Spademan: Thriller (German Edition)
macht eine Geste, die wohl eine Verbindung zwischen uns beiden ausdrücken soll.
Solange Sie ihn hatten, brauchten Sie mich nicht. Jetzt brauchen Sie mich.
Vielleicht sollten wir diese Diskussion draußen fortsetzen.
Das können wir gerne tun, klar. Aber wir haben das ja schon einmal versucht, und soweit ich mich erinnere, ist es nicht sonderlich gut für Sie ausgegangen.
Das war in einem Traum. Dies hier ist die schäbige alte Wirklichkeit. Hier draußen bin ich besser.
Simon mustert mich. Seine Fingerspitzen trommeln leicht auf dem Tisch.
Spademan, ich möchte Sie bitten, wenigstens ein einziges Mal die Dinge in einem etwas größeren Rahmen zu betrachten. Ihr Technikfreak-Kumpel ist tot. Er hatte schlimme Atemprobleme.
Nett ausgedrückt.
Wie auch immer, jedenfalls weilt er nun in einer besseren Welt. Und ohne ihn fällt Ihr ganzer Plan in sich zusammen. Sie trachten Harrow immer noch nach dem Leben, aber Sie wissen genau, dass Sie mit irgendetwas Waffenähnlichem in der Hand nicht näher als zwanzig Meter an ihn herankommen. Er dagegen will immer noch das Mädchen, und er hat immer noch mich, und ich bin sehr gut in meinem Job.
Er legt eine Pause ein und reibt seine Handflächen aneinander, als würde er darüber nachdenken, ob er mir ein Geheimnis anvertrauen soll. Dann beugt er sich vor und spricht mit leiser Stimme.
Aber genau an dem Punkt kann ich Ihnen weiterhelfen, oder ich kann jetzt gleich aufstehen und aus Ihrem Leben verschwinden. Zumindest für kurze Zeit. Allein Ihre Entscheidung.
Er lehnt sich zurück. Seine kleine Ansprache ist beendet.
Ich zucke mit den Achseln.
Die Wahrheit ist, Simon, Sie sind zu spät dran. Das Mädchen ist bereits abgehauen. Gleich nachdem Sie einen Ihrer Schlägertypen vorbeigeschickt haben, um sie kalt zu machen.
Einen meiner Schlägertypen?
Klar doch. Dieser livrierte Pförtner. Er liegt drüben in Uptown und übt Rückenkraul in seinem eigenen Blut. Persephones Werk, nicht meins.
Simon grinst.
Rückenkraul, hä?
Vielleicht sollte man besser sagen, er übt den Toten Mann.
Simon klopft seine Taschen ab und sagt währenddessen:
Ich dachte eigentlich, Sie hätten versprochen, das Mädchen zu beschützen, Spademan.
Ja, stimmt, das dachte sie wohl auch.
Er zieht ein Handy aus seiner Tasche.
Sie haben großes Glück, dass ich Ihnen auch in dieser Hinsicht weiterhelfen kann.
Er schubst das Telefon über den Tisch. Das Handy dreht sich wie eine Flasche beim Flaschendrehen. Es bleibt direkt vor mir liegen.
Ich studiere ihn. Er scheint zu dieser seltenen und beneidenswerten Sorte Mensch zu gehören, die komplett mit sich und der Welt im Reinen ist. Ich fühle eine Welle des Zorns in mir aufsteigen, würde am liebsten den Tisch beiseiteschleudern und mich auf ihn stürzen, um ihm in dem kurzen Augenblick, bevor er reagieren kann, ein bleibendes Andenken zu verpassen. Aber das würde schnell in einen stumpfen, tierischen Kampf ausarten. Zwei primitive Bestien, die aufeinander einhacken. Niemand in diesem Laden würde ein Wort darüber verlieren, geschweige denn eingreifen. Diese alten Männer haben viel Schlimmeres gesehen und Stillschweigen bewahrt. Deshalb sind sie auch alle so alt geworden.
Aber dann denke ich an Mark und an die Versuchung. Das Schwert frisst mal so und mal so.
Und dann denke ich an Persephone.
Und dann stelle ich ihm eine Frage, die ich eigentlich nicht stellen sollte.
Und was wird mich das Ganze kosten?
Simons Grinsen wird zu einem Lächeln.
Tja, was kostet die Welt?
Er nennt seinen Preis, und plötzlich sind wir einfach nur noch wie zwei Händler, die um Gewürze, Tuch oder Sklaven feilschen, eine Szene, so alt wie die Welt.
Ich verfüge über ein gewisses finanzielles Polster. Er fordert nicht alles davon, aber fast.
Allerdings muss ich ihn noch eine Sache fragen.
Was ist mit diesem U-Bahn-Fahrer?
Er hält inne. Überlegt.
Was soll mit ihm sein?
Zunächst mal, existiert er überhaupt?
Klar. Zumindest nach allem, was ich weiß.
Wo kann ich ihn finden?
Simon mustert mich gründlich. Er fragt sich, ob das möglicherweise unsere Abmachung gefährdet. Ich frage mich das ebenfalls.
Immer mit der Ruhe, Chef. Ein Deal nach dem anderen.
Ich will einen Namen, Simon.
Vergessen Sie’s. Darum geht’s hier nicht. Hier geht’s um was anderes.
Und wenn es einen richtigen Zeitpunkt gäbe, um definitiv einen Schlussstrich zu ziehen und Rückgrat zu zeigen, dann wäre er jetzt gekommen. Trotzdem tu ich es nicht. Stattdessen sage
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