Späte Familie
besänftigen, es ist noch zu früh, um aufzugeben, und wozu auch, mein Glück war einen Vormittag lang vollkommen, und ich denke sehnsüchtig an das kommende Wochenende, als wäre es ein kostbares Erinnerungsstück, ich werde Amnon bitten, Gili zu sich zu nehmen, und wir werden wieder allein sein, wir werden den Zorn zum Schmelzen bringen, schlieÃlich ist ihm Liebe vorausgegangen, man findet Liebe nicht einfach auf der StraÃe, wurde mir einmal gesagt, aber hier, bei uns, gibt es sie.
Als ich schnell aufspringe, um rechtzeitig zur Schule zu kommen, höre ich lauten Lärm aus dem Treppenhaus, es ist Jotams Stimme, daneben hallt noch das Echo einer anderenKinderstimme, vermutlich hat er einen Freund aus der Klasse mitgebracht, damit Gili sich ausgestoÃen fühlt, doch als sie in die Wohnung stürmen und ich einen feindseligen Blick auf diesen bedrohlichen neuen Freund werfe, erkenne ich meinen eigenen Sohn, fröhlich, begeistert, Mama, Oded hat auch mich abgeholt, jubelt er und fügt noch hinzu, schlieÃlich wohnen wir doch jetzt zusammen, und ich küsse seine geröteten Wangen, fahre sogar Jotam durch die Haare, ich lächle beide an, kommt essen, es gibt Schnitzel und Pommes frites, aber Gili schreit, nachher, Mama, Jotam hat meine neue Burg noch nicht gesehen, wir gehen in mein Zimmer spielen und dann in sein Zimmer, und schon flattern sie davon wie zwei Märchenfiguren, und ich bleibe zurück, den Blick auf die Tür gerichtet, durch die Oded hereinkommt, zwei Schulranzen über den Schultern, zwei Mäntel auf dem Arm, offenen Stolz im Gesicht, als habe er mich unbedingt zufrieden stellen wollen.
Ich habe dich angerufen, sagt er, ich wollte dir sagen, dass ich sie beide abhole, aber du bist nicht rangegangen, danke, dass du ihn mitgebracht hast, sage ich, ich war beschäftigt, und er antwortet betont höflich, keine Ursache, fragt aber nicht, wo ich war, meine Antwort müsste sein, bei Amnon, und das würde sofort wieder für Unruhe sorgen, ich war gerade beschäftigt, sage ich noch einmal, aber Oded macht bereits Kaffee, warum fragt er nicht, wo ich war, ist das mangelndes Interesse, Respekt vor meiner Privatsphäre oder Vertrauen, was wäre mir eigentlich lieber, hat Amnons Eifersucht mich bedrückt oder beruhigt, auch wenn man sie nicht vergleichen soll, werde ich solche Vergleiche immer anstellen, ich glaube, selbst wenn ich sagte, ich habe mit meinem Mann geschlafen, ich habe meine Wohnung verkauft, würde er weiter heiÃes Wasser in die Kanne gieÃen, würde Milch und Zucker in die Tasse geben und dann sorgfältigden Löffel spülen. Willst du Kaffee, fragt er, und ich nicke, sage, ich habe meine Wohnung verkauft, und er löst die Lippen von der Tasse, wirklich? Warum? Weil Amnon darauf bestanden hat, sage ich, er braucht das Geld, und er fragt, warum hast du mir nicht vorher davon erzählt? Ich zucke mit den Schultern, hülle mich in einen Mantel aus Selbstmitleid, genäht aus dem Stolz der Helden, dem Stolz des Mädchens, das seinen Kummer versteckt, um seine Eltern nicht damit zu belasten.
Ella, ich bitte dich, sagt er, schieb mich nicht ins Abseits, wir sind zusammengezogen, um einander nahe zu sein, nicht um uns voneinander zu entfernen, und ich setze mich dankbar zu ihm an den Küchentisch, alle Bedürfnisse erwachen wieder und hüpfen ausgelassen herum, du bist bei mir, du bist bei mir, du bist noch immer bei mir, und er fragt, nun, ist das endgültig, hast du schon einen Vertrag unterschrieben? Ja, sage ich, heute Morgen, und er schnalzt mit der Zunge, schade, dass du es vorher nicht mit mir besprochen hast, in solchen Dingen darf man nicht übereilt handeln, und ich sehe ihn erstaunt an, bei welchen Dingen darf man das schon? Wenn man zu Hause auszieht? Wenn man beschlieÃt, zusammenzuleben? Und schon höre ich Ablehnung in seiner Stimme, du hast übereilt gehandelt, hoffe nicht, dein Haus mit mir zu bauen, du hättest deines behalten sollen, denn ich habe dir keinen Ersatz zu bieten, zwischen uns ist noch nichts sicher, und mir schnürt sich der Hals zu vor Kränkung, und ich fauche ihn an, beruhige dich, das verpflichtet dich zu nichts.
Er schaut mich beleidigt an, was ist los mit dir, Ella, du verstehst mich nicht richtig, und ich fauche weiter, nicht richtig? Du willst dich einfach vor der Verantwortung drücken, du weiÃt doch, dass Amnon mich nie aus der Wohnung getrieben
Weitere Kostenlose Bücher