Späte Familie
essen, damit du nicht neidisch zu sein brauchst, und Gili jammert glücklich, und was machen wir dann mit den Pilzen, die wir bestellt haben? Jotam beugt sich vor und flüstert Gili etwas ins Ohr, und beidebrechen in spitzbübisches Gelächter aus, wie zwei junge Füchse, die einen Streich aushecken, und ich betrachte Jotam voller Dankbarkeit, was für ein wunderbarer Junge, auf ihn kann man sich verlassen, jedenfalls mehr als auf seinen Vater, der in meiner Wohnung auf meinem Sofa sitzt und mit seinen dunklen Augen beobachtet, was sich hier abspielt, ich muss zugeben, dass er nichts getan hat, um die Situation zu beruhigen, er hat auch noch kein einziges Wort mit Gili gewechselt.
Was willst du trinken, Oded, frage ich, und er antwortet, etwas Scharfes, und ich gieÃe ihm kalten Wodka ein und frage laut aus der Küche, willst du Kakao, Maja, und zu meiner Freude bejaht sie, lockert damit vielleicht ihren energischen Widerstand gegen diesen Besuch, und ich reiche ihm den Wodka und ihr den Kakao und breche in nervöses Lachen aus, wo ist unsere Liebe, Oded, siehst du sie irgendwo, fühlst du sie, sie hat sich versteckt wie eine vor Fremden erschrockene Katze, aber diese Fremden sind unsere Kinder, unser eigen Fleisch und Blut, und es scheint, dass sogar ich sie schon nicht mehr fühle, und eigentlich möchte ich, dass ihr geht, dass ihr mich mit dem verwöhnten, verrotzten Jungen allein lasst, erst wenn ihr geht, werde ich wieder seine Schönheit sehen. Aufrecht sitzt er in der Sofaecke, in einem weiÃen Kaschmirpullover, den ich noch nie gesehen habe und der seine wie gemeiÃelten Gesichtszüge betont, die beiden senkrechten, wie in Holz geschnittenen Falten auf seinen Wangen, und beobachtet schweigend alles wie ein AuÃenstehender, der Details sammelt, sein Gesichtsausdruck ist kühl und hochmütig, wie der seiner Tochter, bin auch ich in seinen Augen hässlich geworden, wie Gili in meinen, sieht er auch mich jetzt tränenüberströmt, fleckig von Staub und Rotz, so schnell zweifle ich an ihm, an seinen Liebesworten und an seinen Versprechungen.
Maja, vielleicht möchtest du mit den Jungen ein bisschen Computer spielen, oder soll ich dir etwas zum Spielen suchen, sage ich, als die beiden in Gilis Zimmer verschwinden, ich möchte mit ihm allein sein, Gili hat ein paar Barbiepuppen, manchmal spielt er mit ihnen, so schnell verrate ich sein Geheimnis, nur damit sie sich mit irgendetwas beschäftigt, damit sie endlich die Hand ihres Vaters loslässt, aber sie lehnt ab, ich spiele nicht mehr mit Barbiepuppen, und statt ihn loszulassen, setzt sie sich auf seine Knie, legt die Arme um seinen Nacken und sagt, Papa, lass uns gehen, ich habe noch Hausaufgaben zu machen. Dann bringe ich dir deine Tasche aus dem Auto, schlägt er vor, und du machst hier deine Aufgaben, und sie sagt, aber hier kann ich mich nicht konzentrieren, ich will nach Hause, und er verspricht, noch ein bisschen, dann gehen wir, meine Schöne, seine Hand streichelt zärtlich über ihre Haare, über ihren honigfarbenen Knoten, und seine Zärtlichkeit ihr gegenüber weckt Zorn in mir, es ist erst ein paar Minuten her, da habe ich den Launen meines Sohnes nachgegeben, aber als ich jetzt vor ihnen stehe, regt sich mein Widerstand, warum bringt er sie nicht zum Schweigen, warum sagt er nicht, wir bleiben hier, und Schluss, ich bin es, der entscheidet, nicht du. Ihre Anwesenheit in meinem Wohnzimmer ist bedrückend und ihre Ãberheblichkeit verletzt mich, in doppeltem Schweigen betrachten sie die einfachen Möbel, das Bild der Pariserin, das ihnen gegenüber an der Wand hängt, es scheint, als würde auch sie, die Tausende von Jahren an der Palastwand von Knossos überlebt hat, sich unter ihren Blicken auflösen, und ich springe auf und laufe ins Schlafzimmer, die Kleidungsstücke, die ich in meiner Dummheit anprobiert habe, liegen als bunter überflüssiger Haufen auf dem Bett, was habe ich bloà gedacht, nichts kann so schön sein, dass es gegen die Nähe des eigenen Blutes ankommmt, sie ist seineTochter, sie wird immer seine Tochter sein, während ich nur vorübergehend in seinem Leben bin, wie die Wohnung, die er so schnell gemietet hat, und ich nehme das rote Samtband, stelle mich vor den Spiegel, versuche, alle Haare zusammenzunehmen, so dass auch kein einziges auÃerhalb des Gummis bleibt, und genau in dem Moment, als ich es beinahe geschafft habe,
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