Spademan: Thriller (German Edition)
Kindertagen.
Geh.
Mark beugte sich vor, Ellbogen auf den Knien, die Hände fest geballt, sodass die Knöchel weiß hervortraten.
Er betrachtete die Löwen, betrachtete New York, die Stadt, in der er am Ende gelandet war.
Wo er auf einer kalten Steintreppe einem Wildfremden die Beichte ablegte.
David hat es nicht einmal bis zum Gästehaus der Mission geschafft. Sein Flieger ist in schlechtes Wetter geraten, traf verspätet ein, lange nach Einbruch der Dunkelheit. Sie haben es trotzdem riskiert, was natürlich blödsinnig war. Das sture Gottvertrauen der Gläubigen, wie mein Großvater es immer genannt hatte. Sie gerieten auf der Straße in einen Hinterhalt. Ohne Zweifel hat David bis zum Ende versucht, diese Leute zu konvertieren.
Tut mir leid.
Das ist keine Geschichte über Versuchung. Verstehen Sie? Keine Geschichte über Begierde oder Liebe, sondern eine über Strafe. Über Gottes Zorn, der einen verfolgt, wenn Gott nicht mit einem zufrieden ist.
Er rieb sich die Hände, als würde er vergeblich versuchen, sie zu wärmen.
Er sagte den Satz wie etwas auswendig Gelerntes.
Doch dem Herrn missfiel sehr, was David getan hatte.
Klingt für mich, als würden Sie hauptsächlich sich selbst bestrafen.
Er warf mir einen finsteren Blick zu, offenbar weil ich hier den Therapeuten spielte.
Tja, wenn das stimmt, dann bin ich verdammt schlecht darin. Deshalb habe ich Sie ja angerufen. Selbst darin habe ich versagt.
Und was ist aus ihr geworden?
Beth? Sie war natürlich am Boden zerstört. Völlig gebrochen. Untröstlich.
Und Sie haben nicht versucht, sie zu trösten?
Nein. Ich konnte ihr nicht mal mehr ins Gesicht sehen. Nicht danach. Also bin ich weggelaufen.
Aber Sie haben sie geliebt.
Er blickte mich an.
Nicht sie. Ihn.
32
Ich reiße das rote Band herunter, schiebe das Teppichmesser in meine Hosentasche, gehe aber nicht in die Wohnung. Noch nicht.
Es gibt ein Lokal in Hoboken, das ich gerne aufsuche, wenn ich gründlich über etwas nachdenken muss. An der Tür steht Social Club, doch in Wahrheit sitzen dort einfach nur ein paar alte Knacker, die Karten spielen und die genau wissen, wie man jemandem das Gefühl vermittelt, unwillkommen zu sein. Bei meinem ersten Besuch dort haben sie mich gemieden, als wären sie Amish-Farmer und ich ein Hausierer, der ihnen elektrische Rasierapparate aufschwatzen will. Bei meinem dritten Besuch war ich dann bereits selbst recht gut darin, grimmige Blicke auf irgendwelche unglücklichen Gestalten abzufeuern, die zufällig hereingestolpert kamen. Es ist die Art von Lokal, wo du ohne zu fragen einen Espresso hingestellt bekommst und wo wegen eines Schachspiels Schlägereien ausbrechen. Versuchen Sie mal, dort ein Schachbrett aufzuklappen, und man wird es Ihnen binnen Kürze über Ihren Klugscheißer-Schädel braten.
Also beschließe ich, einen kleinen Umweg zu machen, nachdem Milgram mich abgesetzt hat.
Ich hocke ein wenig herum und denke über diesen U-Bahn-Fahrer nach.
Mein Espresso wird gebracht, ohne dass ich einen bestellt hätte.
Ich nicke dem Kellner ein Dankeschön zu.
Er nickt zurück.
Dann stellt er eine zweite Tasse hin.
Ich habe niemals jemandem von diesem Lokal erzählt, weder Mark noch Rick noch sonst wem, daher können Sie sich vielleicht meine Überraschung vorstellen, als sich ausgerechnet Simon der Magier den Stuhl mir gegenüber heranzieht.
Die Stuhlbeine scharren quietschend über den Kachelboden.
Die Canasta-Spieler runzeln die Stirn.
Simon der Magier.
Ta-dah!
Er setzt sich, faltet die Hände vor sich auf dem Tisch und seufzt, als wäre er gekommen, um mit mir Schluss zu machen. Dann öffnet er die Hände wieder.
Wollen Sie irgendwo hingehen, wo wir was zu essen kriegen? Vielleicht Pfannkuchen?
Ich stehe mehr auf Waffeln.
Natürlich. Also, dann lassen Sie mich gleich zum Thema kommen. Ich weiß, Sie haben sich gerade mit Milgram getroffen. Und ich weiß auch, was er Ihnen angeboten hat.
Okay.
Lassen Sie mich Ihnen was Besseres anbieten.
Ich bin ganz Ohr.
Sie können das Mädchen behalten. Außerdem liefere ich Ihnen Harrow.
Ich beuge mich vor, damit man unser Gespräch nicht belauschen kann.
Angesichts dessen, was Sie meinem Freund angetan haben, bin ich ehrlich gesagt eher dazu geneigt, mich über diesen Tisch hinweg auf Sie zu stürzen und Ihnen so lange das Gesicht zu zerschneiden, bis ich auf etwas Hartes stoße.
Er kratzt sich den Bart.
Ach so, Ihr Freund. Das war unschön, aber leider unumgänglich.
Ehrlich? Warum das?
Er
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