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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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der unmittelbaren Nachbarschaft keine lebten, glaubte er, ihre innige Verbundenheit mit diesem Land nachvollziehen zu können. Einige der Farmer beschäftigten zwar umherziehende Aborigines als Viehtreiber, aber mit denen kam er selten in Berührung. Phillip Holten traute ihnen nicht und hatte für »diese trägen Schwarzen«, wie er sagte, nichts übrig.
    Barney schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Er begann darüber nachzudenken, welche Ausrüstung sie noch benötigten und was vor dem Scheren sonst noch erledigt werden musste. Es war gutes Weideland, das pro Morgen zwei Schafe ernährte. Sein Vater stellte hohe Anforderungen, und es lag an Barney, dafür zu sorgen, dass seine Vorgaben erfüllt wurden.
    Er gab sich Mühe, seinen Vater nicht mit den anderen Männern zu vergleichen, mit denen er bei den Frenchams zusammengekommen war. Sie strahlten eine raubeinige Herzlichkeit aus, und er mochte ihren lakonischen Witz, ihre derben Späße und die endlosen Diskussionen, bei denen es um Politik, Wolle oder Landwirtschaft ging. In den Gesprächen mit seinem Vater nahm er dagegen meist die Zuhörerrolle ein und erhielt kaum Gelegenheit, seinen eigenen Standpunkt zu vertreten. Gelacht wurde zu Hause selten. Barney schob den Wunsch, sein Vater wäre ein anderer, rasch von sich. Schon als kleiner Junge hatte er begriffen, dass er niemals so sein würde wie die Väter seiner Freunde, und sich damit abgefunden. Er wusste, sein Vater war ein aufrichtiger Mann, der an das, was er tat, glaubte und auf das Erreichte stolz war. Aber Barney wünschte sich, er würde auch seine Leistungen anerkennen, und er sehnte sich insgeheim danach, von ihm zu hören, dass er auf seinen Sohn stolz sei.
    Als er von der befestigten Straße in den Weg zur Farm einbog, hoffte er, dass ihn dort kein Sonntagsbraten erwartete. Er würde keinen Bissen mehr hinunterbringen. Dann sah er etwas Ungewöhnliches – vor der Auffahrt zu den Pembertons parkte ein Wagen. Nein, geparkt war er nicht. Die Motorhaube stand offen, und jemand machte sich darunter zu schaffen. Das Auto gehörte niemandem, den er kannte – es war ein Buick, der bestenfalls aus den Dreißigern stammte. Barney bog in den Feldweg ein und hielt an.
    »Hallo. Sieht aus, als hätten Sie eine Panne.«
    »Die kommt nicht mehr auf die Beine, so viel ist sicher. Jedenfalls nicht so bald. Unsere Betsy ist ein launisches altes Weibsbild, aber ich weiß schon, wie man sie anpacken muss.« Bob McBride grinste Barney an. Er trug ein geflicktes Khakihemd, alte Armeehosen und Stiefel und hantierte mit einem Schraubenschlüssel herum. Seine Hände waren ölverschmiert, und quer über seine Wange verlief ein schwarzer Streifen.
    »Kann ich helfen? Ich habe Werkzeug im Wagen. Oder soll ich Sie abschleppen?«, bot Barney ihm an.
    »Danke, Kumpel. Ich komm schon zurecht, glaube ich. Aber Sie könnten sich mal reinsetzen und versuchen, sie anzulassen.«
    Barney setzte sich hinters Steuer, wo er tief in dem alten Polster versank. Er drehte den Zündschlüssel einmal, dann ein zweites Mal, bis der Motor spuckend anzuspringen begann. »Nicht lockerlassen, geben Sie ihr mehr Saft. Okay, das reicht.«
    McBride schlug die Motorhaube mit einem Knall zu und verstaute den Schraubenschlüssel in der Hosentasche.
    Barney vergewisserte sich, dass der Leerlauf eingelegt war, und zwängte sich dann aus dem Auto. McBride drehte sich eine Zigarette.
    »Tja, da hat sie sich den denkbar schlechtesten Moment ausgesucht, um aufzugeben«, sagte er.
    »Wollten Sie zu den Pembertons?«
    »Gestern Abend, ja. Wir sind einen ganzen Tag lang unterwegs gewesen, aber so kurz vor dem Ziel muss sie natürlich schlappmachen. Uns blieb nichts anderes übrig, als im Dunkeln zum Haus zu wandern. Da hat sie uns wirklich sauber reingelegt«, fügte er gut gelaunt hinzu.
    »Wohnen Sie bei den Pembertons?«
    »Nein, wir sind in dem anderen Haus untergebracht. Ich mache mich bei ihnen ein bisschen nützlich und will mir nebenbei auch in meinem eigentlichen Beruf was suchen. Ich bin übrigens Bob McBride.« Er streckte eine Hand aus, zog sie aber gleich wieder zurück, um sie an der Hose abzuwischen. »Schmieröl, tut mir Leid.«
    »Barney Holten.« Er nahm die ölverschmierte Hand und schüttelte sie kräftig. »Was ist denn Ihr eigentlicher Beruf, wenn ich fragen darf?«
    »Ich bin Scherer. Hab die Familie mitgebracht, um mal für ein Weilchen an einem Ort zu bleiben. Ein Kumpel hat mir den Job bei Keith Pemberton

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