Späte Familie
drücke den Hut fester auf den Kopf, lasse den Motor an und fahre ihnen direkt hinterher, bete, dass der Weg nicht zu lang ist, und ich klebe fast an dem roten Heck, Ampel um Ampel, wenn er blinkt, blinke ich auch, einen Moment lang blitzt ein breites Lächeln in seinem Rückspiegel auf, und mir bleibt die Luft weg, bis ich verstehe, dass das Lächeln dem Jungen gilt, nicht mir, dem Jungen, von dessen Kopf über dem Rand des Rücksitzes nichts zu sehen ist, bis es mir vorkommt, als wäre das Auto leer, und als er in einer vertrauten, belebten StraÃe die Geschwindigkeit verringert, lächle auch ich, wie gut es zu ihm passt, einfach zurückzukehren, ich hätte es erraten können, in dieser StraÃe hat er vor zehn Jahren gewohnt, in einer voll gestopften Einzimmerwohnung, in diese Wohnung hat er mich eingeladen, um seinen Ausgrabungsbericht über die Keramikfunde zu lesen, die wir in den Trümmern von Tel Jesreel gemacht hatten. Als er das Auto parkt, fahre ich weiter, schaue ihnen dann im Rückspiegel zu, wie sie aussteigen, und als sie in einem kleinen Haus verschwinden, wende ich und wiederhole im Vorbeifahrenzur Sicherheit die Nummer, obwohl ich sie nicht vergessen könnte, selbst wenn ich wollte, auch nicht das hübsche Steinhaus mit den zwei stämmigen Palmen neben dem Eingang, die aussehen wie bewaffnete Wächter.
Die bevorstehende Familienvereinigung legt einen weichen Glanz über unsere Wohnung, und ich räume selig die Vorräte in den Kühlschrank, Bier für ihn und Rotwein für mich und Mangosaft für Gili und einen süÃen Hefezopf und Käse und Obst, als würde heute Abend hier ein Fest stattfinden, ja, auch ich feiere heute Abend ein Fest, so wie die schöne Keren, aber ich lade nicht alle Eltern ein, sondern nur einen einzigen Vater, den ich mir aufs Neue erwählt habe.
Aus welchem Anlass gebt ihr das Fest, hat jemand gefragt, und sie hat mit einem verlegenen Lächeln geantwortet, während ihr eine leichte Röte ins Gesicht stieg, einfach so, wir haben Lust zu feiern, und ich gebe zu, dass auch mir die Gründe für mein Fest nicht ganz klar sind, noch nicht einmal der Ort, wo es stattfinden soll, ob wir Gili mitten in der Nacht aufwecken und zu dritt nach Hause fahren oder ob ich dort bei ihnen schlafe und wir am Morgen heimkehren, vielleicht wird das Fest bei ihm stattfinden und ich werde meine Einkäufe dorthin bringen müssen, aber ich lasse mich durch solche Kleinigkeiten nicht beirren, ich stürme durch die Wohnung, mein Körper, wie durch ein schreckliches Unglück in zwei Teile gespalten, vereinigt sich langsam, mir scheint, dass die Wände an meiner Freude teilnehmen, sie lassen die Bilder tanzen, die Möbel bereiten sich darauf vor, den Verjagten zu empfangen, der als Sieger zurückkehrt.
7
Ella, tu das nicht, stöÃt sie schnell aus, als ich hinter ihrem gebeugten Rücken stehe und ihre Autoschlüssel schüttle, als wären sie Glöckchen, die ein Fest einläuten. Sie steht über das Pflanzengestrüpp auf ihrer Terrasse gebeugt, reiÃt vertrocknete Blätter ab, und ich sage, seit wann bist du so eine Schwarzseherin, Dina, das passt nicht zu dir, und sie richtet sich auf und blickt mich an, es kommt mir einfach nicht vernünftig vor, ihn so zu überraschen, wenn er es ausdrücklich ablehnt, dich zu sehen, und ich protestiere, du verstehst die Situation nicht, schlieÃlich habe ich ihn verlassen, er hat mich angefleht, dass wir zusammenbleiben, was ist dann so schlimm daran, wenn ich zugebe, dass ich mich geirrt habe?
Aber du weiÃt doch noch gar nicht, ob du dich geirrt hast, sagt sie, nimmt mit ihren erdverkrusteten Händen die Schlüssel, du hast es sehr eilig, ihn zurückzuholen, und ignorierst ganz, was zu dieser Trennung geführt hat, hast du darüber nachgedacht, was eine Woche oder einen Monat nach seiner Rückkehr sein wird? An den Tatsachen hat sich schlieÃlich nichts geändert, Amnon ist kein rücksichtsvollerer Mann geworden, und auch du hast dich nicht verändert, hör zu, Ella, du bist noch immer verwirrt, das ist nur natürlich, in solchen Krisensituationen werden wir von widerstrebenden Gefühlen überschwemmt, es braucht viel Zeit, um zu erkennen, was man wirklich empfindet.
Du glaubst nicht, dass das, was ich fühle, richtig ist, frage ich, aber da irrst du dich, und sie sagt, natürlich spürst du ein Bedürfnis
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