Spademan: Thriller (German Edition)
ich:
Woher weiß ich, dass ich Ihnen vertrauen kann?
Er breitet seine Hände aus.
Sehen Sie, ich habe kein falsches Ass im Ärmel.
Was Sie meinem Freund angetan haben, kann ich Ihnen niemals verzeihen.
Das erwarte ich auch nicht.
Eine letzte Frage. Warum?
Sind Sie mit dem Begriff Simonie vertraut?
Nein. Aber ich kenne Judas.
Er nimmt einen Schluck Kaffee.
Nun, dann wissen Sie ja, woher der Wind weht.
Ein schwarzer Judas.
Er erklärt es mir:
Erinnern Sie sich noch an diese alte TV-Show, wo jemand in einen großen Plastikkasten gesteckt wurde, in dem Ventilatoren Dollarscheine herumwirbelten? Und er musste sich so viel Geld schnappen, wie er konnte?
Klar.
Ich hatte irgendwie immer den Eindruck, es wäre sehr viel interessanter, zwei Menschen in diesen Kasten zu stecken und sie miteinander einen Kampf um das Geld austragen zu lassen.
Er schiebt seinen Stuhl zurück.
Es wäre irgendwie realistischer gewesen.
Er erhebt sich.
Außerdem ist Harrow alt. Seine Macht ist groß. Und ebenso wie die Natur habe ich einen Horror vor einem Vakuum.
Er streckt seine Hand aus. Sie ist keine Abrissbirne aus Knochen mehr, sondern nur noch eine Hand.
Ein Pakt mit dem Teufel, denn nichts anderes ist das hier, doch gleichzeitig ist es mehr als das.
Es ist ein glücklicher Zufall.
Manchmal kann man nur hoffen, dass einer eintritt, wenn man ihn braucht.
Wir schütteln uns die Hände.
Okay, Simon. Wo finde ich sie?
Simon deutet auf das Handy.
Die erste Nummer auf der Kurzwahlliste.
Und warum in aller Welt glauben Sie, dass Persephone einen Anruf von Ihnen entgegennimmt?
Vertrauen Sie mir. Sie wird rangehen.
33
Diesmal ist sie es, die mich sucht und findet.
Als ich zurück in mein Apartment komme, wartet sie dort bereits auf mich, trägt ein Kapuzenshirt und Docs, die sie über ihre Trainingshose hochgeschnürt hat wie ein Soldat.
Sie plaudert mit Mark.
Sie scheint froh, mich zu sehen.
Hey.
Hey. Du bist zurück.
Klar. Und ich hab Freunde mitgebracht.
Acht ausgemergelte Gestalten, Flüchtlinge aus den Camps. Man kann die Jungs kaum von den Mädchen unterscheiden, so verdreckt sind sie. Außerdem haben alle Dreadlocks.
Ich hasse Dreadlocks.
Unter ihnen ist auch der Typ mit der aufgeschlitzten Stirn.
Ich schätze, er und Persephone haben wohl wieder zusammengefunden
Außerdem sind sie alle kurz vorm Verhungern, denn sie haben eine Woche lang nichts mehr gegessen. Sie haben ihre letzte Energie darauf verwendet, den nächtlichen Polizeistreifen und Gefangenentransportern zu entgehen. Auf dem Weg hierher haben sie sämtliche Abfalleimer umgestoßen und sie nach Essbarem durchwühlt, ohne Erfolg.
Es gibt nicht mehr viele Fußgänger in dieser Stadt. Daher gibt es auch kaum noch Abfall.
Schlechte Zeiten für Müllmänner.
Ich bestelle einen Stapel Pizzas bei diesem Lokal in Hoboken, das noch Lieferungen macht. Ob Wirbelstürme, Stromausfälle oder schmutzige Bomben, das kümmert die alles nicht, man ruft dort an, und prompt gehen sie dran. So was gefällt mir.
Frisch und heiß geliefert in zwanzig Minuten.
Und was noch dazukommt – der Laden nennt sich The Last Slice.
Auch das gefällt mir.
Das ist genau meine Art von Lokal.
Während wir warten, streift ein hungriger Junge durch mein Apartment und wirft einen Blick in meinen leeren Kühlschrank. Findet nichts als Wasserflaschen und Waffelteig.
Also öffnet er das Gefrierfach.
Nichts außer einem Ziploc-Beutel.
Er nimmt ihn heraus. Schüttelt ihn. Vielleicht hält er ihn für meinen geheimen Drogenvorrat.
Was er in gewisser Weise ja auch ist.
Er betastet den Beutel. Drückt den mit Papier umwickelten Inhalt. Fühlt vier steif gefrorene zylinderförmige Gegenstände.
Lächelt.
Dude. Schätze, das ist echt amtlicher Stoff.
Ich nehme ihm den Plastikbeutel aus der Hand. Höflich. Lege ihn zurück ins Gefrierfach.
Glaub mir, der Stoff ist zu heftig für dich.
Was für’n Jammer, Mann!
Ich werfe die Tür des Gefrierfachs mit Schwung zu, obwohl seine Hand immer noch in der Öffnung liegt.
Rasch zieht er sie zurück.
Jetzt erwidere ich sein Lächeln.
Und warne ihn.
Pass auf deine Finger auf.
Achtzehn Minuten später. Es klingelt an der Tür.
Die Pizza ist da.
Sie feiern eine kleine Party und trinken Marks letztes Bier aus.
Ich sitze bei Persephone.
Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.
Mir geht’s gut.
Du solltest nicht einfach so weglaufen.
Und du solltest mich nicht einfach allein lassen.
Stimmt.
Wir hocken eine Weile beieinander,
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