Späte Familie
gehalten, und vor lauter Eile, das Ende unserer Beziehung zu beweinen, habe ich das Ende beschleunigt, und erleichtert sehe ich, dass Maja sich neben Gili und Jotam auf den Teppich setzt, sie entspannt sich langsam, beteiligt sich fast gegen ihren Willen an dem geheimnisvollen Tun, als die Jungen aus ihren Schultaschen Scheren herausholen und versuchen, mit ungeschickten Händen die nicht gegessenen Pizzastücke zu zerschneiden, wir machen Essen für die Vögel, verkünden sie ihr laut flüsternd, das streuen wir dann auf den Balkon und beobachten, wie sie kommen.
Was macht ihr da, mit Essen spielt man nicht, schimpft Oded, und ich besänftige ihn, lass sie doch, Hauptsache, es macht ihnen SpaÃ, wir sind wohl beide überrascht über diesen Wortwechsel, als wären wir Eltern, die eine Meinungsverschiedenheit haben, und ich bedeute ihm mit lautlosen Lippenbewegungen, komm einen Moment, und gehe wiederins Schlafzimmer, aber er folgt mir nicht, deshalb rufe ich ihn mit offizieller Stimme.
Was ist denn jetzt, fragt er und betrachtet müde mein Gesicht, hast du noch andere Drohungen für mich? Diesmal bin ich es, die sich an die Tür lehnt, es tut mir Leid, sage ich, ich habe es nicht so gemeint, entschuldige bitte, ich verstehe ja, dass du heute nicht kommen kannst, ich werde warten, so lange es nötig ist, und er seufzt, betrachtet mich mit zusammengekniffenen Augen und sagt, weiÃt du, Ella, vielleicht kenne ich dich wirklich noch nicht, vielleicht habe ich auch kein Interesse daran, dich kennen zu lernen, aber seine Hand streicht über meine Wangen, die unter seiner rauen Berührung erglühen, ich bin bereit, zu vergessen, was vorhin hier passiert ist, aber ich warne dich, solche Spielchen funktionieren bei mir nicht, und ich murmle, es tut mir Leid, entschuldige, und er fragt, also, wo waren wir stehen geblieben? Ich glaube, einen Funken Erregung in seiner Stimme zu hören, und ich knie mich erleichtert vor ihn hin, wenn dies jetzt der Weg zu dir ist, dann ist es auch mein Weg, seine Hände richten meinen Kopf aus, führen ihn mit sanftem Druck an die richtige Stelle.
Diesmal verlässt er vor mir den Raum, und ich gehe ins Badezimmer, wasche mir das Gesicht und besprühe mich mit Parfüm, und als ich ins Wohnzimmer zurückkomme, sitzen alle um das Monopolybrett, und Gili weià nicht, wohin mit seiner Freude, Mama, komm, wir warten nur noch auf dich, und Maja, die ihre Hausaufgaben vergessen zu haben scheint, erklärt die Regeln, ihr könnt doch noch nicht so gut lesen, deshalb werden euch die Eltern helfen, Gili spielt mit seiner Mama und Jotam mit Papa und ich alleine, und wir versinken in das Spiel, würfeln, bewegen die Steine auf dem Brett, häufen StraÃen und ganze Stadtteile an, Häuser und Hotels, kaufen und verkaufen, ja, es ist möglich, sowerden wir jeden Abend zusammen spielen, und jedes Mal, wenn ich ihn anschaue, werde ich erschauern, als führe mir ein Windstoà unter den Rock, und wenn er mir die Monopolysteine hinhält, berührt seine Hand die meine, weckt heftige Begierde inmitten des familiären Glücks, und mir ist, als hätte ich an diesem Abend ein doppeltes Geschenk erhalten, als ich Gili, der auf meinem Schoà sitzt, einen Kuss in den Nacken drücke, er ist begeistert von dem Spiel, beobachtet aber zugleich mit scharfem Blick jede meiner Bewegungen.
Lange bevor das Spiel zu Ende ist, sagt er, es ist schon spät, spielen wir es ein andermal fertig, und Gili, der das meiste Geld angehäuft hat, fleht, noch ein bisschen, nur noch ein bisschen, und ich versuche zu versöhnen, vielleicht lassen wir alles so stehen und spielen beim nächsten Mal weiter, aber Maja, die gerade verliert, beschlieÃt, beim nächsten Mal fangen wir ein neues Spiel an, und diese Worte klingen plötzlich ganz selbstverständlich, sogar für sie, ja, es wird ein nächstes Mal geben, es wird wieder Pizza geben, wieder ein Spiel, ein nächstes Treffen, auch wenn sie beim Abschied wieder förmlich und gleichgültig wirkt, als ich ihr den Mantel gebe, und ich versuche, ihn über die Köpfe der drei Kinder hinweg anzulächeln, gute Nacht, ihr drei, sage ich, und er schickt mir mit einer Bewegung seiner schönen Lippen einen Kuss zu, und mit einem Schlag ist die Wohnung leer und Gili drückt sich an mich und umarmt meine Hüften und sagt, endlich sind wir allein, nur du und ich.
Ich dachte, es hat dir
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