Späte Familie
hätte, wenn ich nicht zu dir gezogen wäre,das alles ist nur passiert, weil du mich gedrängt hast, mit dir zusammenzuziehen, und jetzt sagst du, man darf nicht übereilt handeln? Sätze, von denen ich nicht gewusst habe, dass sie in mir sind, kommen mir über die Lippen, angriffslustig wie Soldaten im Kampf, und er knallt seine Kaffeetasse auf den Tisch, was ist denn los mit dir, du missverstehst mich die ganze Zeit, du glaubst, dass jeder meiner Schritte gegen dich gerichtet ist, ich kann deine übertriebene Empfindlichkeit nicht mehr ertragen, und ich sage, dann prüfe vielleicht mal deine Schritte, prüfe, was du tust, und vor allem, was du nicht tust.
Er seufzt, ich wollte dir schlieÃlich nur helfen, er steht abrupt auf, und ich frage, wohin gehst du, und er sagt, ich hole Maja ab, und ich bleibe wie versteinert am Tisch sitzen, trinke den Rest seines lauwarm gewordenen Kaffees, wieder habe ich versagt. Mein Kopf sinkt schwer auf den Küchentisch, ich habe das Gefühl, als teilte sich jeder einzelne der vergangenen Tage in Dutzende kürzerer Tage auf, der eine voller Wut und Kränkung, der andere voller Hoffnung und Zauber, und zwischen ihnen gibt es keine Nächte, in denen man sich ausruhen könnte. Einer nach dem anderen stürzen sie sich auf mich, schlagen mich mit ihrer Launenhaftigkeit, wenn ich mich in dir geirrt habe, fängt ein neuer Tag an, und ich werde aufs Neue versuchen, an dich zu glauben, denn die Kinder spielen so vergnügt, denn das frühere Leben ist vorbei, denn vor zwei Tagen habe ich dich noch geliebt, denn meine Töpfe sind nun in deiner Wohnung und meine Kleider in deinem Schrank.
Als er kurz darauf mit Maja hereinkommt, gehe ich ihr entgegen, hi, Maja, wie war dein Tag, was für einen schönen Pulli du anhast, sage ich, und sie sagt, danke, den hat Papa mir gekauft, sie schaut sich neugierig um und erklärt, die Wohnung hat sich sehr verändert, du hast viele Möbel mitgebracht,ihre Stimme klingt streng, und ich sage, ja, ich habe alles mitgebracht, was wir hatten, und sie entscheidet, früher war die Wohnung schöner, jetzt ist sie zu voll. Du wirst dich daran gewöhnen, Maja, sagt Oded schnell und wirft mir einen beunruhigten Blick zu, während sie zwischen den Möbeln umhergeht und sie prüfend und misstrauisch betrachtet und mit ihren dünnen Fingern über sie fährt, als wollte sie ihre Existenz beglaubigen, bis sie sich schlieÃlich mit einem lauten Seufzer auf ihr schwarzes Sofa setzt, Papa, ich habe Hunger, sagt sie, und er läuft wie auf Befehl in die Küche, macht den Kühlschrank auf und verkündet, es gibt Schnitzel mit Pommes frites, als hätte er selbst gekocht, und ich sehe mit heimlicher Missbilligung zu, wie das dünne strahlende Mädchen, das seiner Mutter so ähnlich sieht, gierig das Essen verschlingt, das ich für Gili und Jotam zubereitet habe, es sieht so aus, als müsste ich mich an völlig andere Portionen gewöhnen.
Schön isst du, lobt ihr Vater, und sie lächelt ihn mit unschuldiger Bescheidenheit an, doch mir ist klar, dass an ihrer Art zu essen nichts unschuldig ist, auch dies ist Teil eines Plans, den sie gegen mich geschmiedet hat, denn in dem Moment, als sie das letzte Schnitzel vertilgt, platzt Gili in die Küche, Mama, ich habe Hunger, du hast gesagt, es gibt Schnitzel, und ich sage, das Schnitzel ist gerade gegessen worden, ich mache dir etwas anderes, es wird ein bisschen dauern, das nächste Mal musst du eben kommen, wenn ich dich rufe, und schon fängt er an zu schreien, ich will nichts anderes, ich will Schnitzel, und ich wende mich vorwurfsvoll an Oded, vielleicht holst du Schnitzel vom Supermarkt, alles, was ich gekocht habe, ist weg, und er wirft einen Blick auf die Uhr, ich muss zur Praxis zurück, ich bringe es später mit, und damit lässt er mich allein in der Wohnung zurück, mit drei Kindern, wie eine unerfahrene Babysitterin, die nurzu einem kurzen Besuch gekommen ist und plötzlich von dem Hausherrn allein gelassen wird.
Und dennoch wird es einfacher, nachdem er gegangen ist, sogar Maja gibt sich so etwas wie Mühe, sie kommt zu mir, als ich die letzten Kartons in der Küche auspacke, und hält mir ihr zartes helles Handgelenk mit einem selbst gemachten Armband aus Perlen hin, und ich habe das Gefühl, dass ich sie, ohne ihn und ohne die Wellen niederdrückender Sehnsucht, die er in uns beiden weckt,
Weitere Kostenlose Bücher