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Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Titel: Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Baron
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will er nichts wissen: »Alle sagen, irgendwann wird die Musik aufhören zu spielen. Aber niemand weiß, wann und wodurch das ausgelöst wird. Ich bin da eigentlich optimistischer.«
    Ackermann beurteilt die wirtschaftliche Großwetterlage wie der langjährige Chef der US -Notenbank Fed, Alan Greenspan, und der Internationale Währungsfonds IWF . Dieser hatte noch im April 2007 in seinem World Economic Outlook festgestellt, dass die Risiken für die Weltwirtschaft extrem gering geworden seien und es momentan keinen Grund zu Befürchtungen gebe. Greenspan, der später auch die Deutsche Bank beraten sollte, verweist darauf, durch die Globalisierung seien »mehr als eine Milliarde Arbeitskräfte, viele gut ausgebildet, alle schlecht bezahlt, aus den lange vom globalen Wettbewerb isolierten Planwirtschaften auf den internationalen Markt« geströmt. Dies sorge weltweit anhaltend für einen »Rückgang von Löhnen, Inflation, Inflationserwartungen und Zinsen«.
    Kaum war das Interview mit Josef Ackermann jedoch ausgestrahlt, kracht es vernehmlich im Gebälk des Finanzsystems. Am 21 . Juni melden zwei Fonds der amerikanischen Investmentbank Bear Stearns, die in sogenannten Subprime-Papieren engagiert sind, schwere Wertverluste. Das Mutterhaus muss mit über drei Milliarden Dollar zu Hilfe eilen.
    Am selben Abend gastiert Josef Ackermann im Willy-Brandt-Haus, der Berliner Parteizentrale der SPD – nicht gerade ein Heimspiel für einen Deutsche-Bank-Chef. Von der Krise auf dem amerikanischen Immobilienmarkt und davon ausgehenden Gefahren für die Weltwirtschaft ist bei den Genossinnen und Genossen, unter ihnen der amtierende Finanzminister Peer Steinbrück, kaum die Rede. Warnungen sind nur im Hinblick auf Hedge- und Staatsfonds zu vernehmen. Angesichts der Tatsache, dass Letztere schon bald als Geldgeber von in Not geratenen Banken hochwillkommen sein würden, mutet das im Nachhinein geradezu gespenstisch an.
    Josef Ackermann ist kein mitreißender Redner, kein Volkstribun, der Schweizer »Ricola-Ton« ( Stern ) tut ein Übriges. Aber der Chef der Deutschen Bank strahlt Glaubwürdigkeit aus, vor allem wenn er sein Manuskript beiseitelegt und frei und spontan spricht. Das tut er allerdings nur selten. Die Gefahr, dass eine spontane Formulierung unerwünschte Irritationen auf den Finanzmärkten oder in der Politik auslöst, ist zu groß.
    Die unter der überlebensgroßen Statue ihres Parteiidols Willy Brandt versammelten Sozialdemokraten schlucken an dem Abend jedenfalls bereitwillig die Beruhigungspillen des Schweizers. Das Risiko-Management der Banken sei in den zurückliegenden Jahren deutlich besser und das Finanzsystem durch die Verbriefung von Krediten, deren Weiterverkauf sowie die damit verbundene breite Risikostreuung erheblich stabiler geworden. Die Stimmung beim anschließenden Umtrunk ist entsprechend gelöst, die Sozialdemokraten können gar nicht genug bekommen von dem seltenen Gast aus dem Lager des Großkapitals, der Spätburgunder fließt bis spät in die Nacht.
    Wenige Tage danach kommt der nächste Warnschuss: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ( BIZ ) in Basel, eine Art Zentralbank der Zentralbanken, konstatiert in ihrem Jahresbericht einen »irrationalen Überschwang« auf den Finanzmärkten, kritisiert die lockeren Kreditvergabestandards vor allem in den USA , plädiert für eine straffere Geldpolitik und warnt vor Wertpapieren, »die immer komplexer und undurchsichtiger werden«.
    Doch auch diese Mahnung verhallt, die Tanzfläche bleibt voll. Klaus Martini, damals Chefanlagestratege für Privatkunden bei der Deutschen Bank, hebt seine Dax-Prognose bis zum Jahresende auf 8500 Punkte an. Josef Ackermann bricht gut gelaunt zum zweiten Mal binnen zwei Wochen nach Berlin auf. Ziel ist diesmal das Sommerfest der Bild -Zeitung, auf dem sich Jahr für Jahr nahezu die gesamte politische Prominenz und auch eine Reihe von Unternehmenschefs einfinden.
    Am Eingang zu dem Springer-Gelände steht der Riesenstrandkorb, in dem die Regierungschefs des G 8 -Gipfels in Heiligendamm wenige Tage zuvor für das traditionelle Abschlussfoto abgelichtet worden waren. Bei dem Treffen in dem Ostseebad hatte Gastgeberin und Ratspräsidentin Angela Merkel schärfere Regeln für die Finanzmärkte durchsetzen wollen. Amerikaner und Briten, die Gralshüter der globalen Geldbranche, hatten den Vorstoß der Deutschen allerdings kühl abgeblockt.
    Gesprächsthema ist das an diesem Abend bei Bild allerdings nicht. Josef

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