Späte Familie
höre ich ihn kommen, Ella, bist du hier, fragt er, schlieÃt die Tür hinter sich und lehnt sich an sie, betrachtet mich erstaunt. Was tust du, fragt er, und ich lasse das Gummi fallen und ziehe schnell meinen Pullover aus, mir ist auf einmal schrecklich heiÃ, sage ich, ich ziehe mich um, und als Beweis nehme ich ein kurzärmliges T-Shirt aus dem Schrank, ziehe es aber nicht an, mit nackten Brüsten stehe ich vor ihm, als wären sie die letzten Waffen einer Frau, die um ihre Ehre kämpft.
Komm her, sagt er und streckt mir die Hand hin, und ich seufze in seinen Mund, komm heute Nacht zu mir, Oded, wie dringend brauche ich plötzlich seine körperliche Nähe, so dringend wie Medizin, und er sagt, das ist unmöglich, die Kinder schlafen bei mir, und ich dränge ihn, aber Maja ist schon groÃ, sie kann eine Weile mit Jotam allein bleiben, und er sagt, aber es ist das erste Mal, dass sie bei mir schlafen, ich möchte es ihnen nicht schwerer machen als nötig.
Dann komme ich vielleicht zu dir, beharre ich stur, meine Mutter wird auf Gili aufpassen, und er sagt, lass es, das geht heute nicht, bestimmt schlafen sie erst spät ein, aber ich lasse nicht locker, dann komm morgen früh vor der Arbeit, und er sagt, ich fange um acht an, das wird nicht gehen, lass uns auf eine günstigere Gelegenheit warten, und ich drehe ihm den Rücken zu, betrachte den Wipfel des toten Baums, die StraÃenlaterne wirft gelbes Licht auf seine trockenen Zweige, die dünn sind wie Knochen. Was ist mit dir los,fragt er, und ich drehe mich zu ihm um, ich bin nicht bereit, auf eine günstigere Gelegenheit zu warten, schleudere ich ihm entgegen, man muss sich die Gelegenheiten schaffen, wenn man wirklich will, und dann knie ich mich vor ihn hin und öffne eilig den ReiÃverschluss seiner Hose, ich ignoriere die Kinder auf der anderen Seite der Wand, mein Mund umschlieÃt sein Fleisch, und ich höre ihn seufzen, genug, Ella, das geht doch jetzt nicht, aber in seinen Seufzer mischt sich schon Lust, und als ich glaube, dass seine Erregung genug gewachsen ist, lasse ich ihn plötzlich los und stehe auf, jetzt werden wir ja sehen, wie du auf eine günstigere Gelegenheit wartest, flüstere ich, und er atmet schwer, die Lippen vorgeschoben, wirklich, Ella, das passt nicht zu dir, schimpft er heiser, das sind die niedrigsten weiblichen Manipulationen, und ich bin schon schwer vor Angst, das Gewicht dieses Tages drückt mich in die Knie, du kennst mich einfach nicht, flüstere ich ihm ins Ohr, ich habe noch ganz andere Manipulationen für dich, sogar noch niedrigere, wenn du heute Nacht nicht kommst, brauchst du überhaupt nicht mehr zu kommen, und dann streife ich mir schnell eine Bluse über und verlasse das Zimmer, meine Kränkung verwandelt sich sekundenschnell in Bedauern, ich setze mich im Wohnzimmer in den Sessel und bemerke erst da, dass mich die hellen Augen, etwas schräg stehend wie bei ihrer Mutter, beunruhigt betrachten, wo ist mein Vater?
Ich bin hier, meine Schöne, höre ich seine Stimme, nun wieder ausgeglichen und ruhig, das heisere, schwere Atmen ist aus seiner Kehle verschwunden, wir gehen bald, er wendet sich an mich, was ist mit der Pizza, fragt er vorwurfsvoll, als wäre ich verantwortlich für die Lieferung, und ich schaue auf die Uhr und sage, sie wird bestimmt gleich kommen, es ist noch keine halbe Stunde vergangen, ich versuche seinen Blick zu fassen, um ihn wortlos um Verzeihung zubitten, aber er weicht mir aus, schaut erwartungsvoll zur Tür, als komme von dort die Rettung, und tatsächlich kommt sie, eine heiÃe, wohlriechende Pizza, die den Wohnzimmertisch bedeckt und uns alle um sich sammelt, sie scheint die Kraft zu haben, uns für eine gewisse Zeit zu vereinen, so wie sie uns zu Beginn des Abends voneinander getrennt hat, und sogar Maja wird schwach bei dem verführerischen Duft und nimmt das für sie bestimmte, mit gelben Maiskörnern bestreute Stück, und Oded verzehrt langsam ein Stück Pizza mit Tomaten und Käse, nun, da alle Kinder beruhigt sind, sieht auch er zufrieden aus, und ich fülle sein Glas wieder und gieÃe mir selbst auch einen Wodka ein. Wie hungrige Katzen um den Futternapf, sitzen wir um den Tisch, und einen Moment lang scheint alles gut zu sein, und vielleicht war es auch vorhin so, und nur ich war, wie es meine Art ist, zu schnell erschrocken und habe den Schatten des Bergs für den Berg
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