Spademan: Thriller (German Edition)

lauschen den Geräuschen der Stadt.
    Dann sagt sie:
    Du hast dich also mit Simon getroffen.
    In Fleisch und Blut.
    Und, wird er uns helfen?
    Das werden wir sehen.
    Sie streckt ihre Hand aus, reibt meinen Arm.
    Ich hab das von Rick gehört. Tut mir so leid.
    Danke.
    Bedeutet das, dass wir gearscht sind, weil er nicht mit im Boot ist?
    Vielleicht, vielleicht auch nicht. Möglicherweise habe ich einen Ersatz gefunden.
    Okay. Und was jetzt?
    Ich schätze, das Ganze betrifft jetzt nur noch deinen Vater und mich.
    Sie zieht ihre Hand zurück.
    Das glaube ich weniger. Ich hatte einen ganzen Tag, um gründlich über die Sache nachzudenken. Und das hab ich auch getan.
    Und?
    Ich habe da eine Idee.
    Gut. Ich auch.
    Sie blickt mich an, jetzt ganz geschäftsmäßig.
    Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass dir meine Idee besser gefallen wird.
    Mark und Persephone begleiten die Gruppe von Klappergerippen hinaus zu einer Exkursion am Flussufer. Frische Luft. Sonnenschein. Außerdem bitte ich Mark, ein paar von ihnen ins Wasser zu werfen, damit sie endlich mal ein Bad nehmen.
    Um ehrlich zu sein, ich hatte sie darum gebeten, um eine Weile ungestört zu sein. Und Wunder über Wunder, mein Wunsch wurde erhört.
    Ich fische die Visitenkarte heraus.
    Dann rufe ich Milgram an.
    Das Mädchen will erst mal mit ihrem Vater sprechen. Und zwar unter vier Augen.
    Natürlich.
    Nicht hier, sondern in der Sphäre.
    Warum?
    Sie hat Angst. Verständlicherweise. Auf diesem Weg ist es sicherer für sie. Sie will erst mal reinen Tisch machen.
    Wir können das arrangieren. Kein Problem.
    Und ich möchte mich auch mit ihm treffen. Aber persönlich. Um ihm das Mädchen zu übergeben.
    Natürlich.
    Und ich will den U-Bahn-Fahrer.
    Sie kriegen ihn geliefert, nachdem Sie uns das Mädchen geliefert haben. Klar?
    In Ordnung. Ich liefere sie Ihnen.
    Ich lege auf und wende mich Mina zu.
    Sie trägt ein weißes Kreuz aus Verbandsmull auf der Stirn.
    Die blutigen Linien eines roten Kreuzes sickern durch den Mull.
    Darunter ein schwarzes Kreuz, die Fäden der frischen Wunde.
    Bist du sicher, dass du das schaffst?
    Hör zu, ich war seine Freundin und nicht seine beschissene Auszubildende. Aber was Betten betrifft, da kenne ich mich aus. Und ich bin verdammt motiviert, das kann ich dir versichern.
    Das hoffe ich.
    Ansonsten hätte ich mir wohl kaum die Mühe gemacht, dich aufzustöbern, hier draußen im beschissenen New Jersey?
    Skinny Mina. Mina rettet uns den Arsch. Hoffentlich.
    Mina Machina.

34
    Sonntag.
    Die Wiedergeburt New Yorks.
    Der Madison Square Garden ist voll bis unters Dach, wenn er denn noch ein Dach hätte.
    Ein Gospelchor bildet den Auftakt. Dazu ein wahres Tamburingewitter. Überall im Stadion klatschen hunderttausend Hände denselben Rhythmus.
    Dann eine Predigt zum Aufwärmen. Der Eröffnungsakt entzündet das Licht, entfacht Pech und Schwefel. Ein hiesiger Prediger, der offenbar Karriere gemacht hat.
    Dann erscheint T. K. Harrow.
    Engelsgleich. In sanftem Licht erstrahlend.
    Er winkt nach links. Er winkt nach rechts.
    Es regnet Hosiannas.
    Sein Bild wackelt ein wenig, wird dann wieder korrigiert.
    Er lächelt.
    Ein Hologramm.
    Die meisten wussten das bereits. Nur wenige stört es.
    Alle jubeln.
    Ich bin unten im Financial District, wieder in demselben verlassenen Bankgebäude. Ich trabe die Steintreppen hinauf und trete ein. Meine Schritte hallen durch die Lobby. Der unvermeidliche Bauernbursche fängt mich an der Schleuse ab.
    Bauernlümmel geht beim Filzen genauso pedantisch vor wie beim ersten Mal. Er findet das Teppichmesser in meinem Stiefel und außerdem eine Pistole.
    Meine Pistole. Ich hab sie dann schließlich doch noch rausgekramt.
    Er konfisziert beides.
    Schiebt mich durch die Schleuse.
    In Chinatown beugt sich Mina in einem düsteren Raum über zwei Betten. In einem davon liegt Mark, im anderen Persephone, Seite an Seite, als würde gleich eine Bluttransfusion vorgenommen.
    Zwischen ihnen verlaufen Schläuche und Kabel. Mina wird von dem bläulichen Schimmer ihres Laptops angestrahlt. Der ganze Aufbau wirkt, als würde sie einem Wagen Starthilfe geben wollen, der schon seit einem Jahrhundert stillgelegt ist.
    Margo, die Krankenschwester, sitzt neben ihr und raucht.
    Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen?
    Mina wird pampig.
    Sie kümmern sich um Ihre Vitalfunktionen, alles andere überlassen Sie mir.
    Mark und Persephone sind bereits in die Limnosphäre abgedriftet. Ihre Augäpfel zittern unter den geschlossenen Lidern. Sie sind