebote verstoßen. Besonders hier in einem Gotteshaus. Wir wollen doch sicher nicht diesen Weg beschreiten.
Welchen Weg?
Gegen Gebote zu verstoßen.
Ich kann das nicht tun.
Sie bedeutet Ihnen doch nichts.
Das spielt keine Rolle.
Mr. Spademan, ist Ihnen klar, was ich Ihnen anbiete?
Ja.
Und warum genau beschützen Sie meine Tochter?
Ich weiß es nicht.
Wissen Sie überhaupt, warum meine Tochter ausgerissen ist?
Ich hab da so eine vage Vorstellung.
Tatsächlich? Nun, gestatten Sie, dass ich das etwas konkretisiere.
Harrow zieht sich zum Altar zurück und greift sich die schwere, in Leder gebundene Bibel. Er öffnet sie und blättert in den gelben Dünndruckseiten.
Ich wische mir über den Mund, immer noch leicht schwankend. Setze mich wieder hin.
Ich bin nicht in der Stimmung für ein Bibelgleichnis, Mr. Harrow.
Er blickt auf.
Darum geht es auch nicht.
Er dreht das Buch um, kippt es und hält es auf den Unterarmen, die Schriftseite mir zugewandt. Als ob jetzt
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