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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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die kriege, verliere ich leicht die Kontrolle über mich, dann stoße ich ganz seltsame Laute aus.« Gunnar gab ein gedämpftes Geräusch von sich, das an das Brüllen eines Stiers erinnerte.
    Der Ministerialbeamte blickte sich peinlich berührt um.
    »Ich befürchte stark, dass der Pilot mich raussetzen lässt, noch bevor wir abheben.«
    »Wie bitte?«
    »Das wär wohl nicht so gut. Du erinnerst dich, der Ministerialdirigent hat größten Wert darauf gelegt, dass ich dabei bin. Ich spreche Deutsch, wie du weißt.«
    »Ja, und?«
    »Es wär vielleicht nicht gut, wenn er mich raussetzen würde.«
    »Nein.«
    »Und da müssen wir was unternehmen, oder nicht?«
    »Möchtest du, dass ich mit dem Piloten spreche?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Tausch den Platz mit mir.«
    »Was?«
    Gunnar gab ein weiteres Bööh von sich und lächelte anschließend so breit, dass die Zahnlücke zwischen seinen Schneidezähnen besonders gut zur Geltung kam. Die junge Frau auf dem Fensterplatz starrte Gunnar entsetzt an.
    Der Beamte aus dem Außenministerium blickte sich noch einmal um und stellte fest, dass die anderen Passagiere in der Businessclass die Szene interessiert mitverfolgten. Er stand auf, öffnete das Fach über seinem Sitz und holte seine Aktentasche heraus.
    »Nummer 23c. Wir sehen uns in Berlin«, gab Gunnar ihm mit auf den Weg.
    08:00
    Birkir beobachtete, wie der Mann aus dem Ministerium den Mittelgang entlang kam und nach den Sitznummern sah. Bei Reihe 23 blieb er stehen, öffnete das Gepäckfach und schaffte es mit einiger Mühe, seine Aktentasche hineinzustopfen, denn das Fach war im Grunde genommen voll. Dann setzte er sich wortlos auf den Sitz und legte sich den Gurt an.
    »Sehr freundlich von dir, den Platz mit meinem Kollegen zu tauschen«, sagte Birkir.
    Der Ministerialbeamte schwieg zunächst, sah aber dann zu Birkir hinüber. »Tickt der eigentlich ganz richtig, dieser Kollege von dir?«, fragte er.
    »Er ist ein guter Kriminalbeamter, integer und grundanständig«, antwortete Birkir. »Hin und wieder hat er ungewöhnliche Einfälle. Ich hoffe, er hat sich nicht danebenbenommen.«
    Sigmundur warf Birkir einen Blick zu und sagte: »Er hat sich benommen wie ein Geisteskranker.«
    Birkir lächelte entschuldigend. »Er ist nicht kränker als du oder ich«, sagte er. »Höchstens manchmal ein bisschen spontan.«
    »Also, das kann ich ihm einfach nicht durchgehen lassen«, sagte Sigmundur. Er schnallte sich los und machte Anstalten aufzustehen.
    »Halt. Moment«, sagte Birkir und griff nach Sigmundurs Arm. »Es wäre vielleicht gar nicht schlecht, wenn du hierbleiben und mich unterwegs ein wenig über den Fall in Kenntnis setzen würdest. Das spart uns Zeit in Berlin.«
    Der Mann aus dem Ministerium ließ sich wieder auf seinen Sitz zurücksinken. Er überlegte kurz und sagte dann: »Na schön. Ich hoffe nur, dass er in Deutschland keine Probleme machen wird. Das ist eine sehr heikle Angelegenheit. Der Außenminister ist überaus besorgt.« Er legte den Gurt wieder an.
    »Nein, da wird es keine Probleme geben, das verspreche ich. Gunnar kann sich benehmen«, entgegnete Birkir. »Was ist dir über diesen Fall bekannt?«
    Sigmundur holte sein Smartphone aus der Brusttasche.
    »Hier«, sagte er, »dieser Text kam heute Morgen per E-Mail. Es handelt sich um das Statement, das nachher um neun Uhr im Außenministerium auf einer Pressekonferenz verlesen werden wird.«
    Birkir las auf dem Display: »Gestern früh fand ein Botschaftsangehöriger einen Toten in den Räumen der isländischen Botschaft in Berlin. Die äußeren Umstände lassen keinen anderen Schluss zu, als dass der Tod nicht auf natürliche Weise erfolgte. Der Tote ist isländischer Nationalität, aber kein Angehöriger der Botschaft. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es noch nicht möglich, seinen Namen bekannt zu geben. Mitarbeiter der isländischen Kriminalpolizei befinden sich auf dem Weg nach Berlin, wo sie sich in Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbeauftragten der Nordischen Botschaften, der Berliner Kriminalpolizei und den Außenministerien beider Länder mit der Aufklärung des Falls befassen werden.«
    »Es wäre besser gewesen, wir hätten mit dieser Pressemitteilung noch etwas warten können«, sagte Sigmundur, »aber schon gestern ist etwas durchgesickert, und die Leute von den Medien hängen bereits an den Telefonen.«
    Er schaltete das Gerät aus, als die Maschine langsam vom Flugsteig zurücksetzte.
    »Weißt du sonst noch etwas?«, fragte

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