Späte Familie
nach ihm, aber die Frage ist, was sich hinterdiesem Bedürfnis verbirgt, Angst, Schuldgefühle, Gekränktheit, die Frage ist, ob bei dir wirklich die Bereitschaft gewachsen ist, Amnon diesmal vollkommen zu akzeptieren, oder ob es sich wieder um eine Illusion handelt, um eine kleine Atempause in euren Machtkämpfen. Du hast keine Ahnung, wie sehr einen Gefühle täuschen können.
Du bist wirklich nicht auf dem neuesten Stand, Dina, beharre ich, hier gibt es keine Verwirrung, ich bin vollkommen sicher, dass ich ihn zurückhaben will, und sie sagt, aber vor einem Monat warst du vollkommen sicher, dass du ihn nicht mehr willst, was hat sich seither eigentlich verändert, auÃer dass er, entgegen deiner Vermutung, auch ohne dich zurechtkommt? Nehmen wir mal an, er hätte dich weiter angefleht zusammenzubleiben, würdest du ihn auch dann noch wollen?
Vielleicht hätte es ein bisschen länger gedauert, antworte ich vorsichtig, vielleicht habe ich den Abstand von ihm gebraucht, um zu verstehen, wie teuer er mir ist, und sie sagt, und vielleicht willst du auch nur das, was du nicht hast, mir scheint, du hast dein Gleichgewicht noch nicht wiedergefunden, Ella, du bist gekränkt von seiner Entfremdung, du hast Angst, ihn zu verlieren, und jetzt ist es für dich das Bequemste, den früheren Zustand wiederherzustellen, aber du willst nicht wissen, was zwischen euch gewesen ist, lass dir noch ein paar Monate Zeit, bevor du das Leben von drei Menschen erneut durcheinander bringst, und ich sage, du bist nicht realistisch, Dina, das ist dein Problem, in ein paar Monaten habe ich ihn ganz verloren, er wird sich daran gewöhnen, ohne mich zu leben, und vielleicht sogar eine andere finden, ich glaube sowieso, dass ich zu lange gewartet habe, wer weiÃ, ob er nicht schon zu seiner früheren Freundin zurückgegangen ist.
Sie zieht sich vor mir in ihre grell gestrichene Küche zurück,tritt vorsichtig auf die orangefarbenen Keramikfliesen, die wie Farn an den Wänden hochklettern, iss etwas, du siehst wirklich ausgehungert aus, sagt sie, ihr Blick wandert besorgt über meinen Körper, der in einem engen weinroten Kleid steckt, und ich bewege die Hand zu meinem Hals, als versuchte ich, ein Messer zu entfernen, in der letzten Zeit habe ich Beschwerden beim Schlucken, sage ich, hast du vielleicht ein Halsbonbon?
Nein, aber ich habe Kuchen, sie holt eine runde Form aus dem Kühlschrank, in der sich ein Schokoladenkuchen befindet, der mit einer dicken Cremeschicht überzogen ist, sie schneidet mir ein groÃes Stück ab, und ich begnüge mich mit der Creme, kratze sie langsam mit einem kleinen Löffel ab und ignoriere den missbilligenden Ausdruck auf ihrem Gesicht, wofür hast du gebacken, einfach so, nur für dich, frage ich, so seltsam kommt mir das plötzlich vor, eine Frau lebt allein in einer Wohnung, mit einem Kuchen, und sie antwortet, ich erwarte morgen Gäste zum Mittagessen, du bist auch eingeladen, und ich sage, danke, morgen bringen wir bestimmt seine Sachen zurück nach Hause, ich weià nicht, ob wir da Zeit haben, und sie seufzt, sieht mich zweifelnd an, Ellinka, für den Fall, dass nicht alles so läuft, wie du glaubst, dann vergiss nicht, dass du morgen Mittag hier eingeladen bist. Danke, wirklich vielen Dank, sage ich ein bisschen überheblich, was habe ich mit diesen gezwungenen Treffen zu tun, die sie für ihre trostlosen, allein stehenden Bekannten organisiert, ich komme überhaupt nicht auf die Idee, dass es nicht klappen könnte, ich bin hochmütig, schlieÃlich liebt er mich, in einem Monat hat er diese Liebe bestimmt nicht verloren, du tust so, als wäre er es gewesen, der mich verlassen hat.
Nach einer gewissen Zeit spielt es keine Rolle mehr, wer wen verlassen hat, bemerkt sie, sondern nur noch, wer sichleichter an die neue Situation anpasst, und ich schnaube verächtlich, Amnon und sich anpassen? Er mag keine Veränderungen. Dass er mich jetzt nicht sehen will, heiÃt noch lange nicht, dass er nicht zurückkehren möchte, ganz im Gegenteil, er ist einfach verletzt, er hat Angst, seinen Willen auszudrücken, aber wenn es von mir kommt, ist er glücklich, du wirst sehen. Wieder seufzt sie, ihre Hände ruhen auf ihren Rippen, als würde sie von einem plötzlichen Kälteschauer gepackt, gut, ich hoffe für dich, dass du Recht hast, die Wahrheit ist, dass ich nicht weiÃ, was ich dir wünschen soll,
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